Rheinland-Pfalz Speyer: Franz Jung vor seiner Bischofsweihe

Seine Erfahrungen aus dem Reform und Fusionsprozess im Bistum Speyer können ihm in Würzburg von Nutzen sein: Franz Jung.
Seine Erfahrungen aus dem Reform und Fusionsprozess im Bistum Speyer können ihm in Würzburg von Nutzen sein: Franz Jung.

Speyer. Die Kisten sind gepackt, die Übergabe an den Nachfolger ist in die Wege geleitet, die Abschiedsfeier im Bistum in wenigen Tagen – Franz Jung, seines Zeichens noch Generalvikar des Bistums Speyer, ist quasi auf dem Sprung. Am 10. Juni empfängt er im Würzburger Dom die Bischofsweihe und steht dann an der Spitze der bayerischen Diözese mit etwa 750.000 Katholiken.

Vorfreude und manchmal Wehmut – zwei Gefühle, die sich bei Franz Jung derzeit abwechseln. Noch ist er in vielen Gesprächen dabei, Rückschau zu halten auf neun Jahre im Amt des Generalvikars, des persönlichen Stellvertreters des Speyerer Bischofs Karl-Heinz Wiesemann. Was steht auf der Liste der positiven Erfahrungen in dieser Zeit ganz oben? Die Antwort kommt sofort: der Reform- und Fusionsprozess„Gemeindepastoral 2015“ im Bistum Speyer. Jung setzte auf Dialog-Foren, um das neue Seelsorgekonzept auf den Weg zu bringen. Im Rückblick sagt er: „Dieser Prozess hat viel Arbeitskraft gekostet, aber er hat sich gelohnt.“ Von Anfang an stand für den promovierten Theologen fest, dass eine Reform nicht von oben her verordnet werden kann, sondern die Gremien, Verbände, die Seelsorger und Ehrenamtlichen eingebunden werden müssen. Drei Punkte nennt der in Ludwigshafen aufgewachsene Jung, die für den Erfolg eines solchen Prozesses unabdingbar sind: „Es braucht ein klares Ziel; alles, was zur Entscheidung ansteht, muss öffentlich gemacht werden, und es braucht Hilfestellung für die Gemeinden wie Gemeindeberatung oder Supervision.“ Damit, so ist er überzeugt, ist man im Bistum Speyer gut gefahren, wo schließlich 70 Großpfarreien gebildet wurden. Auf einen Aspekt hat er jedoch noch keine Antwort gefunden: Trotz aller Transparenz und vieler Besuche vor Ort sei es oftmals nicht gelungen, die Gläubigen an der Basis zu interessieren, mitzunehmen und zu begeistern. Alles in allem können ihm die Erkenntnisse in Würzburg von Nutzen sein. Denn auch dort stehen Veränderungen an: zu wenig Priester, immer weniger Gläubige und absehbar auch weniger Geld.

„Wir haben diesen Prozess weit vor den Ereignissen von Limburg begonnen“

Finanzen sind denn auch das zweite Thema, das den Generalvikar sehr beschäftigt hat: „Wir haben alle diözesanen Haushalte offen gelegt und setzen die Standards des Handelsgesetzbuchs um.“ Er habe Wert darauf gelegt, dass es jährlich eine unabhängige externe Wirtschaftsprüfung gibt. Besonders betont der 51-Jährige: „Wir haben diesen Prozess weit vor den Ereignissen von Limburg begonnen.“ Trotzdem hat die Bistumsleitung erst dann das Vermögen des Bischöflichen Stuhles offengelegt, als der Skandal um den ehemaligen Limburger Bischof Tebartz-van Elst und seine teure Residenz für Empörung sorgte. In seinem Bischofshaus auf dem Limburger Domberg verbaute dieser Millionen Euro und versuchte, die Kosten zu verschleiern. Neben den positiven Aspekten seiner Amtszeit verschweigt der Generalvikar die schwierigen nicht. „Für mich persönlich war der härteste Moment, als ich den 70 Mitarbeitern der kirchlichen Pilger-Druckerei die Insolvenz verkünden musste“, gesteht Jung, der zu diesem Zeitpunkt gerade ein Jahr im Amt war. Ein Jahr später musste sich auch das Speyerer Bistum mit Missbrauchsfällen durch Geistliche beschäftigen. „Wir haben gleich mit einem Ombudsmann eine neutrale Anlaufstelle geschaffen“, berichtet Jung. Als Glücksfall bezeichnet er den darauf folgenden Einsatz des Leitenden Kriminaldirektors Franz Leidecker als Missbrauchsbeauftragter. „Er ist allen Fällen einzeln nachgegangen, hat alles dokumentiert, aufgearbeitet und Betroffenen Hilfsangeboten gemacht.“ 75 Anzeigen wurden im Bistum Speyer gezählt, in 34 Fällen „materielle Leistungen“ gezahlt – insgesamt 236.000 Euro. Jung bedauert, dass viele Betroffene ihr Leben lang unter den Folgen des Missbrauchs durch Priester leiden werden.

„Das Kreuz ist kein kulturelles Symbol“

Nun aber geht der Blick von der Pfalz nach Bayern, wo das Bistum Würzburg liegt. Dort hat Ministerpräsident Markus Söder angeordnet, in allen bayerischen Landesbehörden ein Kreuz aufzuhängen. „Das Kreuz ist kein kulturelles Symbol und hat schon gar nichts mit bayerischem Brauchtum zu tun“, reagiert der kommende Bischof auf die Argumentation Söders. Es sei ein zutiefst christliches Zeichen. „Wer ein Kreuz aufhängt, muss seine Politik daran messen lassen.“ Dazu passten weder „Anker“-Zentren für Flüchtlinge noch das Ausgrenzen von Menschen. Durch sein neues Amt wird der 51-Jährige Mitglied der Deutschen Bischofskonferenz. Derzeit ist bei dieser Feuer unterm Dach. Unter den Bischöfen gibt es Dissens über die Öffnung der Kommunion für evangelische Ehepartner. Sieben Oberhirten haben den Streit nach Rom getragen. „Ich finde es sehr bedauerlich, dass darüber keine Verständigung gelungen ist. In meiner Wahrnehmung ist der Schaden in der Öffentlichkeit beträchtlich“, kommentiert Jung das Vorgehen. Wie man miteinander umgehe, sei auch eine Botschaft. Der Vatikan hat inzwischen die Bischöfe aufgefordert, sich zu einigen. „Zuerst miteinander zu sprechen und dann gemeinsam nach außen aufzutreten, muss der Weg der Zukunft sein, für den ich mich auch persönlich gerne einsetzen will“, gibt Jung seine Richtung vor. Zunächst aber liegt sein Augenmerk auf seiner Bischofsweihe. Dafür hat Jung alles vorbereitet. Sein Gewand und der Bischofsring, „ein schlichter Ring mit Kreuz“, sind fertig. Zu Bischofsstab und Kreuz will Jung noch nichts sagen: „Am 15. Mai in Würzburg wird alles offiziell vorgestellt.“ Nur so viel ist zu erfahren: Beide Insignien sind quasi aus zweiter Hand und haben einen Bezug zur Pfalz. Auch über Wahlspruch und Wappen hüllt sich der Pfälzer, der nicht in die Würzburger Bischofsresidenz, sondern in eine Wohnung einziehen wird, in Schweigen.

INFO

Am Montag, 14. Mai, wird Franz Jung vom Bistum verabschiedet: 15 Uhr Vesper im Speyerer Dom, danach Umtrunk im Domgarten mit der Möglichkeit zur persönlichen Begegnung.

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