Sportkolumne Diesen Umgang hat Leon Goretzka nicht verdient

Wie mit dem verdienten Leon Goretzka umgegangen wird, ist unmöglich.
Wie mit dem verdienten Leon Goretzka umgegangen wird, ist unmöglich.

Leon Goretzka ist bei der Fußball-Nationalmannschaft außen vor. Und inzwischen auch bei Bayern München, wo die Verantwortlichen versuchten, ihn abzuschieben. Dabei hat er sich nichts zuschulden kommen lassen.

Wenn die deutsche Fußball-Nationalmannschaft am Samstagabend ihre Partie gegen Ungarn bestreitet, fehlt, wenig überraschend, Leon Goretzka. Der Mittelfeldspieler des FC Bayern München spielt in der Auswahl keine Rolle mehr, er wurde ja von Bundestrainer Julian Nagelsmann auch nicht für die Heim-EM nominiert.

Leon Goretzka ist zudem bei seinem Verein außen vor. In der noch jungen Saison wurde er gerade mal in der Partie gegen den SC Freiburg in der 90. Minute eingewechselt. Auch wenn Sportvorstand Max Eberl sagte: „Wir haben nie schlecht über Leon geredet. Leon ist ein großartiger Spieler. Leon hat für den FC Bayern Großartiges geleistet.“

Wo bleibt die Wertschätzung?

Mir fehlt dennoch die Wertschätzung des Vereins. Der 29-Jährige hat mehr Rückendeckung verdient. Und da darf dann auch das hohe Gehalt des Spielers keine Rolle spielen, das in der Ära Oliver Kahn angewiesen wurde. Bloß weg? Die Bayern wollten ihn an Galatasaray Istanbul verleihen. Goretzka lehnte ab.

Sein Stern sank bei Trainer Thomas Tuchel, der ein eher distanziertes Verhältnis zu Goretzka und Joshua Kimmich „pflegte“. Zur Einordnung: Goretzka war an den letzten großen Erfolgen beteiligt. Er stand in der Anfangself, als die Bayern im Champions-League-Finale Paris Saint-Germain schlugen, er startete, als die Bayern Bayer Leverkusen im DFB-Pokal-Finale besiegten. Goretzka hat sich nichts zuschulden kommen lassen. Er ist ein Musterprofi.

Timo Boll gehört zu den ganz Großen

Olympische Spiele sind für ältere Sportler dann ja meist auch eine Zäsur. So auch nach Paris. Für zwei bedeutende Persönlichkeiten waren die Sommerspiele die letzten großen internationalen Höhepunkte in ihren Karrieren: Laura Ludwig und Timo Boll. Laura Ludwig, Beachvolleyball-Olympiasiegerin von Rio de Janeiro 2014, hat ihrer Sportart durch den Coup von Brasilien neuen Schwung verliehen. Sie hat durch ihre charmante Art begeistert.

Beachvolleyballerin Laura Ludwig hat ihren Sport vorangebracht.
Beachvolleyballerin Laura Ludwig hat ihren Sport vorangebracht.

Timo Boll, in der Tischtennis-Bundesliga weiter bei Borussia Düsseldorf am Ball, hat eine Ära geprägt. Er war mehrmals die Nummer 1, er kam nach Verletzungen immer wieder zurück, er wird in China verehrt. Einen besseren Repräsentanten kann man sich für seine Sportart nicht vorstellen. Wie er bei Olympia vom Publikum nach der Viertelfinal-Niederlage gegen den Schweden Anton Kallberg im Mannschaftswettbewerb verabschiedet wurde, das war für mich einer der Höhepunkte von Paris. Die Zuschauer haben in dem Moment begriffen, welch' ein großartiger Sportler da seine internationale Laufbahn beendet. Und das mit 43 Jahren!

Es ist natürlich eine Spielerei, wenn wir alle paar Jahre über die größten deutschen Sportler überhaupt nachdenken. Das sind Dirk Nowitzki, Steffi Graf, Max Schmeling, Michael Schumacher, Boris Becker, Fritz Walter und Franz Beckenbauer. Auch Timo Boll gehört in diese Liste.

Juri Knorr auf der Suche nach Ruhe

Seit Freitag ist es nun offiziell. Juri Knorr, der Regisseur der Rhein-Neckar Löwen, wechselt in der kommenden Saison zum dänischen Spitzenclub Aalborg. Wie schade! Der 24-Jährige wird der Handball-Bundesliga fehlen, er wird auch den Rhein-Neckar Löwen fehlen, die gerade dabei sind, wieder eine schlagkräftige Mannschaft aufzubauen. Juri Knorr ist ein introvertierter Typ und hofft mit dem Wechsel, vermutlich mehr Ruhe, mehr Anonymität zu finden. Der Vertrag läuft über drei Jahre, das ist ein Statement.

Ein Gesicht der Rhein-Neckar Löwen: Juri Knorr.
Ein Gesicht der Rhein-Neckar Löwen: Juri Knorr.

Eines ist aber auch klar: Im Januar wird er jedes Jahr im Blickpunkt stehen, wenn die deutsche Nationalmannschaft ihre Turniere spielt. Da nimmt er seit der WM in Polen eben eine herausragende Stellung ein. Da Jim Gottfridsson die SG Flensburg-Handewitt nächsten Sommer verlässt, ist in ferner Zukunft sicher auch eine Rückkehr in die alte Heimat denkbar.

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