Analyse Die CDU und der Spaß an der Selbstzerfleischung

Manche in der CDU Rheinland-Pfalz sehen bei ihrem designierten Landeschef Gordon Schnieder rot.
Manche in der CDU Rheinland-Pfalz sehen bei ihrem designierten Landeschef Gordon Schnieder rot.

Welche Rolle Medien bei internen parteipolitischen Streitigkeiten spielen und warum bei der Berichterstattung Vorsicht geboten ist.

Wenn Politiker sich anonym an die Zeitung wenden, ist Vorsicht geboten. Journalisten haben dann die Aufgabe, genau zu schauen: Wie glaubhaft sind die Informationen? Wieso wählt der Informant den Weg über die Zeitung – und nicht etwa die direkte Konfrontation? Welche Agenda steckt dahinter? Wie wird die Geschichte rund?

Niemals sollten Journalisten blind einer Seite vertrauen. Mit dem Erhalt von Informationen beginnt die Arbeit erst. Fakten werden geprüft, möglichst viele Menschen kontaktiert, Zusammenhänge hergestellt. Im Idealfall ergibt sich am Ende ein schlüssiges Bild. Manches Mal steht am Ende einer Recherche dann ein Artikel, der Klarheit schafft. Im Fall des Sittengemäldes der CDU kann nach intensiver Recherche nur festgestellt werden, dass die Abfolge „Freund, Feind, Parteifreund“ bei den Christdemokraten im Land ziemlich zutrifft.

Viele „Achso“-Momente

Als noch immer recht „Neuer“ im Umfeld der rheinland-pfälzischen Politik hat es seit dem vergangenen Jahr viele „Achso“-Momente für mich gegeben. Die Recherche für das CDU-Stück gehört dazu. Ich verstehe jetzt, was Kenner meinen, wenn sie sagen: Die CDU im Land hat den größten Spaß an der Selbstzerfleischung.

Vergangenes, wie auch immer es zu werten ist, ist nicht umfangreich aufgearbeitet und abgeschlossen. Immer wieder heißt es „Wir“ gegen „Die“. Ein demokratischer Wettstreit um Politik und Positionen ist richtig und wichtig. Nur: Bei den Christdemokraten scheint oft mehr zu zählen, wer was sagt, als was wer sagt.

Viele, mit denen für die CDU-Geschichte gesprochen wurde, schütteln heftig den Kopf. „Nicht schon wieder“, wurde fast schon zum geflügelten Ausspruch. Fassungslos blicken CDUler darauf, wie sich Geschichte wiederholt. Wenn die CDU es nicht schafft, den Landesparteitag im September in Frankenthal als Initial für eine echte Erneuerung, Heilung und schließlich Geschlossenheit zu nutzen, wird es schwer, etwas gegen die auch nach dem Abgang von Malu Dreyer überraschend geeinten Sozialdemokraten auszurichten.

Weitere Informationen zur aktuellen Entwicklung der CDU finden Sie hier.

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