Leitartikel Nationalmannschaft bei der Fußball-EM: Unerwartet überzeugend

Julian Nagelsmann bleibt Bundestrainer bis zur WM 2026.
Julian Nagelsmann bleibt Bundestrainer bis zur WM 2026.

Deutschland ist bei der Fußball-EM schon im Viertelfinale ausgeschieden, hat aber begeistert . Der neue Spirit muss sich jetzt im Alltag erweisen.

Der Traum vom glänzenden EM-Pokal ist geplatzt, bitter und jäh in der 119. Minute. Am kommenden Sonntag werden ihn Fußballer aus einem anderen Land in die Höhe recken und herzen. Fast die ganze Nation fiel in eine kurze Schockstarre, als ein Spanier ohne großen Namen die deutsche Nationalmannschaft aus dem Turnier köpfte. Bis zum Schlusspfiff in der Verlängerung hatten deutsche und spanische Profis ein atemraubendes Fußballspiel gezeigt. Das Team von Bundestrainer Julian Nagelsmann hatte schon in den Partien vor dem Viertelfinale überzeugt, aber gegen die Spanier noch einmal eine Schippe draufgepackt. Es war lange her, dass eine deutsche Nationalmannschaft derart furios auftrat – zuletzt beim 7:1 im WM-Halbfinale 2014 gegen Brasilien.

Fans glauben an die Mannschaft

Es spricht für das Auftreten der deutschen Fußballer, dass der Schmerz nach dem Ausscheiden nicht nur bei ihnen, sondern auch bei den Fans groß war. Das zeigt, dass alle an die Chance geglaubt hatten, den Titel gewinnen zu können. Im zurückliegenden November schien ein solcher Glaubenswandel nicht vorstellbar, als die DFB-Elf in den Testspielen gegen die Türkei und Österreich ein erschreckendes Bild abgegeben hatte. Die Deutschen trauen ihren Fußballern wieder viel zu – das ist die größte Fortentwicklung, die dieses Heimturnier sportlich hervorbringen konnte.

Der deutsche EM-Kader.
Der deutsche EM-Kader.

Vor ein paar Jahren wären Mannschaft und Trainer von der Öffentlichkeit geteert und gefedert worden, wenn sie bei einem großen Turnier in der Heimat nicht mindestens das Halbfinale erreicht hätten. Das Aus schon im Viertelfinale ist in dieser Hinsicht historisch schlecht. Es gibt aber zwei stichhaltige Gründe, warum das Erreichen der Runde der letzten Acht im Jahr 2024 trotzdem als Erfolg gewertet werden kann. Die zurückliegenden Turniere 2018, 2021 und 2022 waren nicht nur hinsichtlich der Resultate ein Desaster, sondern auch wegen der Eindrücke, die die Mannschaften hinterlassen hatten. Diesmal stimmten Ergebnisse, Leistungen und Auftreten in und abseits der Arenen und fügten sich zu einem schönen Bild zusammen.

Das gab den Menschen während der zurückliegenden Wochen Hoffnung und Frohsinn – und das kann die Fußballfans mit Blick in die Zukunft optimistisch stimmen. Es gibt aber keine Garantie für ein „Weiter so“ in den kommenden Jahren.

Der neue Spirit auf dem Prüfstand

Schon in der Nations League, in der die DFB-Elf ab September auf die Niederlande, Ungarn und Bosnien und Herzegowina treffen wird, muss sich der besondere Spirit, der sich in den EM-Wochen entwickelt hat, neu erweisen. Hinter dem großen Ziel, bei der Europameisterschaft im eigenen Land den Titel zu gewinnen, konnten sich alle Beteiligten versammeln. Es war vergleichsweise einfach, persönliche Eitelkeiten und Individualinteressen hintanzustellen. Es ist spannend, ob die Nationalspieler ihre Rollen künftig auch klaglos akzeptieren werden, wenn das bedeutet, dass sie gegen Bosnien und Herzegowina nur eingewechselt werden oder gar nicht spielen.

Julian Nagelsmann muss in den kommenden Monaten bis hin zur nächsten Weltmeisterschaft 2026 in den USA, Kanada und Mexiko weiterhin aufmerksam sein und beweisen, dass er der richtige Trainer ist. Die Heim-EM wird dann nur noch eine schöne Erinnerung sein.

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Foto: Imago Images/Beautiful Sports

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