Kommentar Angelique Kerber hatte es als Frau im Sport nicht immer leicht

Nachdenklich: Kerber am Donnerstag in Paris.
Nachdenklich: Kerber am Donnerstag in Paris.

Angelique Kerber verlässt die Tenniswelt nach den Olympischen Spielen in Paris als ganz Große des deutschen Sports. Dabei machte der es ihr gerade als Frau nicht immer leicht.

Den richtigen Zeitpunkt zum Aufhören zu finden, zu wählen, vor allem aber in sich selbst zu (er)spüren, fällt vielen großartigen Sportlerinnen und Sportlern schwer. Angelique Kerber (36) mag den optimalen Moment vor gut zwei Jahren verpasst haben, denn schon vor ihrer Babypause war absehbar, dass das Frauentennis in der absoluten Weltspitze nicht mehr ihres sein würde.

Ihr größter Moment: Angelique Kerber 2018 in Wimbledon.
Ihr größter Moment: Angelique Kerber 2018 in Wimbledon.

Aber es ist ihr dennoch hoch anzurechnen, dass sie jetzt quasi im zweiten Anlauf den Mut zum Moment gefunden hat und nach den Olympischen Spielen in Paris ihre Profilaufbahn beendet. Selbst wenn die sportlichen Resultate seit ihrem Comeback zumeist wenig erbaulich, teilweise sogar niederschmetternd waren: Als Botschafterin für selbstbestimmte und selbstbewusste Mütter in ihrem Sport und darüber hinaus hat sie dennoch viel bewirkt. Sie hat nicht nur ihren eigenen Horizont erweitert, sondern auch den einer ganzen Szene. Ein Nachdenken über weitaus mehr als Sätze, Tiebreaks, Returns oder Matchbälle. Insofern waren die vergangenen Monate Kerbers auf der Profitour nicht umsonst oder unnötig, ganz im Gegenteil. Und dem zu befürchtenden Spott entgeht sie nun.

Nicht nur umschwärmt

Denn die öffentlich eher zurückhaltende Angelique Kerber hatte es in der Sport-Glamourwelt nicht immer leicht, musste sich einst gar von einem abhalfterten Ex-Fußballer (Thorsten Legat) für ihr Äußeres beleidigen lassen. Purer Sexismus, pure Misogynie einer immer noch von Männern dominierten Sportwelt. Dabei steckte Kerber so viele locker in die Tasche. Mit ihren drei Grand-Slam-Siegen, vor allem jenem 2018 in Wimbledon, steht sie natürlich nicht auf einer Stufe mit Steffi Graf, aber eben genau eins darunter. Das macht sie zu einer ganz Großen des deutschen Sports.

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