Ab 12. Oktober Klangmagie für indische Götter: Gustav Holsts Oper „Sita“ in Saarbrücken

Kampf zwischen Lotusblüten: Das Staatstheater Saarbrücken zeigt „Sita“ in einer Inszenierung von Jakob Peters-Messer.
Kampf zwischen Lotusblüten: Das Staatstheater Saarbrücken zeigt »Sita« in einer Inszenierung von Jakob Peters-Messer.

Von Gustav Holst kennt man „Die Planeten“ – und das war’s dann auch schon. Der britische Komponist – geboren 1874, 1934 gestorben – gilt, zumindest jenseits des Ärmelkanals, als klassisches One-Hit-Wonder. Ein Vorurteil, mit dem man am Staatstheater Saarbrücken in dieser Saison aufräumen will.

Dort nimmt man Holsts 150. Geburtstag zum Anlass, sattsam unbekannte Werke des Briten in den Sinfoniekonzerten aufzuführen: die effektvolle Kantate „Thy Mystic Trumpeter“ etwa. Oder die durch einen Roman von Thomas Hardy inspirierte Orchesterfantasie „Egdon Heath“. Auch Holsts Kammeroper „Savitri“ steht, ab Februar, auf dem Spielplan.

Die eigentliche Sensation indes ist die Uraufführung der Oper „Sita“. Holst dichtete und komponierte dieses Werk, das wie die später entstandene Oper „Savitri“ auf altindischer Mythologie basiert, in den Jahren 1899 bis 1906. Er hoffte, damit den Wettbewerb eines renommierten Musikverlags zu gewinnen, verfehlte den ersten Platz jedoch knapp, wodurch seine Hindu-Oper unpubliziert und unaufgeführt blieb. Die Saarbrücker Theatermacher spürten Holsts Originalmanuskript in der British Library in London auf – und so wird „Sita“ nun, 118 Jahre nach ihrer Vollendung, dem Dornröschenschlaf entrissen.

Nieder mit der Finsternis! Auf dem Boden liegend Markus Jaursch als Ravana, in Gelb: Ingegjerd Bagøien Moe als Sita; Opernchor.
Nieder mit der Finsternis! Auf dem Boden liegend Markus Jaursch als Ravana, in Gelb: Ingegjerd Bagøien Moe als Sita; Opernchor.

Worum geht’s? Mutter Erde sieht sich von dunklen Mächten bedroht. Also bittet sie Vishnu, den Bewahrer hinter den Dingen, sich als Rama zu inkarnieren, um als Mensch gegen Ravana, den Herrn der Finsternis, zu kämpfen. Und weil der menschgewordene Gott nicht um seine Göttlichkeit weiß, stellt ihm die Erde ihre Tochter Sita als treue Gefährtin zur Seite. Doch die Liebe des Paars wird auf harte Proben gestellt – auch dadurch, dass Sita, gezwungenermaßen, einen Emanzipationsprozess durchläuft.

Dass Wagners „Ring“ gewaltig auf die musikalische Konzeption von „Sita“ einwirkte, ist nicht zu überhören. Ebenso wenig wie der Einfluss des französischen Klangimpressionismus à la Debussy. Das Orchester hat fast Richard-Strauss-Dimensionen, und auch der delikat instrumentierte „mystische Neptun“ aus Holsts „Planeten“ deutet sich schon an. Spannende Ausgrabung!

Aufführungen

Gustav Holst: Sita – Saarbrücken, Saarländisches Staatstheater, Premiere: Sa 12.10., 19.30 Uhr, nächste Termine: 16.10., 26.10., 1.11.; Karten: 0681 3092486, www.staatstheater.saarland

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