Atomkraft Sicherer Transport der Castor-Behälter

In diesem Gebäude auf dem Kraftwerksgelände in Philippsburg werden die atomaren Abfälle lagern.
In diesem Gebäude auf dem Kraftwerksgelände in Philippsburg werden die atomaren Abfälle lagern.

Der Atomausstieg ist geschafft. Im April 2023 sind die letzten Kernkraftwerke in Deutschland abgeschaltet worden. Was nun bleib sind radioaktive Abfälle. Diese kommen aus dem Ausland zurück nach Deutschland um dort zwischengelagert zu werden. Auch das Zwischenlager in Philippsburg wird voller. Dort werden vier Castor-Behälter erwartet.

Die einstigen Kernkraftwerke in Philippsburg sind bereits seit 2019 stillgelegt. Stattdessen befinden sich im Zwischenlager noch Behälter mit Brennelementen. Bald werden es vier mehr sein.

Wo kommt der Atommüll her und wie gelangt dieser nach Philippsburg?
Die radioaktiven Abfälle werden aus der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague als Rückführung ins baden-württembergische Philippsburg gebracht. Das geschieht auf Schienen. In extra angefertigten Waggons werden die vier Castor-Behälter – die von der Polizei begleitet werden – nach Philippsburg gefahren. In Philippsburg angekommen, werden die Abfälle auf der Straße bis auf das Kraftwerksgelände ins Zwischenlager gebracht. Im Lager selbst befinden sich bereits 102 Castor-Behälter. 152 Stellplätze für Abfallbehälter gibt es insgesamt. Weitere Transporte nach Philippsburg soll es aber nicht geben. Der eigentliche Plan war ohnehin ein anderer. Vor der Konzeptanpassung hätten statt der vier Behälter, 157 Behälter nach Ahaus (152) und fünf nach Phillipsburg gebracht werden sollen. Das allerdings in 17 Transporten. Nun sind es nur noch deren vier. Damit minimiere die EnBW nach eigenen Angaben nicht nur das Abfallvolumen, sondern auch die Kosten.

Ist Philippsburg der einzige deutsche Standort, an dem Abfälle aus dem Ausland lagern werden?
Nein. Aktuell gibt es insgesamt 17 Zwischenlager, die Atommüll aufbewahren. Das Zwischenlager in Gorleben hat beispielsweise 108 Behälter gelagert. Eine weitere Einlagerung ist dort nicht geplant. Die Aufbewahrung beziehungsweise die sogenannte regionale Lastenteilung, geschieht nach dem Verursacherprinzip. So sind unter anderem die vier Zwischenlager-Standorte von EnBW in Biblis (Hessen), Brokdorf (Schleswig-Holstein), Isar (Bayern) und eben Philippsburg (Baden-Württemberg) dazu angehalten Abfälle aufzubewahren. Während Biblis bereits einen Transport von sechs Behältern aus England erfolgreich durchgeführt hat, stehen die Transporte nach Brokdorf mit sieben Behältern und Isar (ebenfalls sieben Behälter) noch aus. Wann diese folgen ist, wie beim Transport der Behälter nach Philippsburg, nicht bekannt.

Ein Testlauf des Transports.
Ein Testlauf des Transports.

Wie wird die Sicherheit beim Transport und der Lagerung gewährleistet?
Der Termin und die Streckenführung unterliegen einer Geheimhaltung. Während des Transportes übernimmt die Polizei die Sicherung der Waggons und überwacht die Strecke. Für die Sicherheit der Behälter ist die Polizei nicht erforderlich. Verantwortlich für den Transport zum und auf dem Philippsburger Kernkraftgelände sind die deutschen Kernkraftwerksbetreiber (EnBW) und GNS, ein Spezialist für die Entsorgung radioaktiver Abfälle und Castor-Hersteller. Für die Einlagerung des Atommülls ist die bundeseigene Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) verantwortlich. Einige erfolgreiche Probeläufe mit leeren Behältern haben bereits auf dem Gelände im Zwischenlager stattgefunden.

Wie genau wird der Atommüll gesichert und wie werden Mensch und Natur geschützt?
Die Abfälle werden mit Silikatglas vermischt in zylindrische Behälter aus Edelstahl gegossen. Diese Behälter, sogenannte Glaskokillen werden dann dicht verschlossen. Diese Kokillen werden in Castor-Behälter eingebracht. Die aus Gusseisen und Edelstahl bestehenden Behälter sind über 100 Tonnen schwer und haben Außenwände von circa 40 Zentimetern. „Die Behälter können extremen Bedingungen standhalten“, erklärt Wolfgang Arnold, Hauptabteilungsleiter der Betriebe Südwest (BGZ). Außerdem erfülle ein Deckelsystem aus massiven Stahldeckeln als Schutz höchste Sicherheitsstandards.

Während des Transports bestehe laut EnBW keine Gefahr für Mensch und Umwelt. Das gelte insbesondere für das Personal im Zug, Polizeikräfte, aber auch für Menschen, die sich in der Nähe des Zugs befinden. Die Umsetzung erfolge unter Einhaltung hoher Sicherheitsstandards, deren Voraussetzung eine staatliche Genehmigung ist. Das Zwischenlager selbst ist ebenfalls vor möglichen Angriffen, Fluten oder anderen Katastrophen geschützt. „Wenn es neue Entwicklungen gibt, werden diese dabei berücksichtigt“, sagt Arnold, ohne ins Details gehen zu wollen.

Was kostet ein solcher Transport von Frankreich nach Philippsburg?
Der Transport koste den Betreiber (EnBW) einen „unteren zweistelligen Millionenbetrag“, sagt Jörg Michels, Chef der EnBW-Kernkraftsparte. Die Kosten für den Standort des Zwischenlagers in Philippsburg belaufen sich jährlich auf 37 Millionen Euro. „2023 wurde sehr viel investiert. Das wird in den kommenden Jahren weniger werden“, sagen die Verantwortlichen der BGZ. Bis 2047 – so lange ist das Zwischenlager aktuell genehmigt – werden es zwölf bis 13 Millionen im Jahr sein, schätzen die Verantwortlichen.

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