Kommentar AfD: Jeder kämpft für sich

Gaben sich auf dem Parteitag als harmonisches Paar: Die beiden AfD-Parteichefs Tino Chrupalla und Alice Weidel.
Gaben sich auf dem Parteitag als harmonisches Paar: Die beiden AfD-Parteichefs Tino Chrupalla und Alice Weidel.

Die AfD-Spitze hat sich wie in einem Liebesfilm inszeniert. Das hat nichts mit der Wirklichkeit zu tun. Die Partei befindet sich auf einem Sonderweg.

Man konnte sich in eine Hollywood-Schnulze versetzt fühlen. Die beiden Parteichefs Tino Chrupalla und Alice Weidel überschütteten sich mit Bekenntnissen ihrer Zuneigung. Die Wahrheit ist: Jeder von beiden würde den anderen sofort fallen lassen, wenn es ihn oder sie entscheidend voranbringen würde oder zum eigenen politischen Überleben nötig wäre. In dieser Parteispitze kämpft jeder für sich.

Innere Widersprüche und brachiale Kämpfe

Innere Widersprüche und brachiale Kämpfe gehören in der AfD zur Normalität, vom ganz normalen Gerangel um Macht und Posten einmal abgesehen. Dass die Vorsitzenden für die Delegierten und auch für die Öffentlichkeit eine große harmonische Show der Gemeinsamkeit inszeniert haben, gehört zum politischen Handwerk. Die Ampel-Parteien wie auch CDU und CSU als größte Kraft in der Opposition sollten aber gewarnt sein: Es ist keine Selbstverständlichkeit, dass die AfD sich rechtzeitig vor Wahlen öffentlichkeitswirksam selbst zerlegt. Die Europawahl hat ohnehin gezeigt: Viele Wähler lassen sich noch nicht einmal durch höchst peinliche Vorgänge um den Spitzenkandidaten abschrecken.

Die AfD geht im Vergleich der rechtspopulistischen Parteien in Europa einen Sonderweg. Während andere versuchen, zumindest ein Stück in die politische Mitte zur rücken und dort anschlussfähiger zu werden, ist die AfD kontinuierlich immer weiter an den äußersten rechten Rand gerückt.

x