Kommentar Im Fall Sinner wurden die Dopingfahnder dreist übergangen

Jannik Sinner bei seinem jüngsten Triumph in Cincinnati.
Jannik Sinner bei seinem jüngsten Triumph in Cincinnati.

Tennisprofi Jannik Sinner, die Nummer 1 der Welt, kommt nach einem internen Verfahren trotz zweier positiver Dopingproben weitgehend ungestraft davon. Die nicht involvierte Welt-Anti-Doping-Agentur muss nun handeln.

Mal angenommen, Sie sind Ihrem Arbeitgeber lieb und teuer, Sie machen einen guten Job, er braucht sie dringend. Nun begehen Sie an Ihrem Arbeitsplatz eine Straftat. Ihr Arbeitgeber nimmt sich des Falles an, ohne Polizei. Er sammelt Beweise und wertet sie aus – in seinem und in Ihrem Sinne. Er geht mit guten Anwälten vor ein ihm genehmes Gericht. Und Sie werden freigesprochen.

Im normalen Leben völlig undenkbar? Ja. Aber im Profisport ganz offenbar nicht.

Das Problemchen intern „gelöst“

Für das Profitennis, das bei seinen vermarktbaren Protagonisten nicht am Fachkräftemangel leiden will, ist Jannik Sinner wichtig. Er ist jung, sieht gut aus, ist kein Russe und die Nummer 1 der Welt. Also wurde das Problemchen zweier positiver Dopingproben kurzerhand intern „gelöst“. Die nationale Anti-Doping-Agentur Italiens schweigt auffällig laut, so viele Superstars hat das Land nicht. Die dreist übergangene Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) muss nun tätig werden, wenn sie nicht überflüssig werden will. Und ihre Glaubwürdigkeit bei allen anderen Sportlerinnen und Sportlern, die kein Tennis spielen, nicht verlieren will.

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