Kultur Südpfalz Ein Glas Wein bei Kerzenschein

„Cinema Paradiso“ war der Titel einer gut besuchten die Soirée im Landauer „Haus am Westbahnhof“. Die aus Russland stammende Lyubov Sampiyeva (Gesang/Violine) und die in Nürnberg aufgewachsene Claudia Rösner (Klavier, Gesang) luden zu einer musikalischen Reise ein. Die Zuhörer erwartete ein facettenreiches Programm aus Filmmusiken wie Chansons, Tango, Musicalmelodien und Hits von Marlene Dietrich bis Edith Piaf, von Carlos Gardel bis Astor Piazzolla, von Robert Stolz bis zu den Comedian Harmonists. Wohltuend war die schlichte Eleganz, die sich schon im Outfit der beiden Künstlerinnen zeigte. Auf der Bühne wiesen vier rote Rosen auf Hildegard Knefs Klassiker hin, von Sampiyeva hinreißend gesungen, Kerzen brannten, auf den Bistrotischchen ein Glas Wein. So kam ein bisschen was von der Atmosphäre der alten Nachtclubs und Bars auf. Äußerst abwechslungsreich war die Darbietung der alten Hits der großen Hollywoodstars oder auch neuerer Produktionen wie „Der Duft der Frauen“. Das Programm erwies sich als äußerst abwechslungsreich, da die Titel entweder mit der Geige als Melodiestimme präsentiert wurden oder eben in einer Manier gesungen, die die Großen der Bühne wie Audrey Hepburn mit „Moonriver“ oder Edith Piaf mit „La vie en rose“ wiederauferstehen ließen. Nicht nur das musikalische Können überzeugte, nein, auch die Lebendigkeit und Spielfreude der beiden Künstlerinnen. Gedichte und Liedtexte leiteten über, wenn zum Beispiel Lyubov Sampiyeva vor der rein instrumentalen Interpretation von „Smoke gets in your eyes“ aus „Roberta“ ein russisches Sprichwort zitierte: „Wenn dein Herz brennt, bekommst du Rauch in deine Augen.“ Auch wenn die Musikstücke an den ein oder anderen Film wie zum Beispiel „Die drei von der Tankstelle“ erinnerten, gelang es den beiden Musikerinnen, die Stücke als eigenständig zu präsentieren, nicht nur als Beiwerk zum Film. Konsequenterweise verzichteten sie darauf, Filmbilder an die Wand zu werfen. Stattdessen zeigte Ruzian Sampiev mit Helfern aus dem Publikum, wie man einen Kinofilm selbst dreht: Als Antonio Makkaroni drehte er die Befreiung einer Prinzessin, die an zwei lebendige Bäume gekettet und von einem Ungeheuer bewacht wird. Ein kleines Pfeifchen im Mund des Regisseurs gab die entsprechenden Anweisungen, wozu er echt witzig vormachte, wie seine Schauspieler zu agieren hatten. Und dann wieder „Musik, Musik, Musik“. Natürlich durften die Roaring Twenties mit den Comedian Harmonists nicht fehlen: „Ein Freund, ein guter Freund“. Mit Schalk im Nacken interpretierte Claudia Rösner die „Lili Marleen“ auf eine unvergleichliche Art und Weise, zuerst so, wie Lale Andersen sie sang, dann ein Text, wie ihn Goethe geschrieben und eine Melodie, wie sie Beethoven gespielt hätte. Doch auch die schönste musikalische Reise von den Brettern, die die Welt bedeuten, zu den Bildern, die laufen lernten, ist einmal zu Ende. Zwei Stunden beste Unterhaltung, der Wein getrunken, die Kerzen niedergebrannt. Mit der Zugabe im Ohr „Ich brauche keine Millionen“, machten sich die Zuhörer auf den Heimweg, darunter viele Familien mit Kindern, denen es mehr als gefallen hat.

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