Meinung Kriminalitätsbekämpfung: Messer gegen Netflix tauschen – warum denn nicht?
Wer ein verbotenes Messer abgibt, bekommt ein Jahr ein Abo für den Streamingdienst Netflix geschenkt: Es ist leicht, sich über diesen Vorschlag der Gewerkschaft der Polizei lustig zu machen oder gar zu empören. Aber warum eigentlich nicht mal einen neuen Ansatz probieren?
Zunächst einmal darf man GdP-Chef Jochen Kopelke abnehmen, dass er ernsthaft um die Sicherheit im öffentlichen Raum und auch um jene seiner Polizeikolleginnen und -kollegen besorgt ist – der tödliche Angriff auf einen Beamten in Mannheim liegt noch keine drei Monate zurück. Es geht also wohl nicht bloß darum, mit einem flotten Spruch in die Schlagzeilen zu kommen.
Messerattacken sind zweifellos ein Problem. Und an praxistauglichen Lösungen mangelt es: Größere Waffenverbotszonen etwa sind kaum lückenlos zu kontrollieren, ein allgemeines Verbot des Mitführens von Messern ist ebenso schwer umsetzbar.
Aus dieser „Sackgasse“ will Kopelke die Bekämpfung der Messerkriminalität herausholen. Begründet wird der Amnestievorschlag mit Beispielen aus anderen Ländern, wo die freiwillige Abgabe von Waffen mit bestimmten finanziellen Anreizen funktioniert habe. Es ist einen Versuch wert. Je weniger gefährliche Messer in Umlauf desto besser. Die Gewerkschaft räumt ein, dass es sich dabei um kein Wundermittel handelt. Doch das sind die üblich geforderten symbolischen Gesetzesverschärfungen noch viel weniger.