Eisenberg „Autofreies Eistal“: Veranstalter loben Vorbildcharakter (mit Bildergalerie)
Der Startschuss ist noch nicht gefallen, da haben sich schon diverse Fahrradfahrer auf den Weg gemacht. Zum 26. Mal haben sich die Verbandsgemeinden Eisenberg und Leiningerland sowie die Stadt Grünstadt zusammengeschlossen, um das Eistal für acht Stunden von Autos zu befreien.
Tausende Menschen nahmen das „Autofreie Eistal“ wahr, radelten gemütlich mit Fahrrädern durch, nutzten Inlineskater oder Skateboards. An 64 Ständen, die über die gesamte Strecke verteilt aufgebaut waren, konnten sie sich von diversen Vereinen und Gruppen versorgen lassen.
50 Kilometer Anfahrt auf dem Rad
Einer, der das Angebot seit Beginn annimmt, ist Hubert Schmittel. Der 67-Jährige lebt in Hamm am Rhein, etwa 50 Kilometer entfernt. Trotzdem komme er jedes Jahr ins „Autofreie Eistal“. „Am Rhein ist alles eben, das Tal hier ist schön“, schwärmt er.
Ende der 1990er-Jahre habe der damals stark übergewichtige Mann das Fahrradfahren für sich entdeckt und lege seither gerne längere Strecken zurück, auch am Tag der Deutschen Einheit, wie er sagt: Um vier Uhr morgens habe er sich bereits auf den Weg gemacht und sei um 8.30 Uhr am Eiswoog eingetroffen. Einem E-Bike verweigert er sich. „Das möchte ich nicht, da kann ich nicht mehr selber schrauben und der Verschleiß ist zu groß“, sagt er, während er in Obrigheim ein Weizenbier genießt.
Wechselhaftes Wetter bleibt
Er war auch bei der Eröffnung dabei, die dieses Mal in Asselheim stattgefunden hat. Fast alle Bürgermeister der teilnehmenden Orte waren dazugekommen, was Grünstadts Bürgermeister Klaus Wagner (CDU) lobte, genau wie die Tatsache, dass die Veranstaltung nach so vielen Jahren trotz hoher Auflagen noch existiert.
Die Kooperation der beiden Verbandsgemeinden mit Grünstadt habe Vorbildcharakter, ergänzte Frank Rüttger (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Leiningerland: „Wir zeigen der Region, wie’s geht.“
Obwohl die Weingräfin des Leiningerlands, Sarah I., bei der offiziellen Eröffnung den goldenen Oktober noch voraussagte, bleibt das Wetter wechselhaft. Erst am frühen Nachmittag tummeln sich mehr Menschen an den Ständen, insbesondere in Eisenberg und am Eiswoog.
Weniger Andrang als im vorigen Jahr
Veranstaltungsleiter Christopher Krill von der Verbandsgemeinde Eisenberg hält allerdings gegen Ende der Veranstaltung fest, dass es in den Vorjahren voller gewesen sei: „Besonders in Eisenberg am Storchenturm und in der Hauptstraße gab es normalerweise kein Durchkommen, das war dieses Mal nicht so.“ Eine konkrete Zahl, wie viele Besucher im „Autofreien Eistal“ unterwegs gewesen sind, hat er aber noch nicht.
Trotzdem haben die Veranstalter ihr Ziel erreicht, ist er überzeugt, denn das sei gewesen, den Menschen ein Angebot zu machen, um den Tag sicher zu genießen. „Uns geht es nicht darum, jedes Jahr mehr zu machen und immer besser zu werden“, betont er im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Das belegt er auch mit einem Beispiel.
Zwölf Stände mehr als im Vorjahr waren 2024 dabei. Die Anfragen häufen sich allerdings, die Zahl könnte also weiter steigen. Doch Krill zeigt sich skeptisch: „Wir brauchen nicht an jeder Einfahrt einen Stand. Am Ende muss ja jeder davon leben können.“
Mehr Standorte für den Rettungsdienst
Neben diversen kulinarischen Angeboten war auch in Sachen Sicherheit vorgesorgt - der Faktor, der am Ende finanziell der „größte Batzen an der Sache war“, sagt Krill: Etwas weniger als 20.000 Euro seien dafür angefallen. Dazu zählen die Absperrungen, die Dienste der Straßenmeistereien, des Vollzugsdiensts, der Feuerwehren und auch des Rettungsdiensts.
Aufgrund der Erfahrung der Vorjahre findet sich das Deutsche Rote Kreuz laut Krill inzwischen an sechs Standorten über die Strecke verteilt: „Dadurch können sie besser agieren.“ Wie wichtig Mobilität ist, haben die drei Polizeimotorräder gezeigt, die unterwegs waren: Als zwei Motorräder die Strecke nutzten, seien die Polizisten nach Meldung der Feuerwehren losgefahren und haben die Motorräder „so schnell wieder von der Straße geholt, wie sie drauf gefahren sind“, sagt Krill. Das Vertrauen der Besucher sei wichtig, und die erwarten eine sichere Strecke ohne Autos und Motorräder.
Fahrradwerkstatt fällt kurzfristig aus
Wer die Hoffnung hatte, sein Fahrrad im „Autofreien Eistal“ noch sicherer machen zu können, musste allerdings in die Röhre gucken: Der Drahtesel aus Grünstadt, der eine Fahrradwerkstatt betreiben wollte, hatte kurzfristig abgesagt. Der Grund sei krankheitsbedinger Personalausfall, wie Albert Diemer, Vorsitzender des Radfahrvereins Einigkeit Rodenbach berichtet.
Das Fahrradgeschäft und der Verein pflegen laut Diemer ein gutes Verhältnis, beide hätten in Ebertsheim in unmittelbarer Nähe einen Stand betrieben. Ganz verloren waren die Radfahrer aber nicht, wie sagt Diemer schmunzelnd: Der Verein half nach Möglichkeit aus, zumindest, wenn ihnen nur etwas Luft fehlte.