Rheinpfalz Auch Omas Antrag geht per Handy raus

Konzentration ist gefragt: Azubi Julian Schmitz bereitet in der Dahner „Werkstatt“ Wahlunterlagen vor.
Konzentration ist gefragt: Azubi Julian Schmitz bereitet in der Dahner »Werkstatt« Wahlunterlagen vor.

Jetzt, wo er wisse, was das alles für ein Aufwand sei, werde er sich bei der nächsten Wahl gut überlegen, ob er per Briefwahl abstimmen müsse oder nicht doch lieber persönlich ins Wahllokal gehe. Julian Schmitz ist ganz offensichtlich beeindruckt. Der Gast-Azubi aus dem Landkreis Mainz-Bingen sitzt in der „Werkstatt“, wie Karl Sarter, Fachbereichsleiter Organisation/Finanzen bei der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland, den Raum hinter dem Ratssaal nennt. Der junge Mann bereitet dort mit Lars Metzger, Azubi der VG Dahner Felsenland, die Wahlunterlagen für Briefwähler vor. Denn die können je nach Wahlbezirk und den anstehenden Wahlen unterschiedlich sein. Beispielsweise, wenn noch ein Ortsbeirat gewählt wird oder wenn gar kein Bürgermeisterkandidat antritt. Da darf beim Eintüten kein Fehler passieren. „Oberstes Gebot ist Genauigkeit und Sorgfalt“, betont Karl Sarter. Damit sie sicher sein können, keinen Stimmzettel vergessen zu haben, wird am Ende in der „Werkstatt“ etwa jeder gepackte Umschlag gewogen – pro Variante haben die Jungs zuvor das zu erreichende Vergleichsgewicht auf einer Liste festgehalten. Im Ratssaal, der seit Anfang Mai als Wahlbüro fungiert, wandern die vorgepackten Umschläge in Kisten für die einzelnen Wahlbezirke. Dort werden sie dann auch fertig bearbeitet, mit dem Wahlschein ergänzt und dann verschickt oder persönlich ausgegeben. Denn wer mit Wahlbenachrichtung persönlich ins Wahlbüro kommt, kann sich seine Stimmzettel dort abholen – und gleich wählen. Immer mehr entscheiden sich für die Briefwahl. Dieses Jahr, sagt Verbandsbürgermeister Michael Zwick, gingen sie davon aus, dass sich zwischen 60 und 70 Prozent der Wähler dafür entscheiden. Insgesamt etwa 12.000 Wahlberechtigte gibt es in der Verbandsgemeinde. Und davon haben bis jetzt schon über 5000 ihre Briefwahlunterlagen beantragt. 2014 waren es insgesamt noch unter 5000 Briefwähler gewesen. Grade mal um die 400 Briefwähler seien es in seinen Anfangsjahren gewesen, meint Sarter, der seit 1977 dabei ist. Immer mehr beantragen ihre Briefwahl im Vorfeld auch digital. Per Smartphone geht es beispielsweise recht komfortabel: Damit lässt sich nämlich der bereits personalisierte QR-Code auf der Wahlbenachrichtigung einlesen. Oft erledigten das die Jungen für die Älteren, weiß Wahlsachbearbeiterin Christine Burkhart. Darauf kann sie auch schließen, wenn Online-Anträge gleich für eine komplette Familie in ihrer elektronischen Box eintrudeln. Da mache das der Enkel für Oma und Opa gleich mal mit. Wer seine Briefwahl online beantragt hat, bekommt die Unterlagen immer automatisch zugestellt. Ab dieser Woche werde sogar damit begonnen, die beantragten Unterlagen auszufahren, sagt Sarter – um mögliche Verzögerungen bei der postalischen Zustellung zu vermeiden. Bei der Verbandsgemeinde gehen sie rund um die Wahl auf „Nummer sicher“. Pannen wie kürzlich im Landkreis Bad Dürkheim, wo Kandidatennamen auf Wahlzettel fehlerhaft abgedruckt waren, mag Büroleiter Sarter hier nicht erleben. Zigmal würden bei ihnen die Listen vor dem Druck gelesen, betont er. Den Druck kleiner A4-Zettel überlässt er übrigens keiner externen Druckerei, sondern erledigt das per Drucker in der „Werkstatt“ – dann kann er schnell reagieren, falls doch mal etwas schiefläuft. Bis jetzt lief es offenbar gut: An einen richtigen Klopper kann sich Sarter jedenfalls nicht erinnern.

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