Staatsbesuch Bundespräsident gedenkt deutscher Gräuel in Griechenland
Griechenland hatte vor dem Zweiten Weltkrieg eine große jüdische Gemeinde. Ihr gehörten etwa 80.000 Menschen an, vor allem in Thessaloniki. In den Jahren der deutschen Besatzung zwischen 1941 und 1944 wurden in Griechenland geschätzt 70.000 jüdische Frauen, Männer und Kinder in die Vernichtungslager verschleppt und dort ermordet.
Er wolle, dass „die Erinnerung an die Opfer und das Leid aufrechterhalten werden“, sagte Steinmeier. Das Holocaust-Museum wird auf dem Gelände eines alten Bahnhofs gebaut, der damals für die Deportationen genutzt wurde. „Wer hier als deutscher Bundespräsident steht und spricht, ist von Scham erfüllt“, sagte Steinmeier. In Zeiten, in denen die Demokratie so stark angefochten werde wie heute, müsse man ein Museum wie dieses „auch als Auftrag begreifen, uns heute für die Demokratie zu engagieren“, so der Bundespräsident.
Flucht und Migration stehen auch auf dem Programm
Am Mittwoch stehen Gespräche mit der griechischen Staatspräsidentin und Premierminister Kyriakos Mitsotakis auf dem Besuchsprogramm. Am Nachmittag nimmt der Bundespräsident an einer Jubiläumsveranstaltung des Deutschen Archäologischen Instituts teil, das vor 150 Jahren in Athen seine Arbeit aufnahm. Am Nachmittag will Steinmeier in Malakasa bei Athen ein Flüchtlingslager besuchen. Dort werden neu ankommende Geflüchtete registriert und untergebracht.
Griechenland gehört wegen seiner Außengrenze zur Türkei zu den Hauptankunftsländern von Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsmigranten. In den ersten acht Monaten dieses Jahres kamen 28.457 Schutzsuchende nach Griechenland, ein Anstieg von 61 Prozent gegenüber 2023. Die Migrationspolitik ist eines der Themen des Besuchs des Bundespräsidenten. Griechenland drängt seit Jahren auf eine gerechtere Verteilung Asylsuchender auf alle EU-Länder.
Zum Schluss nach Kreta
Am Donnerstag beschließt Steinmeier seine Reise auf Kreta. Es ist der erste Besuch eines Bundespräsidenten auf Griechenlands größter Insel. Er besucht dort das Bergdorf Kandanos, das am 3. Juni 1941 von der Wehrmacht bis auf die Grundmauern zerstört wurde, als Vergeltung für einen Überfall griechischer Partisanen auf deutsche Fallschirmjäger.