Belarus Todesurteil gegen Deutschen: Begnadigung oder Genickschuss

Alexander Lukaschenko regiert Belarus mit harter Hand.
Alexander Lukaschenko regiert Belarus mit harter Hand.

In der belarussischen Hauptstadt Minsk wurde der Deutsche Rico Krieger zum Tode verurteilt. Details sind kaum bekannt. Soll er mit dem „Tiergartenmörder“ ausgetauscht werden?

Hinrichtungen in Belarus finden in der „Wolodarka“, der Minsker Untersuchungshaftanstalt statt. Nachts, in einem Kellerraum. Der Delinquent wird mit verbundenen Augen von zwei Henkern auf die Knie gezwungen, ein dritter schießt ihm mit einer Pistole ins Genick.

Bereits am 21. Juni hat das Gericht der Region Minsk den Deutschen Rico Krieger zum Tod verurteilt, wie belarussische Oppositionsmedien berichten. Das Exilportal Zerkalo.io schreibt, Krieger sei wegen Söldnertums, Terrorismus, illegalem Waffen- und Sprengstoffgebrauch, Beschädigung von Transportinfrastruktur, Beteiligung an einer extremistischen Gruppe und Geheimdiensttätigkeit angeklagt worden. Auf Terrorismus steht in Belarus die Todesstrafe.

Das Auswärtigen Amts bestätigte der RHEINPFALZ das Todesurteil. Deutsche Diplomaten würden sich bei den belarussischen Behörden intensiv für den Häftling einsetzen. Das belarussische Außenministerium wiederum erklärte, man führe Gespräche mit den deutschen Behörden und habe konkrete Lösungsmöglichkeiten vorgeschlagen. Weitere Einzelheiten sind nicht bekannt.

Rico Krieger, 30, gelernter Kfz-Mechatroniker, hat laut seiner Seite auf dem Portal LinkedIn von 2014 bis 2017 als Wachmann an der US-Botschaft in Berlin gearbeitet, danach als Krankenpfleger. Er soll seit 2021 als Rettungssanitäter des Roten Kreuzes tätig gewesen sein, bewarb sich 2023 für einen Job in den USA. Er präsentiert sich „als universeller Mensch mit starkem Drang zur Weiterbildung und vielen Talenten und Fähigkeiten“.

Austausch mit „Tiergartenmörder“?

Nun wird spekuliert, wie Krieger seine Talente weiterentwickelt hat. Die belarussische Menschenrechtsgruppe Wjasna glaubt, er werde beschuldigt, als Söldner im Kastus-Kalinowskij-Regiment gedient zu haben, einer belarussischen Freiwilligen-Einheit, die auf ukrainischer Seite kämpft. Das russische Propagandaportal news.ru behauptet, Krieger habe sich 2023 dem Regiment angeschlossen. Vertreter der Kalinowskij-Truppen dementierten gegenüber Zerkalo.io Verbindungen zu Krieger.

Der kremlnahe Telegramkanal Readowka schreibt, Krieger sei im russisch-belarussischen Grenzgebiet tätig gewesen: „Nach Belarus geriet er wohl dank der Arbeit der russischen Geheimdienste, die ihn dem belarussischen KGB übergaben.“

Mit dem Todesurteil soll Deutschland möglicherweise unter Druck gesetzt werden, denn in Russland ist die Todesstrafe ausgesetzt. Experten schließen nicht aus, dass so der lange angestrebte Austausch des Russen Wadim Krassikow in Gang gebracht werden soll. Krassikow wurde in Berlin wegen des sogenannten Tiergartenmords zu lebenslanger Haft verurteilt. Außer dem erst am Freitag zu 16 Jahren Haft verurteilten US-Journalisten Evan Gershkovich galt auch der im Februar im Straflager umgekommene Menschenrechtsaktivist Alexej Nawalny als Tauschkandidat.

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