Weinwelt Die Verbindung von Bibel und Wein

Ein Spaziergang durch die Biblische Weingeschichte: Biblischer Weinpfad bei Kirrweiler.
Ein Spaziergang durch die Biblische Weingeschichte: Biblischer Weinpfad bei Kirrweiler.

Wein, Reben und Weinberge nehmen in der Bibel einen zentralen Platz ein. Woher kommt die starke Verbindung zwischen Glauben und Wein? Und wo kann man in der Pfalz diese Verbindung finden?

Im Christentum besitzt Wein eine wichtige sakrale Bedeutung, da er gemäß der Überlieferung des Neuen Testaments beim letzten Abendmahl nach katholischer Lehre zum Blut Jesu Christi wird. Wer in die Bibel eintaucht, findet an vielen weiteren Stellen den Wein als Symbol und als Teil von Geschichten. Als zum Beispiel Noahs Arche den Berg Ararat erreicht und alle Tiere freilässt, beobachtet Noah eine Ziege beim Naschen von Weinbeeren. Dieser Moment veranlasst ihn dazu, Weinbauer zu werden. Jesus selbst bezeichnet sich im Neuen Testament als Weinstock und seinen Vater als Weingärtner. Jesus sagt: „Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben.“ Da vor allem Mönche und Klöster den Wein im frühen Europa verbreiteten, trugen sie auch die christlichen Geschichten und ihren Glauben in die Weintraditionen vor Ort. Daneben gibt es Weinheilige, die als Schutzpatron für Weinbauern, Weinberge und Reben gelten. Die Weinheiligen sind oft mit dem Vegetationszyklus der Reben oder Wetterphänomenen verknüpft.

Kirche auf dem Etikett

Glaube und Wein spiegeln sich auch auf Etiketten wider. So in Ellerstadt beim Weingut Herbert Hammel. „Die Kirche hatte mein Opa damals mit auf das Etikett gebracht. Das Symbol der Kirche war für meinen Opa sehr wichtig. Das Weingut befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Kirche, er war Presbyter und die Kirche war für ihn auch immer gleich Heimat. Schon von weitem, wenn man den Kirchturm sieht, fühlt man sich gleich wieder zu Hause. Im Zweiten Weltkrieg hat er immer bei gefährlichen Situationen an seine Familie gedacht, und den Wunsch gehabt: hoffentlich sehe ich den Kirchturm wieder“, erklärt Jasmin Hammel-Britz. Seit Ende der 1990er Jahre ziert der Hammelkopf die Etikette des Weinguts Herbert Hammel und ist das alleinige Logo.

Weinlagen mit Kirchenbezug

Auch in der Flur spiegelt sich die Verbindung: Eine Einzellage in Deidesheim heißt etwa Herrgottsacker. Die nach Südosten bis Südwesten ausgerichteten Weinberge mit fünf bis 20 Prozent Hangneigung umfassen 111 Hektar Rebfläche. Die Böden bestehen aus lehmigem Sand, die zum Teil mit Geröllen und Kalkstein-Verwitterungsgestein durchzogen sind. Es handelt sich auf Grund der enormen Größe um eine sehr inhomogene Lage. Hier wird hauptsächlich die Sorte Riesling kultiviert. Weitere Einzellagen namens Herrgottsacker gibt es in Dirkheim und Kleinkarlbach. Die Erstnennung des Namens war im Jahr 1491 („der hergots Acker“). Mit dem Namen Herrgottsacker beziehungsweise Gottesacker wurde früher der Kirchhof bezeichnet.

Die Großlage Forster Mariengarten wiederum hat eine Größe von 349,5 Hektar. Ihre Höhe liegt zwischen 117 und 270 Meter über Normal Null, sie ist zu sieben Prozent steil, zu 50 Prozent hängig und zu 43 Prozent flach. Der Boden besteht aus Lehm, Kalk, Letten, sandigem Ton und sandigem Lehm, außerdem zum Teil aus Basalt, welcher vom nahen Pechsteinkopf stammt. Namensgebend für die Weinlage war die barocke Madonnenstatue, welche oberhalb von Forst in der Weinlage steht. Der Besitzer des Weinguts Dr. Deinhard, Ökonomierat Hoch, ließ sie Ende der 1920er-Jahre hier aufstellen.

Domtor und Domnapf

Beim Dom in Speyer finden sich ebenfalls Motive um Glauben und Wein. Am Tor des Doms ist etwa Noah abgebildet, der erste Weinbauer. Und vor dem Dom steht der sogenannte Domnapf. Er fasst 1580 Liter Wein. Die Schale aus Sandstein wurde im Jahr 1314 zum ersten Mal in Urkunden erwähnt.

Domnapf: Aus Sandstein und Bronze, 1314 erstmals erwähnt.
Domnapf: Aus Sandstein und Bronze, 1314 erstmals erwähnt.

Im Mittelalter herrschte eine strikte Trennung zwischen dem Hochstift des Bischofs, wo das kirchliche Recht galt, und dem reichsstädtischen Gebiet von Speyer. Dieser Rechtsunterschied ist als Inschrift auf dem Domnapfbrunnen in Speyer verewigt: Das Gefäß wird ausdrücklich als Zufluchtsort für Schuldige beschrieben. Verurteilte und Verfolgte überquerten die Grenze zum Hochstift, um einer Bestrafung zu entgehen. Zugleich wohnt dem Domnapf eine besondere sakrale Bedeutung als Weingefäß inne.

Noah, der erste Winzer: Tor am Dom in Speyer.
Noah, der erste Winzer: Tor am Dom in Speyer.

In den vergangenen 100 Jahren wurden mehrere öffentliche Füllungen zu besonderen kirchlichen Anlässen wie zum Beispiel dem Besuch des Papstes 1987 gefeiert, bei denen der Napf mit Wein gefüllt und der Bevölkerung gewidmet wurde. Die letzte Füllung war 2017 zum 200-jährigen Bistumsjubiläum. Der Weihbischof Otto Georgens hatte in Reimform Wein, Domnapf und Bistum besungen: „Um den Durst zu stillen, wär ab und an der Domnapf zu füllen“. Georgens, der seine in Speyer bekannte Bezeichnung als „Woibischof“ erwähnte, hatte „die Ehren, nun mit Euch den Napf zu leeren“. Der Wein kam aus der Pfalz: 1400 Liter Riesling der Weingüter Liedy aus Frankweiler und Schäfer aus Mußbach waren im Domnapf. Da bleiben 2024 nur die spannenden Fragen, wann ist die nächste Füllung und welche Weingüter liefern den Wein?

Biblischer Weinpfad

In der Pfalz finden sich auch ganz weltliche Zeugnisse dieser Verbindung. Zum Beispiel ein besonderer Weinlehrpfad bei Kirrweiler. Der Weg ist eben, gut asphaltiert und für die ganze Familie geeignet. Auf der 2,5 Kilometer langen Runde lassen sich Wein und Bibel an zwölf Stationen erkunden. Auf Schautafeln sind alle wichtigen Wein-Themen aus der Bibel dargestellt. Die ersten vier Stelen mit Wein-Stock und Bibel, Baum des Lebens, Weinberg und Volk Gottes beispielsweise stehen direkt hinter der Marienkapelle. Die fünfte Stele (Jesus, der Weinstock) befindet sich ein Stück weiter. Danach biegt der Weg nach links ab und es wird etwas lauter: Kurz vor der Autobahn befindet sich die sechste Stele (Lebenswasser, Rebenblut), wo der Weg dann links abzweigt. Kurz danach geht es gleich wieder links ab zur siebten Stele (Lebensgefahr). Jetzt ist der Autobahn-Verkehr kaum noch zu vernehmen. Zur achten Stele (Friede) geht es weiter gerade aus und danach rechts ab zur neunten Stele (Wein und Liebe). Auf gerader Strecke findet man schließlich rechts des Wegs noch die zehnte und elfte Stele (die Hochzeit von Kana, das Abendmahl). Kurz vor der Marienkapelle findet sich schließlich die letzte Stele (der Himmel).

Ein Rundweg, der neue Erkenntnisse zum Thema Glauben und Wein bringt und sich für den Familienausflug anbietet. Wer möchte, kann am Wegesrand gemütlich picknicken. Sitzgelegenheiten aus Holz sind vorhanden.

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An dieser Stelle finden Sie Umfragen von Opinary.

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