Meinung Claus Weselsky: Mehr als nur ein Krawallmacher
Claus Weselsky ist in Ruhestand. Viele Bahnreisende und auch das Management der Deutschen Bahn (DB) werden dem GDL-Vorsitzenden keine Träne nachweinen. In den 16 Jahren an der Spitze der Lokführergewerkschaft hat Weselsky mehrfach den Bahnverkehr in Deutschland mit harten Streiks tagelang lahmgelegt. Und aus seiner schlechten Meinung über die DB-Oberen hat er nie ein Hehl gemacht; immer wieder schlug er ihnen gegenüber rüde, teils beleidigende Töne an.
Aber Weselsky war nicht nur ein Krawallmacher, sondern auch ein knallharter und durchaus geschickter Verhandler. Sein letzter Erfolg, die schrittweise Einführung der 35-Stunden-Woche bei der Bahn, war so etwas wie der tarifpolitische Ritterschlag.
Weselsky hat zu Recht auf Missstände und Fehlentwicklungen hingewiesen
Auch wenn Weselskys Kritik an den Bahn-Managern häufig schrill und überzogen war, so hat er doch zu Recht immer wieder auf Missstände und Fehlentwicklungen beim DB-Konzern hingewiesen. Diese Missstände, auch daran ließ er keinen Zweifel, haben neben dem Management des Staatskonzerns auch die Politik und namentlich diverse Bundesverkehrsminister zu verantworten. Die Folgen bekommen Kunden und Personal der Bahn jetzt zu spüren.
Die, die Weselskys Abschied von der GDL-Spitze nun mit einem erleichterten „Endlich!“ quittieren, sollten sich nicht täuschen: Mag sein, dass sein Nachfolger Mario Reiß eine etwas andere Tonlage pflegen wird. In der Sache aber dürfte sich am Kurs der Lokführergewerkschaft wenig ändern. Denn der war, blickt man aus der Perspektive ihrer Mitglieder auf die vergangenen Jahre, allen Anfeindungen und politischen Stolpersteinen wie dem Tarifeinheitsgesetz zum Trotz, erfolgreich.