Jobs im Weinbau Das breite Aufgabenspektrum einer Winzerin: Interview mit Yvonne Libelli aus Forst

Vielseitig engagiert: Yvonne Libelli.
Vielseitig engagiert: Yvonne Libelli.

Jobs in der Weinbranche sind so vielfältig wie die Weinbranche selbst. Winzerin Yvonne Libelli vom Weingut Margarethenhof in Forst an der Weinstraße erklärt, worauf es in ihrem Beruf ankommt. Ein Interview.

Was sind Ihre Aufgaben?

In einem Familienbetrieb wie unserem sind die Aufgaben vielfältig – irgendwie ist man für alles verantwortlich. Gemeinsam mit meinem Bruder Martin führe ich unser Weingut Margarethenhof in Forst. Sein Schwerpunkt ist im Außenbetrieb, mein Schwerpunkt liegt auf dem Weinverkauf und der Vermarktung, und im Keller arbeiten wir gemeinsam Hand in Hand. Im Keller werden die Trauben nach der Ernte gepresst, zu Wein vergoren, dabei oft verkostet und der Gärverlauf kontrolliert, der vergorene Wein im Frühjahr filtriert, abgefüllt und etikettiert. Ich mag es, den Wein bei seiner Entwicklung zu begleiten und zu verfolgen. Danach kommt der Weinverkauf – natürlich auch ein großes Thema. Wir verkaufen unsere Weine an Privatkunden, aber auch an Kunden aus dem Weinfachhandel, der Gastronomie und einen kleinen Teil im Export nach Italien, Finnland, Dänemark und die Schweiz.

Wir haben eine treue Kundschaft und informieren unsere Kunden bei Weinproben, per Brief, Email oder über die sozialen Medien über unsere Arbeit und unsere Weine und freuen uns im Nachgang über Bestellungen. Diese werden versendet, persönlich ausgeliefert oder bei uns im Weingut abgeholt. Im Weingut haben wir eine Weinprobierstube für den spontanen Einkauf, in der unsere Weine verkostet und direkt gekauft und mitgenommen werden können. Gerade im Sommer sind auch häufig kleine Gruppen bei uns und buchen auf Voranmeldung eine Weinprobe mit mir im Weingut.

Im Frühjahr bin ich viel unterwegs, auf einer Weinmesse oder bei einem unserer Kunden aus Weinhandel oder Gastronomie vor Ort und präsentiere dort unsere Weine und stehe Interessierten Weinfreunden Rede und Antwort. Ich mag es über unsere Weine zu erzählen und mit der Pfalz, dem Wein und der Pfälzer Lebensfreude zu begeistern. Was ich weniger spannend finde, aber natürlich dazu gehört, ist die Buchhaltung, die Dokumentation von Arbeitsabläufen oder die Bestellung von Arbeitsmaterialien wie Flaschen, Kartonagen sowie Etiketten. Eine ganz besondere Art, unsere Weine, die Region und uns kennen zu lernen, ist übrigens eine Übernachtung mit dem Wohnmobil bei uns auf der Wiese hinterm Haus.

Welche Arbeitskleidung haben Sie, und auf welches Arbeitsmaterial können Sie nicht verzichten?

Das ist tatsächlich sehr situationsangepasst – von Gummistiefel bis High Heels ist alles mit dabei. Im Weinkeller sind natürlich ganz klar die Gummistiefel in Kombination mit einer Schürze unverzichtbar, da ich sonst das Talent habe, bei Reinigungsarbeiten ziemlich nass zu werden. Im Weinberg und im Lager sind feste Arbeitsschuhe mit Stahlkappe und im Büro, bei einer Weinprobe oder auf einer Weinmesse am liebsten bequeme Turnschuhe oder Chucks die Arbeitskleidung meiner Wahl.

Welche Ausbildung braucht man für Ihre Arbeit?

Wichtig ist viel Interesse am Kulturgut Wein und Begeisterungsfähigkeit. Ich habe nach dem Abitur eine Ausbildung zur Winzerin gemacht und anschließend Weinbau und Oenologie in Geisenheim studiert. Dazu kamen Praktika in Kalifornien, Neuseeland, Südtirol und Arbeitsstationen im Weingut Matthias Gaul in Asselheim und im Weingut der Lebenshilfe Bad Dürkheim. Ich bin Mitglied bei Winechanges und der Frauen- und Weinvereinigung Vinissima, ehrenamtliche Mitarbeiterin bei der Pfalzwein Weinwerbung und dem pfälzischen Weinbauverband. Also engagiert und motiviert für die Weinkultur und die Pfalz unterwegs. Mein Bruder hat nach der Ausbildung zum Winzer eine Weiterbildung zum Wirtschafter und zum Weinbautechniker in Bad Kreuznach absolviert. Auch den Meistertitel kann man als Winzer erlangen.

Es gibt jedoch auch andere Möglichkeiten, über Umwege einen Zugang zur Weinwelt zu finden – gerade im Verkauf sind auch eine Betriebswirtschaftliche Ausbildung oder eine Ausbildung beziehungsweise Berufserfahrung in der Gastronomie oder Hotellerie ein guter Ausgangspunkt. Weinwissen kann man im Anschluss immer noch dazu lernen. Mit viel Interesse und Begeisterung ist der Einstieg in die Weinwelt vermutlich aus jedem Beruf möglich, das ist ja einer der schönen Aspekte am Wein. Die Berufsfelder rund um den Wein sind so vielfältig, es gibt viele Schnittstellen.

Bleibt Ihr Job in der Zukunft wichtig?

Davon gehe ich aus! Gerade in der Pfalz ist Wein ein Kulturgut, und die Weinberge prägen die Landschaft und die Natur um uns herum. Diese Weinberge und die Landschaft wären natürlich nicht so schön und beeindruckend, wenn wir Winzer sie nicht täglich pflegen würden. Auch für die Gastronomie und den Tourismus ist der Wein ein wichtiger Wirtschaftszweig, der Urlauber und Genussfreunde in die Region zieht und zu einem Aufenthalt in der Pfalz motiviert. Genuss wird in der Pfalz großgeschrieben, Wein, Landschaft und Kulinarik gehen Hand in Hand. Sicher wird es in Zukunft den ein oder anderen Betrieb geben, in dem es keinen Nachfolger gibt und der dann aufgegeben wird. Dies ermöglicht es aber auch Quereinsteigern in der Weinbranche, ganz eigene, spannende Projekte zu starten auch ohne Familienweingut im Hintergrund. Und die Betriebe, die auch in Zukunft noch Weinberge bewirtschaften und Trauben und Wein erzeugen, benötigen aufgrund gewachsener Strukturen und erhöhtem Arbeitsaufwand zusätzliche Arbeitskräfte.

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Hast du die Pfalz im Blut?

Liebst du die Pfalz genauso wie wir? Gehst du gerne auf Weinfeste? Kennst du dieses Pfalzgefühl, das sich nicht beschreiben lässt, weil man es einfach erleben muss? Hier gibt es Artikel für alle Pfälzer, die die Pfalz im Herzen tragen. Für alle, die wissen, wo Hettrum, Hääschde und Harschem liegen. Und für alle, die warme Sommerabende am liebsten mit ihren Freunden und Dubbeglas in der Hand verbringen.

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