EM-Tagebuch (21) Ein Ort zum Entschleunigen: Ein Strandkorb in Franken

Lädt zum Verweilen ein: Ein Strandkorb in Herzogenaurach.
Lädt zum Verweilen ein: Ein Strandkorb in Herzogenaurach.

Die Fußball-EM in Deutschland zieht die Fans in ihren Bann. Unsere Reporter schauen sich vor Ort auch abseits der Stadien um. Heute: Ein Strandkorb in Herzogenaurach.

Die Idee ist schlau, weil es vermutlich allen Menschen so geht, wie es mir erging, als ich zum ersten Mal diesen Strandkorb in der Fußgängerzone in Herzogenaurach sah. Was hat der denn hier zu suchen, fragte ich mich, und natürlich erwachte in mir die Neugierde. In der Hauptstraße steht die gemütliche Sitzgelegenheit, die ich auf Sylt erwarten würde, oder in Warnemünde. Ich weiß nicht, wie der Strandkorb hier nach Franken gekommen ist, aber er hat sich offensichtlich bezahlt gemacht.

Fast immer, wenn ich an dem Strandkorb vorbeilaufe, sitzen darin Menschen, die sich einen Kaffee schmecken lassen oder an einem Kuchen naschen. Der Strandkorb gehört zu einem Laden, den ich in mein Herz geschlossen habe, weil mir das Konzept gut gefällt und er viel Wärme ausstrahlt. „Bücher, Medien und mehr“, heißt der Laden, von dem ich gar nicht weiß, wie ich ihn richtig bezeichnen würde. Ein Buchladen in Verbindung mit der Möglichkeit, Dekokram zu kaufen, und einem Café mit Mittagstisch – das würde in etwa passen. Aber so kann man doch keine Geschäftsidee beschreiben. Klingt auf jeden Fall komisch, funktioniert hier in Herzogenaurach aber seit Jahrzehnten.

Habe es mir gut gehen lassen

Im Inneren gibt es unzählig viele Bücher, und als Buchladen ging es in den frühen 1980er Jahren auch los. Nach und nach wurde das Angebot erweitert und seit 2015 gibt es zusätzlich „Verpflegung“. Die Lage des Ladens mitten in der historischen Altstadt in Herzogenaurach mit direktem Blick auf den Fehnturm lädt neben dem Strandkorb dazu ein, sich hier niederzulassen. Nicht nur der Esprit des Buchcafés mit seinem freundlichen Personal, auch die Ruhe in der Hauptstraße wirken wunderbar entschleunigend. Das ist für mich gerade ein angenehmer Gegensatz zu den Aufgeregtheiten, die rund um die deutsche Nationalmannschaft herrschen. Dort, wo im Moment eine Muskelzerrung eines Fußballers so wichtig erscheint wie eine Richtungswahl in Frankreich. Hier treffen sich die Damen des Ortes, um über den zurückliegenden Urlaub, das anstehende Klassentreffen oder über die EM-Spiele des Vorabends zu sprechen.

Ich habe den Kaffee im „Bücher, Medien und mehr“ genossen und es mir im Strandkorb gut gehen lassen. Aber sehr häufig kann ich das nicht tun, denn es gehört zu meinem täglichen Ritual, mir einen Cappuccino bei Rosa im Eiscafé am Markt zu kaufen. Zu viel Kaffee tut mir nicht gut. Übrigens, Rosa hat ihre gute Laune nach dem Ausscheiden der Italiener im Achtelfinale nicht verloren. „Jetzt bin ich für Deutschland“, sagte sie kürzlich zu mir. Es kann manchmal so einfach sein.

mxk
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Foto: Imago Images/Beautiful Sports

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