Gesundheit Kinderkrankheiten in Deutschland: Wie man sie erkennt

Ihr Kind bringt aus der Kita ständig neue Krankheiten mit? Nicht verwunderlich. Das Immunsystem der Kleinen muss viele Erreger e
Ihr Kind bringt aus der Kita ständig neue Krankheiten mit? Nicht verwunderlich. Das Immunsystem der Kleinen muss viele Erreger erst noch kennenlernen.

Verschiedene Kinderkrankheiten rufen unterschiedlich Symptome hervor. Davon sind einige bekannter als andere. Und nicht alle müssen behandelt werden. Was Eltern über die typischen Kinderkrankheiten wissen sollten.

Michael Goldner ist Kinder- und Jugendarzt in Grünstadt.
Grünstadt

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Die Kleinen sind Keimen, Viren und Bakterien ausgesetzt. Das ist kaum zu vermeiden. Das Immunsystem der Kinder muss erst lernen, mit bestimmten Erregern umzugehen. Daher sind einige Erkrankungen im Kindesalter recht häufig. Der Begriff Kinderkrankheit ist nicht eindeutig definiert. Deshalb ist eine Abgrenzung nicht ganz leicht. Professor Reinhard Berner vom Uniklinikum Dresden ist auf Infektionskrankheiten im Kindesalter spezialisiert. Zu den klassischen Kinderkrankheiten zählt er folgende:

Masern

Inkubationszeit: 8 bis 10 Tage

Symptome: Mäßiges Fieber, Schnupfen, Halsschmerzen und trockener Husten, Abgeschlagenheit, Müdigkeit, Kopf- und Bauchschmerzen, Lichtempfindlichkeit, Hautausschlag mit hellroten Flecken zunächst hinter den Ohren, dann im Gesicht und am ganzen Körper.

Impfung: ja.

Behandlung: Wer sich ungeimpft ansteckt, bei dem kann die Krankheit mit einer rechtzeitigen postexpositionellen Impfung wirksam unterdrückt werden. Abwehrgeschwächte oder chronisch Kranke können eine passive Immunisierung erhalten. Ansonsten sollten Sie unbedingt im Bett bleiben und Ihrem Körper Ruhe gönnen.

Scharlach

Inkubationszeit: 2 bis 7 Tage

Symptome: Plötzliche Halsschmerzen, Schluckbeschwerden, gerötete Wangen, Schüttelfrost, Erbrechen, Kopf- und Gliederschmerzen, Abgeschlagenheit und hohes Fieber, feuerroter Rachen, fleckige Mundschleimhaut und Mandeln, „Himbeerzunge“. Zwischen dem zweiten und vierten Tag der Erkrankung breitet sich der typische, nicht juckende Hautausschlag mit roten Flecken von der Leistengegend und den Oberschnekel-Innenseiten über den Körper aus.

Impfung: Nein.

Behandlung: Üblicherweise mit Antibiotika, immer zum Arzt gehen

Röteln

Inkubationszeit: 14 bis 21 Tage

Symptome: Die Infektion verläuft meist unbemerkt oder ähnelt einer leichten Erkältung mit Husten, Schnupfen und Kopfschmerzen. Lymphknotenschwellungen an Hals und Nacken sind möglich, auch Fieber oder eine Bindehautentzündung. Später kann ein Hautausschlag mit kleinen hellroten Flecken hinzukommen, die aber nicht jucken. Er beginnt hinter den Ohren und breitet sich über das Gesicht und den ganzen Körper aus - verschwindet aber nach spätestens drei Tagen.

Impfung: Ja.

Behandlung: Sie sollten sich schonen und im Bett bleiben. Wirksame Medikamente gegen die Viren gibt es nicht.

Ringelröteln

Inkubationszeit: 7 bis 14 Tage

Symptome: Großflächig auftretender roter Hautausschlag. Hinzu kommen Fieber, ein Kältegefühl sowie Kopf- und Muskelschmerzen.

Impfung: Nein.

Behandlung: In der Regel nicht notwendig. Es können aber fiebersenkende Medikamente gegeben werden.

Drei-Tage-Fieber

Inkubationszeit: 7 bis 17 Tage

Symptome: Das Fieber bleibt drei bis vier Tage und fällt dann schlagartig ab. Erbrechen, roter Hautausschlag, Durchfall. Erwachsene können grippeähnliche Symptome mit Schnupfen und Halsweh bekommen.

Impfung: Nein.

Behandlung: Dient der Linderung der Symptome. Fiebersenkende Medikamente und ausreichend Flüssigkeitsaufnahme helfen.

Mumps

Inkubationszeit: 16 bis 18 Tage

Symptome: Allgemeine Mattigkeit, Appetitlosigkeit, Kopf- und Gliederschmerzen, Fieber. Die Schwellung einer oder beider Ohrspeicheldrüsen kann Ohrschmerzen sowie Schmerzen beim Kauen und Öffnen des Mundes verursachen.

Impfung: Ja.

Behandlung: Die Infektion selbst lässt sich nicht beeinflussen. Bei Fieber helfen Bettruhe, Flüssigkeit, ab 38,5 Grad Celsius kalte Wadenwickel und eventuell ein fiebersenkendes Medikament. Die schmerzenden Ohrspeicheldrüsen können mit Umschlägen gekühlt oder gewärmt werden, je nach persönlichem Empfinden des Kindes.

Windpocken

Inkubationszeit: 14 bis 16 Tage

Symptome: Leichtes Krankheitsgefühl, teils Fieber, juckender Hautausschlag mit Bläschen, die mit Flüssigkeit gefüllt sind.

Impfung: Ja.

Behandlung: Juckreizstillende Puder und Lotionen helfen. Aufgekratzte Bläschen können mit einer Lösung desinfiziert werden. Vernarbte Entzündungsstellen lassen sich mit Salben behandeln. Bei schweren Verläufen eventuell antivirale Therapie.

Drei-Tage-Fieber

Inkubationszeit: 7 bis 17 Tage

Symptome: Das Fieber bleibt drei bis vier Tage und fällt dann schlagartig ab. Erbrechen, roter Hautausschlag, Durchfall. Erwachsene können grippeähnliche Symptome mit Schnupfen und Halsweh bekommen.

Impfung: Nein.

Behandlung: Dient der Linderung der Symptome. Fiebersenkende Medikamente und ausreichend Flüssigkeitsaufnahme helfen.

Keine klassischen Kinderkrankheiten

All die oben genannten Krankheiten haben gemeinsam, dass sie anhand ihres Ausschlags oft eindeutig diagnostiziert werden können. Und: Mit Ausnahme des Scharlachs hinterlassen sie nach einmaliger Erkrankung in der Regel eine dauerhafte Immunität. Folgende Krankheiten sind aus Sicht des Mediziners dagegen keine klassischen Kinderkrankheiten:

  • Diphtherie
  • Tetanus
  • Polio (Kinderlähmung)
  • Keuchhusten

Sie gehen ohne Hautausschlag einher, hinterlassen üblicherweise keine dauerhafte Immunität und können Menschen jeden Alters treffen. Sie werden mit Kindern in Verbindung gebracht, weil die Impfungen schon im frühen Lebensalter empfohlen werden.

Auch folgende Krankheiten treffen zwar häufig kleine Kinder, sind aber ebenfalls auszuklammern:

  • Rotaviren
  • RSV
  • Hand-Fuß-Mund-Krankheit

Der Grund: Auch hier sorgt die Erkrankung nicht für dauerhafte Immunität. Auch Erwachsene können davon betroffen sein.

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