Pfalz Türkische Regierung verweigert RHEINPFALZ-Autor Arbeitserlaubnis

Erdogan-Anhänger schwenken türkische Flaggen. Symbolbild: dpa/Ronald Wittek
Erdogan-Anhänger schwenken türkische Flaggen. Symbolbild: dpa/Ronald Wittek

Die türkische Regierung hat zwei deutschen Journalisten die Akkreditierung entzogen. Einer der beiden ist Thomas Seibert, der als Korrespondent für die Berliner Zeitung „Tagesspiegel“ akkreditiert ist und seit vielen Jahren auch für die RHEINPFALZ berichtet. Auch ZDF-Korrespondent Jörg Brase wurde die Akkreditierung verweigert.

Nach 20 Jahren Akkreditierung entzogen

Die Informationsabteilung beim türkischen Präsidialamt teilte Seibert am Freitag mit, dass ihm nach mehr als 20 Jahren im Land die Akkreditierung entzogen werde. Gründe wurden nicht genannt. Auch die Akkreditierung von ZDF-Korrespondent Jörg Brase wurde beendet. Nach den türkischen Gesetzen müssen die beiden Journalisten nun das Land verlassen. Beide wollen Einspruch einlegen.

Weitere Verlängerungen stehen aus

Seibert, 55 Jahre alt, ist seit 1997 ohne Unterbrechung in der Türkei akkreditiert. Die zweite „Tagesspiegel“-Korrespondentin Susanne Güsten, die ebenfalls seit 22 Jahren in der Türkei arbeitet und wie Seibert auch RHEINPFALZ-Autorin ist, hat noch keinen Bescheid über die Verlängerung ihrer Akkreditierung. Insgesamt warten rund 80 Auslandskorrespondenten noch auf ihre Arbeitsgenehmigungen, darunter mehr als ein Dutzend deutsche Reporter. Ausländische Journalisten in der Türkei müssen sich jedes Jahr neu akkreditieren. Die Karten gelten als Arbeitserlaubnis, sind aber auch Grundlage für die Ausstellung einer Aufenthaltsgenehmigung.

Bestrafung durch die Behörden

In den vergangenen Jahren hatten die türkischen Behörden immer wieder bestimmten Journalisten offenbar aus Unzufriedenheit mit deren Berichterstattung die Pressekarten verweigert. Auch der deutsch-türkische Reporter Deniz Yücel hatte vor seiner Inhaftierung im Februar 2017 keine Pressekarte erhalten. Türkische Journalisten stehen unter größerem Druck; mehr als Hundert sitzen nach Angaben türkischer Journalistenverbände im Gefängnis. Die Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin nannte die Ablehnung der Akkreditierungen „nicht nachvollziehbar“. Staatssekretär Andreas Michaelis protestierte in einem Telefonat mit dem türkischen Botschafter gegen die Entscheidung der türkischen Behörden und verlangte, diese zurückzunehmen.

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Korrespondent Thomas Seibert
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