Kultur Südpfalz Auf den Spuren der Klassiker

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Ein prall gefülltes Doppelkonzert beim Festival Palatia-Jazz gibt es am morgigen Samstag auf Schloss Villa Ludwigshöhe bei Edenkoben. Hauptact ist das Quintett des Saxofonisten Emile Parisien mit Joachim Kühn als Stargast und davor spielt ab 19.30 Uhr das Franz von Chossy-Quintet. Experimentierfreudiger Modern Jazz mit romantischer Ader gibt es in beiden Fällen.

Der Sopransaxofonist Émile Parisien wurde 1982 geboren, besuchte ab dem Alter von elf Jahren das Collège de jazz von Marciac (Frankreich). Später studierte er sein Instrument, Saxofon und Klarinette am Konservatorium von Toulouse, wo er auch klassische Musik und Komposition studierte. Im Lauf der Jahre spielte er mit Jazzgrößen wie Wynton Marsalis, Johnny Griffin, Bobby Hutcherson bei den jährlichen Festivals Jazz in Marciac. 2000 ging er nach Paris und gründete dort sein eigenes Quartett. Mit Kompositionen, die ein wenig von Klassikern wie Strawinsky und Schönberg oder von Jazzgrößen wie Coltrane und Wayne Shorter inspiriert sind, schuf er sich einen expressionistischen Stil, bei dem gleichwohl das Improvisatorische dominiert. Energisch swingender Bebop, melodische Anspielungen auf französisches und nordafrikanisches musikalisches Erbe ebenso wie auf Strawinsky finden sich in seinen Kompositionen immer wieder. Neben seinem eigenen Quartett spielt Parisien gerne auch mit Stars wie Michel Portal, Jacky Terrasson, Yaron Hermann oder im Duo mit dem Akkordeonvirtuosen Vincent Peirani. Mit Preisen wird das Duo Peirani/Parisien seit Kurzem überhäuft und feiert Erfolge auf den großen Festivals. Beide sind Prix-Django-Reinhardt-Preisträger der letzten beiden Jahre. Ein wunderbares Duo-Album haben die beiden vorgelegt, wobei Émile Parisien sich gerne auf die Spuren von Sidney Bechet begibt. Genauso beseelt mit warm blühendem, vibratoreichem Ton wie der Altmeister des Sopransaxofons, musiziert Emile Parisien nur zu gerne. Mit Manu Codjia (Gitarre), Simon Tailleu (Kontrabass) und Mario Costa (drums) hat er eine treffliche junge Quartett-Mannschaft beisammen, zu dem sich an diesem Abend der Altmeister des Klaviers Joachim Kühn als Gaststar hinzugesellt. Kühn hat in seinem Trio und verschiedenen Kollaborationen schon oft beweisen, dass er es meisterhaft versteht, in fremden Tonarten und ungeraden Taktarten zu improvisieren. Und auch in den freien Improvisationen, wilden Eruptionen voller Spielwitz treffen sich zwei Meister ihres Fachs in vortrefflichem Einverständnis. Eröffnet wird der Abend von dem Franz von Chossy-Quintet. Violine, Klarinette, Cello, Klavier – dabei würde man sofort an klassische Kammermusik denken, auch wenn noch ein Schlagzeuger mit ist von der Partie. Zwischen moderner Klassik und Jazz, der sich auch mal in osteuropäische Folklore begibt, pendelt das Quintett des Pianisten und Bandleaders. „When the world comes home“ ist eine Suite in neun Teilen (und gleichzeitig der Titel der ersten CD des Quintetts). Warme, romantisch inspirierte Klangmalerei, lyrisch, intensiv und assoziativ klingt diese Musik: es ist nicht zu überhören, dass Franz von Chossy an der New Yorker Manhattan School of Music neben Klavier auch Filmmusik-Komposition studiert hat. Mit Klarinettist Alex Simu, Violinist Jeffrey Bruinsma, Cellist Jörg Brinkmann und Schlagzeuger Yonga Sun hat er sich Musiker ausgesucht, die sich gern zwischen den Stilen bewegen. Bei allem auskomponierten Charakter gibt die Musik noch genügend Freiraum für die Musiker, ihrer eigenen Kreativität zu folgen. Info Karten unter Telefon 06326 967777 oder www.palatia-jazz.de |öhl

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