Kultur Südpfalz „Festival ist sicher“

Sowohl im Mainzer Ministerium als auch bei der Deutschen Staatsphilharmonie in Ludwigshafen wurde der RHEINPFALZ-Bericht bestätigt, demzufolge Chefdirigent Karl-Heinz Steffens 20 Konzerte abgesagt hat aus Verärgerung über Äußerungen von Kulturstaatssekretär Walter Schumacher. Dennoch hat man den Eindruck, dass beide Seiten versuchen, nicht noch mehr Öl ins Feuer zu gießen und vielleicht doch noch zu einer Lösung zu kommen. Staatsphilharmonie-Intendant Michael Kaufmann zumindest hat längst noch nicht alle Hoffnung verloren – und verrät im Interview mit Frank Pommer, wer für Karl-Heinz Steffens beim Beethovenfest der Staatsphilharmonie von 2. bis 5. Juli in Speyer einspringen wird.

Herr, Kaufmann, wer wird die Staatsphilharmonie beim Beethovenfest dirigieren?

Ich bin sehr glücklich, dass wir mit dem in unserer Region noch weitgehend unbekannten Dirigenten Antonello Manacorda einen kleinen Coup landen können! Durch seine CD-Aufnahmen der Schubert-Sinfonien macht er gerade international Furore, seine Konzerte sind von großer Lebendigkeit geprägt. Als Gründungsmitglied des Mahler Chamber Orchestra hat er viele Jahre mit Claudio Abbado gearbeitet und bereits mit Isabelle Faust konzertiert – ein Glücksfall, dass er jetzt zu uns kommt. Und auch für das Solistenkonzert zum Auftakt des Beethovenfestes gibt es gute Nachrichten: der letztjährige Gewinner des Deutschen Musikwettbewerbs, Frank Duprée, wird das 5. Klavierkonzert von Beethoven spielen. Ich bin sehr erleichtert darüber, dass wir die schwierige Situation nach der Absage von Karl-Heinz Steffens auf diese Weise auflösen konnten. Das Festival ist also nicht gefährdet? Nein, gefährdet ist das Fest nicht – allerdings muss die Kammermusik-Matinee am 5. Juli leider ausfallen –, aber natürlich ist es für uns unmöglich, Karl-Heinz Steffens einfach zu ersetzen. Er wirkt ja nicht nur als großartiger Dirigent, sondern auch als begeisternde Persönlichkeit, die Identifikation schafft. Ich wünsche mir sehr, dass das Publikum nun mit uns gemeinsam den Blick noch mehr auf das Orchester lenkt, das mit der Orchester-Residenz in Speyer ja im Grunde ohnehin seine Qualitäten und den Farbenreichtum des sinfonischen Klangkörpers zeigen können soll. Auf die Staatsphilharmonie können wir uns auch in der veränderten Konstellation freuen! Die Reaktion Ihres Chefdirigenten ist drastisch. Können Sie dies nachvollziehen? Wer die Leidenschaft und Loyalität kennt, mit der Karl-Heinz Steffens seit Jahren für das Orchester arbeitet und sich für dessen Zukunft einsetzt, der muss auch Verständnis dafür haben, dass dieser weit über das normale Maß hinausgehende Einsatz erfordert, sich der grundlegenden Basis, auf der man arbeitet, sicher sein zu können. Wenn ein Eiskunstläufer Pirouetten drehen, wenn er begeisternde Sprünge springen will, dann muss er sicher sein, dass das Eis unter ihm so beschaffen ist, dass es ihn trägt – und das würde man allgemein auch verstehen. Wenn wir wollen, dass Karl-Heinz Steffens mit uns darüber spricht, die drastischen Maßnahmen zur Reduzierung seines Engagements bei uns zumindest zum Teil zurückzunehmen, dann müssen wir dafür das Eis wieder in Ordnung bringen. Sehen Sie denn eine Chance, Karl-Heinz Steffens nochmals umzustimmen? Ja, die sehe ich durchaus – und ich muss sie auch sehen und dafür kämpfen wollen. Karl-Heinz Steffens ist für die nächsten Etappen in der weiteren Entwicklung der Staatsphilharmonie und ihrer Projekte ein zentraler Faktor. Außerdem ist ja glücklicherweise nichts im Verhältnis zwischen dem Orchester und ihm etwas zu Bruch gegangen; Das wäre viel schlimmer und da würde ich mir auch die größeren Sorgen machen, aus der Krise heraus eine echte Option auf die Zukunft zu schaffen. Termine —Programminformationen zum Beethovenfest in Speyer unter www.staatsphilharmonie.de und www.speyer.de (unter „Kultur“ und „Musikevents“); Karten für die Matinee werden zurückerstattet oder umgetauscht.

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