Hintergrund Pferdesport-Erklärer auf dem Maimarkt: Es geht nicht nur um die Rollkur

Erklärer des Pferdesports auf dem Mannheimer Maimarkt: Thies Kaspareit.
Erklärer des Pferdesports auf dem Mannheimer Maimarkt: Thies Kaspareit.

In Mannheim erklären erstmals Info-Stewards den Besucherinnen und Besuchern des Maimarkt-Reitturniers den Pferdesport und dessen Trainingsmethoden. Tierwohl-Themen sind gefragt im sachlich-fachlichen Dialog, doch es kann auch hitzige Diskussionen geben.

Der Pferdesport fasziniert viele Menschen – andere stößt er dagegen ab. Und dazwischen? Gibt es viele Fragen, Grauzonen, ganz sicher viel Erklärungsbedarf. Längst nicht nur an den Prüfungsvierecken der Dressur oder am Parcours der Springreiter, sondern an den sogenannten Abreiteplätzen, wo die Pferde für ihre Wettbewerbe aufgewärmt und vorbereitet werden. Stichwort Tierwohl: Ob bei den größten Turnieren der Welt oder ländlich in der Provinz – nicht immer gibt es dort schöne Bilder von Harmonie zwischen Reitenden und Pferden zu sehen. „Wir sind immer wieder veranlasst, unseren Sport in der Öffentlichkeit zu erklären“, sagt Mannheims Turnierchef Peter Hofmann und betont: „Wir als Pferdeleute müssen Antworten geben.“

Aachen war Vorreiter

Auf dem größten Turnier der Welt, dem CHIO in Aachen, gibt es dafür schon seit 2019 die Info-Stewards, die an den Abreiteplätzen den Besucherinnen und Besuchern zur Verfügung stehen für alle Fragen, auch für Kritik oder gar Beschwerden. Nun hat die Stiftung Pferdesport dafür gesorgt, dass es auch in Mannheim diese Ansprechpartner gibt. „Wir sind da für die Besucher, Journalisten, aber auch Amtsveterinäre“, erklärt Thies Kaspareit, der Ausbildungsleiter der Deutschen Reiterlichen Vereinigung (FN).

Ein Mann vom Fach nicht nur deshalb, weil der bald 59-Jährige Mannschaftsolympiasieger war – 1988 in Seoul in der Vielseitigkeit. Kaspareit ist längst der „Chef-Erklärer“ des Verbandes in Warendorf geworden, hat an den Richtlinien für Reiter und Pferd mitgearbeitet. Sachlich und ruhig kommt der Schleswig-Holsteiner rüber – das kann helfen bei manch hitzig begonnener Diskussion.

Was Rollkur ist und was nicht

Am Sonntag auf dem Maimarkt kam relativ schnell der „Klassiker“, wie Kaspareit es nennt, zur Sprache: die sogenannte Rollkur. „Ein ganz spannendes Thema“, findet Kaspareit und stellt klar, dass für ihn nicht jedes kurzzeitig etwas hinter der senkrechten Stirn-Nasen-Linie gerittenes Pferd automatisch sich der Rollkur unterwerfe, was tierschutzrelevant wäre. Im konkreten Fall am Sonntagmorgen „ging es um die Frage, wie lange das geschieht“. Und in der Tat, der Reiter des eng und tief eingestellten Pferdes wurde dann von den eigentlichen Stewards, die die Abreiteplätze überwachen, auch angesprochen.

Transparenz ist das Zauberwort. Kaspareit will nicht automatisch eine Verteidigungsposition für den Reitsport einnehmen, sondern erklären. Auch, dass für die Stewards längst nicht nur die Kopf-Hals-Haltung des Pferdes Indiz für gutes oder schlechtes Reiten sein kann, sondern auch das Ohrenspiel, die Augen, die Atmung. „Wir versuchen, uns ein ganzheitliches Bild zu machen“, versichert Kaspareit. Zum Wohle der Pferde

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