Kolumne des Chefredakteurs Der Kampf der Tageszeitungen

RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe
RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe

Die aktuelle Wirtschaftskrise beutelt auch die Presse. Gleichzeitig sparen und in neue Produkte investieren sei das Gebot der Stunde, meint RHEINPFALZ-Chefredakteur Michael Garthe.

In Sachsen-Anhalt gibt es handfeste Überlegungen, die beiden großen regionalen Tageszeitungen des Landes zu vereinen. Immer mehr Verlage legen Lokalredaktionen zusammen und reduzieren die Anzahl ihrer Lokalausgaben. Die „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ könnte schon bald am Sonntag nicht mehr zugestellt und zum Bestandteil der Samstagausgabe werden. Kleine Zeitungsverlage ringen ums Überleben.

Die Corona-Pandemie und die von ihr verursachte Wirtschaftskrise machen vor den Zeitungsverlagen nicht Halt. Deren Umsätze mit dem Anzeigengeschäft sind eingebrochen. Früher finanzierten sich Produktion und Vertrieb einer Tageszeitung zu mindestens 60 Prozent aus dem Anzeigengeschäft und zu weniger als 40 Prozent aus dem Verkauf der Zeitung im Abonnement und am Kiosk. Gegenwärtig können nur noch etwa 30 Prozent der Produktionskosten aus dem Anzeigenverkauf finanziert werden. 70 Prozent muss der Vertrieb beisteuern. Wollten die Verlage den massiven Verlust im Anzeigengeschäft durch Vertriebserlöse ausgleichen, müssten sie die Abogebühr und den Einzelverkaufspreis für ihre Zeitungen mehr als verdoppeln. Das aber kann sich kein Verlag leisten, weil es sich auch seine Kunden nicht leisten können.

Papierkosten sparen

Folglich ist der Sparzwang für Verlage größer denn je. Mancher Einspareffekt ergibt sich dabei während der Corona-Pandemie von selbst: Weniger Anzeigen reduzieren den Umfang einer Tageszeitung. Das spart Papierkosten. Mehr Anzeigen dagegen lösen zusätzliche Seiten aus, weil Anzeigen nicht auf Kosten von redaktionellen Inhalten platziert werden.

Das öffentliche Leben ist, was Veranstaltungen, Messen, Tage der offenen Tür usw. angeht, weitgehend zum Stillstand gekommen. Kindergärten und Schulen blieben schon lange vor den Sommerferien zu. Selbst in der Kommunalpolitik und im Vereinsleben passierte lange ganz wenig, worüber eine Redaktion berichten kann. Endlich rührt sich in der Kultur und im Sport wieder neues Leben. Hoffentlich hält das an.

Lesewerte sind gestiegen

Aber an den Terminhinweisen in der RHEINPFALZ und am Veranstaltungskalender im LEO sieht man, wie weit wir von Normalität entfernt sind. Unsere Redaktion hat den Verlust an öffentlichem Leben mit Artikeln über freie Themen weitgehend kompensiert. Das ist gut angekommen. Wir konnten die Lesewerte für alle Ausgaben spürbar steigern. Das ist durch unsere Lesermarktforschung belegt.

Das alles reicht aber nicht. Deshalb mussten wir besonders kostspielige Inhalte reduzieren oder ganz herausnehmen. Auch die Aktualität im gedruckten Produkt mussten wir reduzieren. Denn je später der Andruck und je weniger Zeit für die Verteilung von 200.000 gedruckten Exemplaren in der Pfalz, umso höher die Kosten und umso höher die Reklamationsquote wegen zu später oder ausbleibender Zustellung.

Fußballverbände schauen auf TV

Wir können zum Beispiel nur noch in Ausnahmefällen über Champions-League-Fußball berichten. Erst recht, seitdem die Spiele sogar erst um 21 Uhr angepfiffen werden. Die nationalen und internationalen Fußballverbände gehen da zugunsten der TV-Übertragungen gnadenlos über die Möglichkeiten der Verlage und die Interessen der Zeitungsleser hinweg.

Die RHEINPFALZ wird durch diese Krise kommen. Vor allem dank unserer Leserschaft. Wir bekommen während der Corona-Krise sehr viel Zuspruch von unserer Lesern und konnten neue hinzugewinnen. Unsere digitale Reichweite ist kräftig gestiegen. Wir investieren in die Verbesserung unserer digitalen Produkte, in neue Angebote und in unsere Lokalausgaben. So haben wir mit der „Germersheimer Rundschau“ erstmals eine eigene Lokalausgabe für den Landkreis Germersheim geschaffen. Und am vergangenen Montag konnte ich in unserer „Donnersberger Rundschau“ einen neuen Redaktionsleiter vorstellen – ein starkes Zeichen gegen die Schließung von Lokalausgaben anderswo.

Günstige Abo-Zeitung

Die RHEINPFALZ mit der RHEINPFALZ am SONNTAG und dem LEO schneidet in ihrer Auflagenentwicklung während der Corona-Krise deutlich besser ab als fast alle anderen regionalen Tageszeitungen in Deutschland. Und sie gehört mit ihren sieben Ausgaben pro Woche und einem Abopreis von 36 Euro für die Printausgabe und 40,80 Euro für das Premium-Abo zu den zehn günstigsten Abonnementszeitungen in Deutschland.

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