Transatlantische Beziehungen US-Experte: „Nach Joe Biden beginnt neue Ära“

Die deutsch-amerikanischen Beziehungen könnten ab 2025 ungemütlicher werden.
Die deutsch-amerikanischen Beziehungen könnten ab 2025 ungemütlicher werden.

Im Interview mit der RHEINPFALZ am SONNTAG skizziert der Politikforscher Bruce Stokes, mit welcher US-Außenpolitik die Deutschen künftig rechnen sollten. Gerade bei den Militärausgaben erwarte Washington einen größeren Beitrag – erst recht, wenn Donald Trump erneut ins Weiße Haus einzieht.

Deutschland muss sich darauf einstellen, dass die künftige Außenpolitik der Vereinigten Staaten stärker auf Asien ausgerichtet sein wird. Das sagt US-Außenpolitikexperte Bruce Stokes von der US-Stiftung German Marshall Fund der RHEINPFALZ am SONNTAG. „Es ist unwahrscheinlich, dass zukünftige Präsidenten so europäisch gesinnt sein werden wie Joe Biden. Sie werden anders sein, weil sie jünger sind und ihre Weltanschauung in einer anderen Ära geformt haben.“

Gleichwohl würden die transatlantischen Beziehungen für die USA von herausragender Bedeutung bleiben, so Stokes weiter. „Die Bandbreite der Herausforderungen, vor denen wir stehen – Klimawandel, Russland, China, digitaler Wandel –, kann Amerika nicht allein bewältigen. Unser logischer Partner ist Europa.“

Mit Trump gäbe es mehr Streit

Dennoch zeichneten sich Konfliktlinien ab, egal ob die Demokratin Kamala Harris oder der Republikaner Donald Trump 2025 ins Weiße Haus einziehen. Ein Streitpunkt werde sein, wie groß der europäische Beitrag zur eigenen Verteidigung ausfällt. Stokes: „Es bedarf einer Menge Ausgaben, um die Bundeswehr auch nur auf den Stand zu bringen, auf dem sie vor dem Krieg in der Ukraine hätte sein sollen.“ Die Erwartung der US-Wähler sei, dass Berlin viel mehr Geld für Rüstung aufwendet. Der US-Verteidigungsetat war 2023 mit 860 Milliarden Dollar mehr als zehnmal so groß wie das Militärbudget Deutschlands – mit gut 50 Milliarden Euro immerhin das zweitgrößte in der Nato.

Der frühere Kommandeur der US-Armee in Europa, General a. D. Ben Hodges, sagte dazu der RHEINPFALZ am SONNTAG: „Die deutschen Wähler müssen ihren Politikern klarmachen, dass es an der Zeit ist, dass sich Deutschland dieser Herausforderung stellt.“ Dies werde um so dringender der Fall sein, „sollte Donald Trump ins Weiße Haus zurückkehren“. Hodges verwies darauf, dass die Bundesrepublik in den 70er-Jahren zwischen 3,5 und 4,5 Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts für die Verteidigung ausgab. Das 2014 formulierte Nato-Ziel von zwei Prozent des BIP erreicht Deutschland derzeit nur dank des Sondervermögens der Bundeswehr. Polen gebe schon heute vier Prozent aus, die USA 3,5 Prozent.

Trumps Vizepräsidentschaftskandidat J. D. Vance stellte zuletzt diese Rechnung auf: „Wenn Deutschland das fünftgrößte Bruttoinlandsprodukt der Welt hat und Russland nicht einmal zu den zehn größten Ländern gehört, sollte Deutschland dann nicht in der Lage sein, allein eine wirksame Abschreckung zu gewährleisten?“

Das Interview der RHEINPFALZ am SONNTAG mit Bruce Stokes lesen Sie hier

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