Sport Mannheim: "Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs" begeistert Publikum

George Best auf dem T-Shirt, den Fußball im Herzen: Arnd Zeigler.
George Best auf dem T-Shirt, den Fußball im Herzen: Arnd Zeigler.

Die Kultsendung „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ hat es aus dem WDR-Spätprogramm und der Ecke im „Sportschau-Club“ auf die Bühne geschafft. Deutlich länger als 90 Minuten plus Halbzeitpause präsentierte Moderator Arnd Zeigler zum Brüllen komische, zum Weinen traurige und zum Abwenden peinliche Momente in der ausverkauften Alten Feuerwache in Mannheim.

Sein Freund ist aus Leder. Und sein zweiter aus Hightech-PU-Mikrofasern. Einträchtig liegen sie nebeneinander auf dem Holzschreibtisch, der Arnd Zeigler für knapp drei Stunden als Pult dienen soll: der Lederball aus den 1930er-Jahren und der Derbystar, mit dem aktuell in der Bundesliga gekickt wird. Sprich: Zeigler ist zwar ein Nostalgiker, lehnt die moderne Entwicklung des Fußballs aber nicht grundsätzlich ab. Nachdem er den Fußball von früher gegen den Fußball von heute hat antreten lassen, steht es unentschieden. Die Spieler seien heute zwar schöner, sagt er und zeigt ein Foto von Cristiano Ronaldo. Die Flitzer aber dreister: Den Typen, der außer einem HSV-Schal nichts, wirklich gar nichts trägt, muss man nicht unbedingt gesehen haben.

Alle Emotionen sind dabei

Aber der Untertitel des Abends heißt halt: „Dahin, wo es wehtut.“ Und deswegen geht Zeigler mit dem Publikum durch sämtliche Gefühlslagen, die der Fußball auszulösen imstande ist. Man darf Tränen lachen über ein riesiges Transparent mit der Aufschrift „Der Typ hinter mir kann nichts sehen“. Man darf staunen über die Offenheit, in der Sportler früher ohne Beraterstäbe und Social-Media-Agenturen Journalisten Einblicke in ihr Leben gegeben haben. Zitat Uli Hoeneß: „Sonntags ist mein sexueller Tag.“ Man darf den Kopf schütteln über die auf den Rängen feiernden Fans, hinter denen eine riesige Rauchwolke gerade alles in Schutt und Asche legt: „Hinten nichts anbrennen lassen.“ Und mitfühlen mit dem Spieler, der zum Torjubel zur Tribüne rennt und zum Dank von einem Zuschauer geohrfeigt wird. Zeigler und seine Redaktion, die „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ seit elf Jahren live aus Bremen senden, haben alle diese, viele weitere und stets neue Perlen ausgegraben. Früher kam die Sendung direkt aus Zeiglers Wohnzimmer, inzwischen hat der WDR eine eigene Etage in Zeiglers Haus dafür. Das Haus steht in Bremen, wo Zeigler 1965 geboren ist, Ende der 1980er-Jahre seine Karriere als Hörfunkjournalist startete und 2001 Stadionsprecher seines Herzensvereins wurde, des SV Werder Bremen. Dessen kultige Fluchtlichtanlage steht in Modellgröße auf dem Holzpult, weitere Hinweise auf sein Fantum fehlen. Auf dem roten T-Shirt prangt die Silhouette der Manchester-United-Ikone George Best.

Friedliches Beisamensein der Fußballfans

Dem 53-jährigen Zeigler geht es ganz offensichtlich nicht darum, wer den coolsten Club hat, die meisten Erfolge oder vielleicht auch die spektakulärsten Niederlagen. Es gibt nur ein paar subtile, leicht gehässige Andeutungen: „Es kann auch scheiße sein, Fußballfan zu sein. Wo wüsste man das besser als in Mannheim.“ Und später: „Ihr wisst doch noch, wo ihr wart, als Waldhof zum letzten Mal deutscher Meister war?“ Böse. Andere Vereine bekommen es genauso ab: „Kuriose Frage, sind Fans von Bayer Leverkusen hier?“ An diesem Abend sitzen alle friedlich und einträchtig nebeneinander: der FCK-Fan mit Ratinhos 17 auf dem Rücken und der Waldhof-Anhänger mit der blau-schwarzen Raute auf der Brust. Sie alle erleben einen äußerst vergnüglichen Abend in der Alten Feuerwache, an dem sie vielen, von manchen vielleicht schon vergessenen Typen des Fußballs wiederbegegnen: Ailton, der auf dem Bolzplatz mit Zeigler sein 3:0 in München nachspielt und 19 Versuche braucht, bis er trifft. Charly Neumann, der in einem Interview die Zähne rausnimmt, um den Sponsorenspruch nennen zu können. Mario Basler in ärmelloser goldener Weste. Und Walter Frosch, der Ludwigshafener, über den in der Show gesagt wird: „Er hat immer sauber und fair versucht zu spielen.“ Der 1. FC Kaiserslautern, meint Zeigler mit Anerkennung in der Stimme, „hatte als Spieler die härtesten“.

Tipp für den Auftritt im März

In Kaiserslautern wird Arnd Zeigler im März auftreten. Eine ernst gemeinte Warnung an alle, die die gute Idee haben, hinzugehen: Schauen Sie weg, wenn das Bild kommt, auf dem Stefan Effenberg auf dem Oktoberfest seine Claudia abschleckt. Sie werden es so schnell nicht wieder los.


Termine „Zeiglers wunderbare Welt des Fußballs“ am Dienstag, 12. März, im Heidelberger Karlstorbahnhof und am Mittwoch, 27. März, in der Kammgarn Kaiserslautern. Tickets unter www.karlstorbahnhof.de und www.kammgarn.de.

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