Eisenberg Der Januar-Effekt

2017 der große SPD-Hoffnungsträger: Martin Schulz.
2017 der große SPD-Hoffnungsträger: Martin Schulz.

Es entwickelt sich ja fast schon zu einer kleinen Tradition: ein Mitglieder-Boom bei den Sozialdemokraten zum Jahresbeginn. Wir erinnern uns: Im Januar 2017 vermeldete die SPD voller Stolz, Hunderte neue Mitglieder in ihren Reihen begrüßen zu dürfen. Die Presse verbuchte das Phänomen als „Schulz-Effekt“. Und warum auch nicht? Der damalige SPD-Kanzlerkandidat, damals gerade zum Elvis der Sozialdemokratie hochstilisiert, spendete Hoffnung und Zuversicht in der arg gebeutelten Partei und verströmte bei seinen Anhängern den Optimismus, Kanzlerin Angela Merkel (CDU) in ihrem Amt ablösen zu können. Es kam dann bekanntlich ganz anders, die SPD und Martin Schulz wurden bei der Bundestagswahl vom Wähler ziemlich abgestraft. Im Januar 2018 lauteten die Schlagzeilen dann plötzlich wieder ähnlich: „Mitglieder-Boom bei der SPD“. Und wieder hatte Martin Schulz seine Finger im Spiel, wenn auch indirekt. Der Umstand, dass die gerupfte SPD, die sich nach der Bundestagswahl eigentlich aus der Regierungsverantwortung zurückziehen und häuten wollte, plötzlich wieder für eine Große Koalition zur Verfügung stehen könnte, trieb den einen oder anderen Genossen doch ziemlich um. Vor allem die Jusos rührten mit der Kampagne „Ein Zehner gegen die GroKo“ kräftig die Werbetrommel dafür, beim anstehenden Mitgliederentscheid zum Koalitionsvertrag gegen eine Große Koalition zu stimmen. Die Folge: zahlreiche Neueintritte in die SPD, viele davon von dem Gedanken beseelt, die GroKo doch noch irgendwie verhindern zu können. In Rheinland-Pfalz sollen es mehr als 100 Beitritte gewesen sein, bundesweit mehr als 1700. Ob sich dieser Mitglieder-Boom auch auf die SPD im Donnersbergkreis ausgewirkt hat? Geht so. „In der Donnersberger SPD gab es im Umfeld des Parteitages insgesamt neun Neubeitritte, die teilweise davor und teils danach geschahen“, so Tristan Werner, Unterbezirksvorsitzender der SPD Donnersbergkreis, und fügt an: „Davon stammt keiner aus der Verbandsgemeinde Eisenberg.“ Wie es bei der SPD gute Sitte sei, würden die Neumitglieder von den örtlichen Mitgliederbeauftragten angerufen, um sie willkommen zu heißen. „Mit einigen konnte ich auch schon sprechen“, so Werner. Ergebnis der Gespräche: „Es war dabei kein einziges neues Mitglied, welches sich auf die Initiative der Jusos bezog. Vielmehr waren die Mitglieder einfach von der leidenschaftlichen, aber dennoch fairen Debatte auf dem Parteitag begeistert oder trugen sich ohnehin schon länger mit dem Gedanken, sich bei der Donnersberger SPD zu engagieren.“ Dass die Neumitglieder nicht aufgrund der Juso-Initiative beigetreten sind, werde auch dadurch verdeutlicht, dass der Großteil der Beigetretenen dem klassischen Jusoalter bereits entwachsen sei. „Wir freuen uns natürlich, dass so viele Menschen die innerparteiliche Debatte als anregend empfinden und sich bei uns engagieren wollen. Schließlich ist genau das gelebte Demokratie!“ Oder einfach: der traditionelle Januar-Effekt. Genauso wie der post-weihnachtliche Eintritt ins Fitnessstudio und steigende Arbeitslosenzahlen.

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