Bahnverkehr Erhebt Bayern Anspruch auf die Mosel?

Frohe Kunde aus München für bayerische Einser-Schüler. Das Foto zeigt allerdings einen Zug auf der rheinland-pfälzischen Moselst
Frohe Kunde aus München für bayerische Einser-Schüler. Das Foto zeigt allerdings einen Zug auf der rheinland-pfälzischen Moselstrecke. Screenshot: https://www.km.bayern.de/meldung/ein-einser-im-zeugnis-beschert-wieder-freie-fahrt

Das bayerische Kultusministerium informiert auf seiner Homepage über freie Fahrt in bayerischen Regionalzügen für Einser-Schüler und stellt dazu ein Foto von einem Zug auf der rheinland-pfälzischen Moselstrecke. Was steckt dahinter? Setzt Markus Söder darauf, dass nicht nur die ehemals bayerische Pfalz den Anschluss an Bayern wünscht, sondern auch andere Teile von Rheinland-Pfalz?

Den Verlust der nach 1816 für mehr als ein Jahrhundert bayerischen Pfalz haben manche in München nie verwunden. Immer mal wieder tauchte nach 1945 die Idee auf, dass die Pfalz in dem vielerorts zunächst als Kunstprodukt empfundenen Bundesland Rheinland-Pfalz nicht gut aufgehoben ist und eine Wiedervereinigung mit Bayern doch eine schöne Sache wäre. In die Nähe einer Umsetzung kamen solche Gedanken allerdings bisher nie.

Nun gibt es aber interessante Hinweise darauf, dass die expansiven Gedankenspiele mancher Ministerialen in München weit über die ehemals bayerische Pfalz hinausgehen und sich sogar auf Teile von Rheinland-Pfalz erstrecken, die früher nicht zu Bayern, sondern zu Preußen gehörten.

In einer aktuellen Pressemitteilung informiert das bayerische Kultusministerium darüber, dass am ersten Ferientag der Sommerferien „Bayerns 1er-Schülerinnen und 1er-Schüler“ wieder freie Fahrt in bayerischen Regionalzügen haben.

Der eigentliche Knüller ist dabei das Foto, das die Pressemitteilung auf der Homepage des Ministeriums illustriert. Es zeigt einen Triebwagen der Deutschen Bahn (DB). Auch wenn das DB-Zeichen wegretuschiert ist, ist nicht nur deutlich zu erkennen, dass es sich um einen Talent 2 (Baureihe 442) handelt, sondern auch, dass das Foto auf der rheinland-pfälzischen Moselstrecke (Koblenz–Trier) aufgenommen wurde. Die Triebwagen, deren Frontpartie vage einem Hamster ähnelt, haben bei lokalen Eisenbahnkennern den Spitznamen „Moselhamster“.

Über die strategischen Hintergründe dieser Aktion sind nun viele Spekulationen möglich. Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gehört zweifellos zu den weltweit profiliertesten Kritikern von Ampelkoalitionen aller Art. Setzt er darauf, dass die Unzufriedenheit mit der Mainzer Landesregierung so groß ist, dass nicht nur die früher bayerische Pfalz, sondern auch andere Landesteile sich einen Anschluss an Bayern wünschen? Im eigenen Verständnis kann es ja sicherlich nichts Schöneres geben, als wenn an der Mosel statt Mainzer Ampelchaos die zivilisatorische Kraft einer Koalition Söder-Aiwanger wirken könnte. Markus Söder, der ja selbst eigentlich gar kein Bayer, sondern Franke ist, weiß außerdem, wie viel Erfahrung die Münchner Regierung schon mit der Einverleibung früher einmal preußischer Landesteile hat.

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