Eisenberg Das Sterben wird verdrängt

Jürgen Jacob
Jürgen Jacob

«RAMSEN.» Wie bereite ich mich auf den Tod vor? Das ist eines der Themen, über die heute Abend bei einem Vortrag gesprochen wird. Jürgen Jacob, der ein Bestattungsunternehmen in Enkenbach-Alsenborn führt, gesprochen ist Referent der von der Kolpingfamilie Ramsen geplanten Veranstaltung. Julia Helwig hat mit ihm gesprochen.

Herr Jacob, in Ihrem Beruf begleiten Sie trauernde Menschen und informieren Sie gleichzeitig über Bestattungsformen. Ein Spagat, der sicherlich sehr schwierig ist, oder?

Natürlich ist das manchmal ein Spagat. Einerseits muss ich die Menschen, die unser Bestattungshaus aufsuchen, beraten, andererseits habe auch ich Emotionen. Trauernde kommen zu uns, um Hilfe zu erhalten. Wir versuchen, den Weg des Abschieds gemeinsam zu gehen und dies nach den Wünschen des Verstorbenen und der Zurückbleibenden zu gestalten. In einem Gespräch treffen wir dann die richtige Entscheidung für die Bestattungsform. Als Bestatter werden Sie beruflich mit dem Tod konfrontiert. Wie gehen Sie persönlich mit diesem Thema um? Der Tod gehört zu unserem Leben und auch zu meinem. Der Tod erzeugt bei mir Respekt und muss in Würde angenommen werden. Die meisten Menschen gehen diesem Thema jedoch lieber aus dem Weg. Wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, sich damit auseinanderzusetzen? Jeder sollte sich mit dem Thema Tod auseinandersetzen. Egal, ob allein für sich oder in Gesprächen mit der Familie, Freunden oder Fremden. Niemand sollte sich scheuen, darüber zu reden. Bei Kindern ab dem Grundschulalter können kind- und altersgerechte Gespräche stattfinden. Ganz wichtig ist es jedoch, dass man das Kind nicht dazu drängt. Das Sterben und der Umgang mit dem Tod sind oftmals tabuisierte Themen in unserer Gesellschaft. An was liegt das? Wir leben in einer Gesellschaft, in der das Thema Tod und Sterben immer weiter in den Hintergrund gedrängt wird. Menschen sterben im Krankenhaus, im Pflegeheim oder im Hospiz, jedoch kaum noch – wie vor ein paar Jahrzehnten üblich – im Kreise ihrer Angehörigen. In einer Gesellschaft, in der Erfolg, Gesundheit und ewige Jugend an oberster Stelle stehen, hat der Tod keinen Platz. Und wie könnte dies geändert werden? Die Geburt wie der Tod auch, gehören zu unserem Leben. Wir müssen beides als natürlich ansehen und akzeptieren. Das ist ein erster Schritt. Gespräche sind zudem sehr wichtig, um etwas zu ändern. Auch mal mit fremden Menschen den Dialog suchen. Dann wird man sehr schnell feststellen, dass man mit seinen Fragen nicht allein ist. Kommen auf Sie viele Menschen zu und suchen das Gespräch mit Ihnen als Bestatter, um das eigene Begräbnis im Vorfeld zu organisieren? Auf mich persönlich kommen in den letzten Jahren immer mehr Menschen zu, um ihre Bestattung vorab zu regeln. Das liegt sicherlich auch daran, dass unsere Gesellschaft sich verändert hat. Es sind meist ältere Menschen, die allein sind und nicht mehr im näheren Umfeld ihrer Kinder leben. Sie wollen ihnen nach ihrem Tod nicht zur Last fallen. Aber auch junge Menschen, die sich mit dem Thema beschäftigt haben, kommen, um ihren letzten Willen entsprechend festzulegen. Was erwartet die Teilnehmer, die die Infoveranstaltung besuchen werden? Ich möchte einen kleinen Einblick in die komplexe Thematik geben und somit Ängste abbauen. Das ist das Ziel dieses Gesprächsabends. Termin Die Infoveranstaltung zum Thema „Abschied eines geliebten Menschen“, veranstaltet von der Kolpingfamilie Ramsen, findet heute um 20 Uhr im Pfarrheim in Ramsen statt. Der Referent ist Jürgen Jacob. Folgende Fragen werden thematisiert: Was können wir vor unserem eigenen Ableben vorbereiten? Welche Bestattungsformen gibt es und welche sind im In- und Ausland möglich? Wo finde ich Hilfe zur Trauerbegleitung?

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