Eisenberg Aufstand proben

Holzfenster prägen den Charakter des Schulgebäudes.
Holzfenster prägen den Charakter des Schulgebäudes.

Eigentlich war dieser Punkt auf der Tagesordnung der letzten Sitzung des Verbandsgemeinderates Eisenberg in dieser Wahlperiode nicht vorgesehen. Und doch enthielt die Mitteilung von Bürgermeister Bernd Frey (SPD) genügend Zündstoff für die weitere Vorgehensweise, die der neugewählte VG-Rat zu bewältigen hat.

Eigentlich eine ganz normale Situation: Die Fenster im Haus sind in die Jahre gekommen und müssen ausgetauscht werden. Aber nicht so normal, wenn es sich um die Fenster an einem öffentlichen Gebäude handelt. Genauer: Um die über 100 Jahre alte Eisenberger Grundschule. Bereits 2018 stand das Fenster-Thema auf der Agenda der VG-Gremien. Damals war man sich einig, dass aus Kostengründen nur Kunststofffenster in Frage kommen. Aber jetzt kommt der Denkmalschutz ins Spiel und lehnt Kunststofffenster ab. Stattdessen müssen Holzfenster eingebaut werden. Begründet wird das in einem dreiseitigen Schreiben, unter anderem wie folgt: Zur Zeit des Schulhausbaues sei „die filigrane Gliederung der Fenster von besonderer Bedeutung und zeittypisch“. Vor allem wirkten die Fenster „im besonderen Maße auf das gesamte Erscheinungsbild der Architektur und prägen deren Ausdruck und Charakter“. Die VG als Eigentümerin des Schulgebäudes sei per Gesetz zur Bewahrung des kulturellen Erbes verpflichtet. Dies gelte vor allem dann, wenn die Erneuerung der Fenster durch öffentliche Gelder gefördert werde. Und genau um die Finanzen geht es in diesem Fall. Laut Bürgermeister Frey bewegen sich die Kosten für Fenster aus Kunststoff bei 540.000 Euro. Holzfenster hingegen kosten 670.000 Euro. Dazu meinte Detlef Osterheld (FWG), es sei ja „schön und gut, was die Denkmalbehörde über ihre ästhetischen Bedürfnisse“ schreibe. Dabei würden jedoch die Folgekosten für Reinigung und das regelmäßige Streichen von Holzfenstern nicht bei den Kosten berücksichtigt. Deshalb müsse die Denkmalpflege auch die Frage der Finanzierung beantworten. Als regelmäßig alle drei Jahre anfallende Folgekosten nannte Frey den ungefähren Betrag von 50.000 Euro, die von der VG zu tragen wären. Klaus Groß (CDU) meinte mit Blick auf die Überschuldung der Kommunen, das Land solle die anfallenden Kosten übernehmen. „Auf jeden Fall“ solle die VG der Forderung nicht folgen. Wie erfolgreich ein Rechtsstreit sein könnte, darüber informierte Ratsmitglied und Rechtsanwalt Uwe Kistner (FWG) in nichtöffentlicher Sitzung. Frey und Landrat Rainer Guth (parteilos) werden zu einem Gespräch nach Mainz fahren. Einstimmig folgte der VG-Rat außerdem den Empfehlungen des Haupt- und Finanzausschusses zum Nachtragshaushalt 2019 und der Vergabe des Planungsauftrags für die Sanierung des Obergeschosses in der Grundschule Kerzenheim. Zitiert Zuruf von Ratsmitglied Uwe Kistner (FWG): „Net so schnell!“, als Bürgermeister Bernd Frey (SPD) zwei Minuten nach Sitzungsbeginn um 18.30 Uhr bereits den zweiten Tagesordnungspunkt aufrief. Antwort Frey: „Ich hab’s Essen für dreiviertel bestellt.“

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