Meinung Das Leben ist teuer geworden

Eine Portion Luxus: ein Eisbecher zur Abkühlung an heißen Sommertagen.
Eine Portion Luxus: ein Eisbecher zur Abkühlung an heißen Sommertagen.

Im Supermarkt kostet so ziemlich alles deutlich mehr als noch vor drei, vier Jahren. Viele Menschen sparen im Alltag, um sich einige besondere Momente zu gönnen.

32 Grad im Schatten sind für die Pfalz für diesen Samstag vorhergesagt. Schwimmbadwetter, Zeit für eine – ziemlich teuer gewordene – Kugel Eis oder eine gute Gelegenheit zu einer gemütlichen Grillrunde an einem netten Sommerabend.

Etwas Schönes machen, für sich selbst und seine Lieben ein Erlebnis schaffen: So trotzen viele Menschen der allgemein ziemlich novembertrüben Nachrichtenlage in diesem heißen Spätsommer. Krisen, Kriege, Attentatsängste. Und im Alltag ist so ziemlich alles wirklich verdammt teuer geworden.

Von der am Donnerstag verkündeten Inflationsrate von 1,9 Prozent im August sollte man sich nicht täuschen lassen. Denn trotz des im Vergleich zu vorher niedrigen Wertes, der sich immerhin mal wieder im Zielkorridor von zwei Prozent der Europäischen Zentralbank bewegt, ist es eine Preissteigerung. Und das auf sehr hohem Niveau. So ist das Preislevel in Deutschland in den vergangenen Jahren extrem gestiegen. 5,9 Prozent betrug die Jahresinflation 2023 – nach 6,9 Prozent 2022.

Höllisch teure Lebensmittel – Luxusgut Olivenöl

Viele Lebensmittel sind höllisch teuer geworden. Ein Extrembeispiel ist Olivenöl, nunmehr ein Luxusgut. Weizenmehl war laut Statistischem Bundesamt im Juli 2024 knapp 60 Prozent teurer als 2020, Zucker 80 Prozent. So ist es für viele von uns das Gebot der Stunde, beim Einkaufen Preise akribisch zu vergleichen und genau hinzuschauen. Viele Leute tun das tatsächlich richtigerweise auch – so funktioniert Marktwirtschaft. Als ich am Mittwoch einkaufen war, standen gar zwei Männer und eine Frau gleichzeitig am Eingang des Supermarktes und haben höchst konzentriert die bunten Prospekte mit den Sonderangeboten des Marktes studiert.

Beim gewöhnlichen Einkauf sparen, um sich dann andererseits etwas Besonderes gönnen zu können – das ist längst zum Trend geworden. So wird am Urlaub nur gespart, wenn es unbedingt sein muss.

T-Shirts länger tragen – dafür was Leckeres vom Grill

Alltagskleidung dagegen steht in der Hitliste ziemlich weit unten. Da wird ein T-Shirt vielleicht lieber etwas häufiger getragen, als das früher der Fall war; jeweils dann allerdings öfter mal frisch gewaschen. Hoffentlich. Das heißt auch: Viele Modehändler haben’s gerade schwer, was die Insolvenzen einiger Ketten zeigen. Viele Menschen sparen im Alltag, um sich besondere Auszeiten leisten zu können. Feste wie Weihnachten gehören zu jenen Genuss-Momenten, sagte jüngst etwa, natürlich auch aus Eigennutz, Jürgen Brandstetter, der Geschäftsführer von Lebkuchen Schmidt: „Gerade in diesen Zeiten wollen es die Menschen an Weihnachten schön haben.“ Trotzdem lehnen es laut einer Yougov-Umfrage für dpa zwei Drittel der Deutschen ab, dass Weihnachtsgebäck schon im August in den Supermarktregalen steht.

Lieber zaubern viele am letzten August- oder ersten Septembertag etwas Leckeres am Grill oder gönnen sich ein zwar teures, aber gutes Eis. Der Dominostein kann noch warten. Er würde bei 32 Grad ohnehin schnell flüssig werden.

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