Kultur Südpfalz Ausstellung „Sehnsucht“ im Kreishaus

Grau- und Weißtöne dominieren im Bild „Einfach Treiben lassen
Grau- und Weißtöne dominieren im Bild "Einfach Treiben lassen

Matthias Göhr, freischaffender Künstler aus Silz, ist ein begnadeter Magier und Geschichtenerzähler. Seine tiefgründige Malerei wirkt auf den ersten Blick fast wie reine Abstraktion.

Wenn sich die Augen dann jedoch an der Melange aus fein aufeinander abgestimmten Farbtönen, an den Linien und Formen festgesaugt haben, hebt sich ein Zaubertuch und Menschen, Tiere und Mischwesen werden sichtbar. Unter dem Titel „Sehnsucht“ zeigt der Maler fast vierzig, überwiegend in diesem und im letzten Jahr entstandene Arbeiten. Hier muss schon gleich gewarnt werden: einfach schnell durch die Ausstellungsräume schlendern, die Malerei so einfach im Vorübergehen konsumieren, das funktioniert bei Göhr nicht.

Die Sogwirkung seiner Kompositionen ist einfach zu groß, zu verlockend, regt den Spiel- und Suchtrieb des Betrachters an, immer wieder Neues in dem genialen Gewimmel zu entdecken. Und schnell wird aus dem ersten Hinsehen ein langes Verweilen und Vertiefen. „Ich mag alle Farben“, sagt der Maler über sich selbst und ergänzt: „Aber nicht zusammen auf einem Bild.“ Tatsächlich bewegen sich seine Arbeiten stets in verwandten Farbfamilien. Erdige Töne, wie Braun und Ocker, dazu Schwarz und Grau, verbindet er zu seinen erzählenden Werken. Mit kräftigem Blau, Weiß und Grautönen assoziiert er Himmel, Wolken und Meer. Dazu kombiniert er die Konträrfarbe Orange, bei Göhr fällt sie eher dunkel aus, hebt seine liebenswerten Wesen bisweilen durch ihre Andersfarbigkeit hervor.

„Male, was ich will“

„Ich habe meine Motive, bevor ist sie male, grob im Kopf“, sagt er. In seinem Landauer Atelier arbeitet er mit selbst gemischten Acrylfarben, als Träger für seine Fantasiewelten nimmt er Papier, das er über eine stabilisierende Leinwand gespannt hat. Er male mit allem, „was ich habe. Mit den Händen, mit den Fingern, mit Pinsel oder Spachtel.“ Dabei gibt er seinen Werken über die Farbflächen und gezeichneten Elemente hinaus auch eine sanfte haptische Struktur. Ideen für die Motive seiner surrealen Welten generiert er aus seiner Kindheit, indem er Tiere in seine Kunstwelten mit einbezieht, die er schon als Kind mochte. Es sind Hasen, Vögel, Esel, Pferde, Hunde oder Elefanten, und immer wieder Fische, vom kleinen Fischlein bis hin zum großen Wal. Daraus entwickelt er fantastische Misch- oder Fabelwesen, auch solche zwischen Mensch und Tier. Sie wirken in gewisser Weise unschuldig, weniger niedlich, einfach nur positiv „da“.

Ausstellung läuft bis 27. September

Der Künstler, der sich selbst als „bekennenden Pfälzer“ bezeichnet und hin und wieder in seinen Titeln seinen Mutter-Dialekt durchklingen lässt, scheint eine große Affinität zu Gesichtern und zu Augenpaaren zu haben. Ein wunderbares Beispiel, eine Art Lehrstück für Göhrs Motive und Arbeitsweise, ist die Arbeit „Der Wind“. Zuerst sind nebulös verwobene Flächen in Grau- und Weißtönen zu erkennen, dezent aufgelockert durch sparsam verwendetes Ocker. Doch halt, dazwischen finden sich tiefschwarze Stellen, erst noch undefinierte Punkte, aber tatsächlich Augen von Tieren, die neugierig, freundlich schauen. Auf der Suche nach weiteren dieser Motive fällt der Blick dann endlich auf ein Gesicht, auf einen Menschen, der die Augen geschlossen hat, vielleicht, um sich vor dem Wind zu schützen oder einfach nur um den Wind still zu genießen. Bei seinen Formaten ist Göhr offen, legt sich nicht fest. Es gibt große Formate, wie seine „Sehnsucht nach Tiefe“ oder sein „Hexegretel“, aber „ich fertige auch Serien mit kleinen Formaten“, ergänzt der Künstler. Seine „kleinen“ Werke erscheinen wie Ausschnitte aus größeren Motiven, wie eine Art Quintessenz, und wirken wunderbar als arrangierte Gruppe.

Info

Die Ausstellung läuft bis zum 27. September im Kreishaus SÜW montags bis mittwochs, 9 bis 12 Uhr und 14 bis 16 Uhr, donnerstags von 9 bis 12 Uhr und 14 bis 17 Uhr, freitags von 9 bis 12 Uhr.

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