Meinung Geplanter Brics-Beitritt der Türkei: Erdogan täuscht sich

Recep Tayyip Erdogan.
Recep Tayyip Erdogan.

Selbst ein Beitritt zur Brics-Gemeinschaft würde nichts daran ändern, dass die Türkei Europa und die USA weiterhin braucht.

Fast 20 Jahre nach Beginn der türkischen EU-Beitrittsgespräche gibt es kaum Hoffnung mehr, dass die Türkei eines Tages in den Club der europäischen Demokratien aufgenommen wird. Sich nach anderen Partnern umzuschauen, ist aus Erdogans Sicht aber noch aus einem anderen Grund wichtig. Er ist überzeugt, dass die vom Westen dominierte Weltordnung ihrem Ende entgegengeht und dass sich die Türkei darauf einstellen muss. Die Machtzentren der Zukunft sieht er nicht in Brüssel oder Washington, sondern in China, Russland und im globalen Süden. Bei der türkischen Brics-Bewerbung wuchert Erdogan mit dem Pfund der geopolitischen Bedeutung der Türkei an der Schnittstelle zwischen Nahost, Asien und Europa.

Erdogan sieht die Türkei als unverzichtbar an

Der Haken liegt in Erdogans Erwartung, dass die Türkei für alle internationalen Akteure unverzichtbar ist. Da täuscht er sich. Als sich der Präsident in den vergangenen Jahren mit Ägypten, Griechenland, Saudi-Arabien und vielen anderen Ländern überwarf, kamen diese auch ohne die Türkei zurecht. Einige von ihnen bildeten sogar regionale Bündnisse gegen Ankara. Das hat sich inzwischen geändert – weil Erdogan eingesehen hat, wie sehr die Türkei die anderen braucht.

Ähnliches gilt für die Beziehungen zwischen der Türkei und Europa. Erdogan ist enttäuscht von der EU und schimpft gerne auf den Westen. Doch bis auf weiteres braucht er Europa und die USA. Daran ändert auch der geplante Beitritt zu Brics nichts.

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