Leo-Wandertipp Geo- und Biotop bei Göllheim: Lebendige Mondlandschaft

Vorm Donnersberg am Abgrund: der Tagebau am Elbisheimerhof.
Vorm Donnersberg am Abgrund: der Tagebau am Elbisheimerhof.

Selbst wenn in Italien designte Vespas, Handtaschen, Kleidung und Büromöbel im Farbton „RAL 7033“ glänzen: Unter den Lieblingsfarben rangiert zementgrau weit hinten. Bis der namensgebende Zement – neben Weißzement – in seiner typischen Farbe die Fabrik verlässt, ist eine genaue Rezeptur nötig. Wichtige Komponente dabei ist Kalkmergel. Und der liegt im Boden vor dem Zementwerk. Das wurde wegen des Rohstoffs in den 60er-Jahren genau hier gebaut. In mehr als einem halben Jahrhundert hat schon sehr viel Zement das Nordpfälzer Dyckerhoff-Werk verlassen. Selbst das Berliner Kanzleramt und der Betze wurden mit Göllheimer Zement gebaut.

Entsprechend viel Kalkgestein hat die Fabrik bereits verschlungen. Das Ergebnis: Zwei riesige Löcher in der Landschaft rechts und links der L 449 zwischen Göllheim und Elbisheimerhof (Gemeinde Marnheim). Im Osten wird heute noch fleißig gebaggert. Im Westen erblickt man irre Geländeprofile, viel Grün und hellgelb leuchtendes Gestein – hervorragend zu sehen übrigens auch auf Satellitenbildern der Kartenanbieter im Internet.

Das von Dyckerhoff Zurückgelassene präsentiert sich an Steilwänden aus meterdicken Schichten, entstanden aus vor 20 Millionen Jahren hier lebenden Muscheln und Algen. Sie wechseln sich mit weiteren bunten Bändern aus anderen erdgeschichtlichen Zeiten lange vor dem Menschen ab. In einer allmählich versandenden Meereslagune sammelte sich einst das heute so wertvolle organische Bindemittel für die Bauindustrie.

Am Elbisheimerhof bleibt im Gegenzug ein in dieser Form einzigartiges Bio- und Geotop.

Schmetterlinge, Insekten, Amphibien und viele seltene Pflanzen haben das größtenteils der Natur überlassene Tagebauloch besiedelt. Ebenfalls stark: die bizarren Steingebilde als Hinterlassenschaft aus dem industriellen Abbau. Man bewundert das weite Gesamtpanorama mit dem mächtigen Donnersberg im Hintergrund genauso wie ganz aus der Nähe die zu Stein gewordenen Algen. 16 Infotafeln erklären, worauf Hobbygeologen und Naturforscher achten können. Sie stehen entlang des Ein-Kilometer-Spazierwegs ab dem Parkplatz am Elbisheimerhof. Der Pfad führt zunächst entlang der Abbruchkante.

Es wird informiert über Geologie, Zement und Natur, während man gemächlich in die Tiefe des gigantischen Lochs vorstößt. Eigentlich sollten hier Äcker rekultiviert werden. Doch auch so scheint die Landschaftswunde geheilt. Jedenfalls: Eine spannende Entdeckungsreise in eindrucksvollem Gelände voller Leben bietet der Geopark Dachsberg bei Göllheim.

Paradies für einige seltene Tier- und Pflanzenarten: Wasserstellen im ehemaligen Tagebauloch.
Paradies für einige seltene Tier- und Pflanzenarten: Wasserstellen im ehemaligen Tagebauloch.
Von Profis erkennbar: Algen auf dem Meeresgestein.
Von Profis erkennbar: Algen auf dem Meeresgestein.
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