Fußball Borussia Dortmund unterliegt Madrid im Finale der Champions League: Real bleibt Real

Toni Kroos stemmt den Henkelpott in die Höhe. Im letzten Spiel für Real Madrid gewinnt er zum sechten Mal die Champions League.
Toni Kroos stemmt den Henkelpott in die Höhe. Im letzten Spiel für Real Madrid gewinnt er zum sechten Mal die Champions League.

Borussia Dortmund startet gut in das große Champions-League-Finale gegen Madrid. Aber der BVB trifft das Tor nicht – die Strafe der Königlichen folgt in der zweiten Halbzeit.

Als der leidenschaftliche Kampf um Europas Fußball-Krone verloren war, sank Marco Reus in die Hocke und starrte mit leerem Blick auf den Rasen. Selbst die lange Umarmung mit Toni Kroos tröstete das Klubidol kaum. Auch die anderen Profis von Borussia Dortmund schlichen frustriert Richtung Kurve Trainer Edin Terzic nahm seine bitter enttäuschten Spieler nach und nach in den Arm, während die Profis von Real Madrid ihren nächsten Titel in der Champions League feierten. Trotz starker Leistung und bester Chancen verlor der BVB am Samstagabend das Finale gegen den großen Favoriten und jetzt 15-maligen Königsklassen-Sieger Real Madrid mit 0:2 (0:0). Der BVB hatte den ersehnten Henkelpott vor Augen, doch die Westfalen griffen nicht zu.

Vor 86.212 Zuschauern im Londoner Wembleystadion hätte der BVB mehrfach in Führung gehen müssen. Die Tore für ein lange Zeit enttäuschendes Madrid erzielten Daniel Carvajal (74. Minute) und Vinícius Júnior (83.). „Im Moment ist man einfach nur enttäuscht“, sagte BVB-Torwart Gregor Kobel im ZDF. „Wir haben unsere Chancen gehabt, klar, müssen wir da mehr draus machen. Am Ende schlagen sie dann zu.“

Spielbeginn mit „Flitzer“

Kroos gewann in seinem letzten Spiel für den spanischen Meister vor dem Karriereende nach der EM zum sechsten Mal die Champions League und gehört nun zu den fünf Rekordsiegern des wichtigsten europäischen Vereinstitels. Kurz vor Schluss wurde der 34-Jährige unter lautstarkem Jubel der Real-Fans ausgewechselt (86.). Lange nach dem Schlusspfiff hallten „Toni, Toni, Toni“-Rufe durch die riesige Arena. „Natürlich wollte ich mich mit diesem Champions-League-Sieg verabschieden“, sagte Kroos. „Der Titel bedeutet mir unfassbar viel. Das Entscheidende war, dass wir in der ersten Halbzeit kein Gegentor bekommen haben. Das wäre mehr als möglich gewesen. Es hat lange gedauert, bis wir die bessere Mannschaft waren.“

Marco Reus verlässt den Klub ohne Titel
Marco Reus verlässt den Klub ohne Titel

Die weit über 30.000 BVB-Fans im Stadion hatten ihre Spieler mit einer eindrucksvollen Choreographie empfangen – allerdings protestierten sie auch gegen das Sponsoring durch das Rüstungsunternehmen, das vor einigen Tagen bekannt wurde. Daheim in Dortmund verfolgten Tausende Menschen den vorläufigen Höhepunkt des deutschen Fußball-Sommers beim Public Viewing. Und in der ersten halben Stunde schien der Außenseiter tatsächlich ganz nah dran, etwas „Großartiges“ zu leisten, wie Trainer Edin Terzic vor der Partie erhofft hatte. Er sagte immer wieder: „Ein Finale spielt man nicht. Man gewinnt es.“

Nach einer kurzzeitigen Unterbrechung gleich nach dem Anpfiff wegen mehrerer Flitzer, die erstaunlicherweise sekundenlang von den Ordnern ungestört über den heiligen Londoner Rasen eilen durften, war Dortmund klar besser. Terzic sprang immer wieder von seinem roten Trainerstuhl auf und trieb sein Team in die Offensive.

0:0 zur Pause zu wenig

Julian Brandt war mit seinem Schuss im Strafraum der Erste mit aussichtsreicher Chance (14.). Und Karim Adeyemi, der von Bundestrainer Julian Nagelsmann nicht für die Heim-EM nominiert worden war, hätte in der ersten Halbzeit gleich zweimal für die Führung sorgen können, womöglich gar müssen. Doch der 22-Jährige legte sich erst den Ball schon vorbei an Real-Torwart Thibaut Courtois zu weit vor (21.). Dann war Courtois zur Stelle, als Adeyemi nach einem gegen Carvajal gewonnenen Sprint zum Abschluss kam (28.).

BVB-Trainer Edin Terzic vermisst den Killer-Instinkt seines Teams und applaudiert den Fans.
BVB-Trainer Edin Terzic vermisst den Killer-Instinkt seines Teams und applaudiert den Fans.

Und Real? Der spanische Meister blieb vor dem Dortmunder Strafraum in dieser Phase unsichtbar – was angesichts der brutal abgeklärten Spielweise des Starensembles von Trainer Carlo Ancelotti nicht unbedingt ungewöhnlich war. Aber ob der Rekordgewinner der Königsklasse die Dortmunder so mutig erwartet hatte? Ein Fehlpass von Maestro Kroos, der eigentlich nie Fehlpässe spielt, leitete die nächste Dortmunder Chance durch Marcel Sabitzer ein, die erneut Courtois entschärfen musste (41.).

Das 0:0 zur Pause war deshalb für Dortmund zu wenig. Zumal Niclas Füllkrug in einer abseitsverdächtigen Szene den Pfosten getroffen hatte (23.). Von Madrid war deutlich weniger zu sehen gewesen als in den Halbfinal-Spielen gegen den FC Bayern (2:2/2:1). Die Nationalspieler aus München verfolgten das Finale mit ihren DFB-Teamkollegen bereits im deutschen EM-Quartier in Herzogenaurach, wo die Dortmunder Füllkrug und Nico Schlotterbeck sowie die Real-Stars Kroos und Antonio Rüdiger in den kommenden Tagen erwartet werden.

Mats Hummels kann den Ball nur aus dem Netz holen. Seine Zukunft ist offen.
Mats Hummels kann den Ball nur aus dem Netz holen. Seine Zukunft ist offen.

Real wird stärker

In einer Loge fieberte BVB-Ikone Jürgen Klopp energisch mit. Der 56-Jährige war vor elf Jahren der Dortmunder Trainer, als der Klub an selber Stelle das Endspiel der Champions League gegen die Bayern verloren hatte. Die Entscheidung in dem lange offenen Spiel fiel damals erst kurz vor Schluss – ein Verlauf, der sich auch dieses Mal andeutete. Denn Real wurde stärker. „Das war ein hartes Stück Arbeit, Respekt vor Dortmund. Am Ende ist es halt ein Finale, wir glauben immer daran“, sagte Real-Verteidiger Antonio Rüdiger im ZDF. „Sie haben uns sehr viele Probleme bereitet, aber wir wissen, dass wir leiden müssen und wir immer unsere Chancen bekommen, das sieht man am Endstand.“

Kroos prüfte BVB-Torwart Kobel kurz nach dem Wiederbeginn mit einem ganz starken Freistoß von der Strafraumecke, bei der folgenden Ecke setzte Carvajal einen Kopfball über das Dortmunder Tor (49.). Madrid verteidigte jetzt effektiver und nahm immer wieder das Tempo aus dem Spiel. Dortmunder Chancen wurden seltener. In der 72. Minute kam Reus in die Partie, Adeyemi ging vom Platz. Und nur wenige Minuten später folgte der große Rückschlag: Carvajal köpfte den Ball nach einer Kroos-Ecke wuchtig ins Tor. Die Real-Profis feierten den Treffer ausgelassen. Jetzt wurde es ganz, ganz schwer für den BVB. Vinícius Júnior entschied die Partie, der vermeintliche Anschlusstreffer durch Füllkrug zählte nicht (87.). „Der einzige Unterschied war, dass sie den Killerinstinkt hatten, der uns heute gefehlt hat. Deshalb sind sie verdientermaßen der Sieger“, sagte BVB-Coach Terzic.

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