Rheinpfalz Ein Lebenswerk in gute Hände weitergereicht

Vor vielen Wegbegleitern und Gästen wurde am Sonntag Willy Schächter (Mitte) als Leiter des Deutschen Schuhmuseums verabschiedet
Vor vielen Wegbegleitern und Gästen wurde am Sonntag Willy Schächter (Mitte) als Leiter des Deutschen Schuhmuseums verabschiedet. Landrat a.D. Hans Jörg Duppré (rechts) hatte die Laudatio gehalten, Schächters Nachfolger Carl-August Seibel überreichte einen versilberten Schuh.

Mit großer Wertschätzung und in Anwesenheit vieler Wegbegleiter und Gäste wurden am Sonntag der bisherige Leiter des Deutschen Schuhmuseums, Willy Schächter, und sein Stellvertreter Gerhard Winter offiziell verabschiedet. Carl-August Seibel sowie seine Stellvertreter Gerhard Seibel und Asmus Kaufmann haben die Nachfolge der langjährigen Verantwortlichen bereits vor Monaten angetreten.

Der ehemalige Landrat Hans Jörg Duppré, der das Museum als Schächters und Winters „Lebenswerk“ bezeichnete, hatte zu Beginn seiner Laudatio auf den bisherigen Museumsleiter den Werkbund, eine Vereinigung von Architekten und Künstlern, zitiert, der das Hauensteiner Museum so gewürdigt hatte: „Bewundernswert der Mut und die Kühnheit der Initiatoren, die ein Werk von großer Klarheit geschaffen haben, das den großstädtischen Vergleich nicht zu scheuen braucht.“ Damit war schon viel gesagt über die Bedeutung des Museums, dessen Meilensteine Duppré nachzeichnete. „Zeigen, was uns groß gemacht hat“, das sei in einer „Zeit fundamentalen Wandels“ eine Leitidee Schächters gewesen. Er habe „das Zeugnis der Vergangenheit als Zeichen für den Aufbruch Hauensteins“ verstanden, habe das Museum „zum Bild, zur Identität Hauensteins“ entwickelt, es immer wieder als „Brückenschlag in andere Länder und zu Partnern jenseits der Grenzen“ verstanden. Nicht zuletzt habe er es auch „als ideale Verbindung zum Tourismus“ gesehen und damit eine Entwicklungsperspektive für Hauenstein aufgezeigt. Schächter habe auch nach seiner Bürgermeisterzeit das Museum „mit Einfallsreichtum permanent im Gespräch gehalten und seine vielfältigen Begabungen – Liebenswürdigkeit und Kontaktfreude, Eloquenz und Argumentationskraft, Hartnäckigkeit und Durchsetzungsvermögen – für das Museum eingesetzt“. Viele hätten seine Ideen „für utopisch“ gehalten, er habe sie „mit Wagemut zum Erfolg geführt“, sagte Duppré. Er sei froh, dass er ihn und Gerhard Winter, den er als „einen der Stillen im Lande“ charakterisierte, auf dem „langen und manchmal auch schwierigen Weg ihres Lebenswerks begleiten durfte“. Die Verdienste Winters hatte zuvor Ortschef Bernhard Rödig gewürdigt. Er habe sich, als 1986 die Idee eines Schuhmuseums geboren worden war, Gedanken über dessen Realisierung gemacht und habe in der Phase der Umsetzung dem Museumsarchitekten Blößer als „Sachverständiger und Spezialist für alle Fragen des technischen Ablaufs“ zur Verfügung gestanden. Winter sei es darum gegangen, im Museum eine „authentische Nachbildung der Schuhproduktion und ihres Einflusses auf die Menschen der Region“ zu zeigen. Ohne seinen hohen Einsatz, sein technisches Wissen und seine Ideen wäre das Museum „nicht das geworden, was es ist“. Winter habe, „ohne im Rampenlicht zu stehen“, dazu beigetragen, das „Museum zum Leuchtturm der Region“ zu machen. In seiner kurzen Ansprache hob Winter die Unterstützung durch Mitstreiter wie Karl Leidner und Wolfgang Glaser hervor und betonte, dass die Schuhherstellung trotz aller technischen Fortschritte immer Sache des Menschen bleibe. Er schloss: „Schuhe sind ein Kunstwerk, das mit Füßen getreten wird.“ Auch Willy Schächter dankte in seiner Rede „den Mitarbeitern und vielen guten Ratgebern“. Er verwies auf ein großes Netzwerk aus Politik, aus Museen, aus der Schuhindustrie und anderen Bereichen, dem er „Ratschläge und manchen kritischen Fingerzeig“ zu verdanken hatte. Nun wisse er das Museum bei Carl-August Seibel und seinem Team in guten Händen. Er selbst bleibe dem Museum mit dem Herzen, aber ohne Funktion eng verbunden. Für Schächter gab’s als Präsent einen versilberten Schuh, für Winter hatte Gemeindemitarbeiter Georg Seibel eine kleine Plastik aus Maschinenteilen geschaffen. In einem bemerkenswerten Grußwort hatte der Bezirkstagsvorsitzende Theo Wieder für die „herausragende Arbeit“ der Verantwortlichen gedankt „Nur wer die Vergangenheit kennt, ist zu guter Gestaltung der Zukunft fähig“, stellte er fest und attestierte dem Museum, dass es nicht nur „eindrucksvoll darstellt, wie Schuhe hergestellt“ werden. Dahinter stehe auch die Darstellung des engen Zusammenhangs von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft: „Das Wissen um die Vergangenheit ist eine entscheidende Wurzel für die Gestaltung der Zukunft.“ Und mit Hinweis auf Immanuel Kant („Die Notwendigkeit, zu entscheiden, reicht weiter als die Möglichkeit zu erkennen.“) stellte er fest, dass im Museum „viele Entscheidungen richtig und zukunftsweisend getroffen wurden, sodass das Museum eine Attraktivität erreicht habe, „die in kühnsten Träumen nicht zu erwarten war“. Grußworte sprachen zudem Dieter Noppenberger, der Vorsitzende des Sportbundes Pfalz, der mit dem Pfälzischen Sportmuseum unter dem Dach des Museums zuhause ist („Damit wurde eine Symbiose geschaffen, die für beide Seiten von Vorteil ist“), und Herbert Geisler, Rechtsanwalt beim Bundesgerichtshof, der als Freund der Familie Schächter den immensen Aufwand verdeutlichte, den Willy Schächter in das Museum steckte: „Das Museum ist Dein Leben.“ Musikalisch wurde die Veranstaltung im Bürgerhaus großartig begleitet von Felix Jäger, Christoph Seibel und Philipp Graf von „RockXn’“, die hörenswerte Akzente setzten. Die Auswahl der Musik – „statt dem üblichen Mozart nun Crosby, Stills & Nash und zum Schluss Leonard Cohen“ – wertete der neue Museumschef Seibel auch als Fingerzeig für eine frischere und modernere Ausrichtung des Museums (wir berichteten gestern).

Mit einer Plastik aus Maschinenteilen bedankte sich Ortschef Bernhard Rödig (rechts) bei Gerhard Winter.
Mit einer Plastik aus Maschinenteilen bedankte sich Ortschef Bernhard Rödig (rechts) bei Gerhard Winter.
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