Meinung Der Fall Assange hat abschreckende Wirkung

Wieder in Freiheit: Julian Assange beim Zwischenstopp in Bangkok.
Wieder in Freiheit: Julian Assange beim Zwischenstopp in Bangkok.

Ein vollständiger Sieg ist die Freilassung für Julian Assange nicht. Das Ende seiner Verfolgung musste er sich teuer erkaufen.

Seine Anhänger jubeln, seine Ehefrau Stella ist überglücklich. Der Wikileaks-Gründer Julian Assange ist nach jahrelangem Kampf gegen seine Auslieferung in die USA auf dem Weg in die Freiheit. Eine Verfolgung geht zu Ende, die ihn 14 Jahre seines Lebens der Freiheit beraubt hat.

So erfreulich der Ausgang auf einer persönlichen Ebene sein mag, so schleicht sich doch ein Tropfen Wermut in das Glas Champagner, das man auf seine Freilassung trinken will. Denn neben Assange saß auf der Anklagebank auch die Pressefreiheit, und es ist kein hundertprozentiger Sieg, den die beiden da errungen haben. Assange musste sich der Verschwörung zur illegalen Beschaffung und Veröffentlichung von geheimen Informationen schuldig bekennen. Damit wird festgestellt und zugegeben, dass das, was er tat, illegal war.

Aber war es das? Assange hat Verstöße gegen die Menschenrechte und Kriegsverbrechen publik gemacht. Die Veröffentlichung von Dokumenten, insbesondere wenn sie geheim sind, gehört nun einmal zum investigativen Journalismus. Mit der Causa Assange hatte sich die erschreckende Möglichkeit einer globalen Zensur durch die USA eröffnet. Seine Auslieferung hätte einen Präzedenzfall geschaffen. Aber auch dieser Ausgang hat abschreckende Wirkung. Denn die amerikanische Justiz darf sich bestätigt sehen, überall auf der Welt gegen diejenigen einschreiten zu dürfen, die US-Geheimnisse veröffentlichen.

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