Meinung Ungewollt rassistisch: Über die Hautfarbe der Nationalspieler

„Tut mir leid, wie ich formuliert habe“: Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt.
»Tut mir leid, wie ich formuliert habe«: Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt.

Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) hat mit einem Post nach dem Einzug der deutschen Fußball-Nationalmannschaft ins Achtelfinale der Fußball-EM Empörung ausgelöst.

So schnell kann es gehen: Vor etwas mehr als einem halben Jahr wünschte sich die Nation ihre Fußball-Nationalmannschaft auf den Mond. Oder zumindest ans Ende der Welt. Das wäre, wie man heute weiß, ein Fehler gewesen. Jetzt steht die Mannschaft nach zwei mehr als ordentlichen Spielen bereits im Achtelfinale der Europameisterschaft. Es läuft also für die Kicker – und die Fans sind glücklich.

Geradezu euphorisiert muss Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt am Mittwochabend vom 2:0-Erfolg über Ungarn gewesen sein. Offenbar im Überschwang der Gefühle postete sie nach dem Spiel im Netzwerk X: „Diese Mannschaft ist wirklich großartig. Stellt euch kurz vor, da wären nur weiße deutsche Spieler.“

Ob man sich das nun aber kurz vorstellt oder etwas länger, ist einerlei: Die Hautfarbe eines Menschen über dessen Leistung zu stellen, ist unabhängig von der Motivation rassistisch. Das bekam die Grünen-Politikerin auch postwendend um die Ohren gehauen. Mit am meisten geschmerzt haben dürfte eine Nachricht ihres Kollegen im Bundestagspräsidium Wolfgang Kubicki. „Ich finde es wirklich bedenklich, wenn Menschen in Deutschland nach ihrer Hautfarbe bewertet werden. Die Kollegin sollte diesen Text schnell löschen“, schrieb der FDP-Mann. Das tat Göring-Eckardt tatsächlich – nicht ohne zerknirscht um Entschuldigung zu bitten: „Tut mir leid, wie ich formuliert habe.“

Nagelsmann: Scheißumfrage

Göring-Eckhardt wollte sich ganz gewiss nicht rassistisch äußern. Denn die 58-Jährige kommt aus Thüringen, jenem Bundesland, in dem der Faschist Björn Höcke sein Unwesen treibt und in dem so manche Landesregierung nicht so genau hinschauen wollte. Man hätte ja den rassistisch-neonazistischen Bodensatz erkennen können.

Und dann gab es vor der EM diese unselige Umfrage, auf die sich Göring-Eckhardt bezog. Jeder Fünfte gab dabei an, dass er es besser fände, wenn mehr weiße Spieler im Nationalteam spielen würden. Sich darüber aufzuregen, ist vollkommen in Ordnung. In der Wortwahl zwar deftiger, letztlich aber souveräner als die Bundestagsvizepräsidentin reagierte freilich der Bundestrainer. Er sei schockiert, dass solche Fragen gestellt würden und dass Menschen auch darauf antworteten, sagte Julian Nagelsmann gleich nach Bekanntwerden der Umfrage: „Ich hoffe, nie wieder so was von so einer Scheißumfrage lesen zu müssen.“

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