Sport Wie einst 2010

Köln. Mit Christian Ehrhoff als Kapitän startet die deutsche Eishockey-Nationalmannschaft morgen in Köln in die Heim-Weltmeisterschaft. Auftaktgegner ist die USA, Ziel das Viertelfinale – mindestens.

Noch nie hat sich Christian Ehrhoff (34) so lange auf eine Eishockey-Weltmeisterschaft vorbereitet. Als er noch Profi in der NHL war, in der er 862 Partien absolvierte, stieß er, wenn überhaupt, meist erst im laufenden Turnier zum deutschen Team. Da seine Kölner Haie, für die Ehrhoff seit dem Herbst aktiv ist, im Play-off-Viertelfinale ausschieden, ist der Verteidiger diesmal schon seit Anfang April dabei. „Es war interessant zu sehen, wie sich eine Mannschaft entwickelt“, sagt Ehrhoff, „für mich war es aber auch eine lange Zeit, und ich freue mich, dass es endlich losgeht. Wir können es alle kaum erwarten.“ Das Ende des langen Vorbereitungsmonats naht nun. Morgen startet die Nationalmannschaft von Bundestrainer Marco Sturm mit der Partie gegen die USA (20.15 Uhr/Sport1) in ihr Heimturnier – vor mehr als 18.000 Zuschauern in der ausverkauften Kölner Lanxess-Arena. Ehrhoff wird die deutsche Auswahl bei dieser WM, die vom 5. bis 21. Mai in Köln und Paris läuft, als Kapitän anführen. Der Mannheimer Marcel Goc, der das Amt ansonsten innehatte, fehlt verletzt. Für den Kölner Defensivmann ist es, wie er sagt „eine Riesenehre“, Team-Kapitän zu sein. „Jeder weiß, dass ich super gern für Deutschland spiele und immer Spaß habe. Und wenn ich dann noch das C auf der Brust tragen kann, dann ist das ein Extrabonus.“ Und natürlich hofft er, dass ihm und seinen Kollegen ein guter Turnier-Auftakt gelingen wird. Die US-Amerikaner bieten zwar ein starkes, mit NHL-Akteuren gespicktes Team auf, aber sie sind erst seit wenigen Tagen zusammen. „Sie haben sich gerade erst getroffen, sie müssen vom System her alles neu lernen. Vielleicht sitzt es im ersten Spiel noch nicht so. Vielleicht können wir daraus für uns etwas Positives ziehen“, so Ehrhoff. Im deutschen Tor wird gegen die USA Thomas Greiss vom NHL-Klub New York Islanders stehen. Der 31-Jährige ist Sturms Nummer eins: „Er wird die meisten Spiele machen“, sagt der Bundestrainer. Mit Verteidiger Dennis Seidenberg (Islanders) und Stürmer Angreifer Tobias Rieder (Arizona) kann Sturm zwei weitere NHL-Akteure auf das Eis schicken. Beim Stichwort „Auftaktspiel gegen die USA“ kommen Erinnerungen an die Heim-WM 2010 auf, bei der die Nationalmannschaft von Trainer Uwe Krupp das Halbfinale erreichte. Damals gelang dem Team in der Schalker Arena im ersten Spiel ein 2:1-Erfolg gegen die USA. Den Siegtreffer in der Verlängerung schoss Felix Schütz, der 2017 wieder dabei ist. Verspürt er Druck? „Nein“, sagt der 29-Jährige, der zuletzt für Rögle BK in der schwedischen Liga spielte. „Niemand in Deutschland erwartet von uns, dass wir Weltmeister werden.“ Zumindest den Viertelfinal-Einzug erwarten die deutschen Cracks aber wohl selbst. So weit kamen sie 2016 beim Turnier in Russland, der ersten WM mit Sturm. Der Auswahlcoach formuliert es so: „Unsere Mannschaft hat sich in der Vorbereitung Woche für Woche gesteigert, und wir sind noch nicht am Ende.“ Ohne Steigerungen wird es auch nicht gehen, die nächsten Gruppen-Gegner, die Topteams Schweden (Samstag, 20.15 Uhr) und Russland (Montag, 16.15 Uhr), sind beide eigentlich eine Nummer zu groß für die deutsche Mannschaft. Die deutschen Profis hoffen deshalb auf Unterstützung des Heim-Publikums. „Die Fans können uns den Extra-Push geben“, meint Ehrhoff. Vor allem in der Partie gegen den Rekordweltmeister dürfte es laut werden, denn es werden viele Anhänger der russischen Mannschaft in der Halle sein. Überhaupt zieht es russische Eishockey-Fans in großen Scharen zur WM nach Köln. Unter den zehn WM-Partien, für die bisher die meisten Karten verkauft wurden, sind fünf russische Spiele.

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