Rheinpfalz „Gefühl ist gut, wirklich gut“

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Fast sieben Monate musste er sich gedulden, nun hat das Warten ein Ende: Am heutigen Montag übernimmt Erik Emich den Chefsessel im Rathaus der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau. „Ich bin froh, dass es nach der langen Hängepartie nun endlich losgeht“, freut sich der 43-jährige CDU-Politiker auf sein Amt und neue Aufgaben als hauptamtlicher Verwaltungschef.

„Es war schon ein Spagat: Eigentlich ist man der neue Bürgermeister, aber dann eben doch nicht, weil die Amtszeit des Vorgängers noch nicht abgelaufen ist“, schildert Emich die „komische Situation“: Bereits am 21. Juni 2015 hatte der CDU-Mann die rote Bastion gestürmt und der SPD erstmals seit Gründung der Verbandsgemeinde die Führungsposition entrissen. Mit 67,1 Prozent der Wählerstimmen schlug der Politneuling aus Miesau SPD-Kandidatin Charlotte Jentsch aus Waldmohr überraschend deutlich aus dem Feld. Doch nach dem Freudentaumel über den triumphalen Wahlsieg folgte das lange Warten – und eine kuriose Amtsübergabe in Etappen: Am 27. November, einem Freitagabend, wurde Bürgermeister Werner Holz (SPD) verabschiedet und Emich als Nachfolger vereidigt. Montags darauf saß allerdings nicht Emich, sondern erneut Holz im Bürgermeisterbüro, und der frisch Gekürte musste sich wieder für Wochen in Geduld üben. „Im Nachhinein eine wirklich komische Situation“, wiederholt er schmunzelnd. Doch nun wird es ernst. Und auf Emich, der bislang nur ein Mandat im Dansenberger Ortsbeirat hatte und in der Verbandsgemeinde politisch in keiner Weise in Erscheinung getreten war, wartet keine leichte Aufgabe: Nach dem politischen Hickhack um die Gebietsreform, nach einem in aller Schärfe geführten Wahlkampf und monatelangen Streitigkeiten in und außerhalb der politischen Gremien muss er nun versuchen, die beiden Lager dauerhaft zu befrieden. „Was den Neuanfang angeht, bin ich optimistisch“, betont Emich und fügt an: „Mein Gefühl ist gut, wirklich gut. Die Situation ist nicht so schlecht wie es manchmal scheint.“ Die alte Kameradschaft zwischen den Mandatsträgern sei zwar noch nicht wiederhergestellt, aber „die Mitglieder des VG-Rats stehen auch nicht mehr mit gezücktem Messer da“. Nach der letzten Sitzung seien die Fraktionen auf Einladung von Werner Holz sogar wieder zusammen ein Bier trinken gegangen. „Man macht auch wieder mal ein Späßle“, hat der neue Bürgermeister Signale der Entspannung beobachtet. Trotzdem – leicht wird es nicht. Denn im Gegensatz zum Vorgänger hat Emich keine Ratsmehrheit hinter sich, sondern muss mit einer SPD-Majorität klar kommen. „Das bedeutet, dass sich die CDU-Fraktion neu aufstellen, von ihrer Oppositionsrolle wegkommen, konstruktiver werden muss“, hofft er auf breite Unterstützung aus eigenen Reihen. Was seine eigene Rolle angeht, will er auf Sachlichkeit setzen: „Ich kann nicht nur der Sprecher der CDU-Fraktion sein. Der Sachbezug muss im Vordergrund stehen. Und ich hoffe, dass im VG-Rat auch sachlich diskutiert wird.“ Emich übernimmt nicht nur politisch die Führung in der VG, sondern steht künftig auch an der Spitze einer Verwaltung, die 26 Jahre lang die Handschrift des Verwaltungsexperten Werner Holz trug. Auch wenn er in den letzten Monaten nur selten dort war, das Bruchmühlbacher Rathaus ist Emich vertraut, einst hat er dort seine Lehrjahre verbracht. Nun kehrt er – um viele berufliche Erfahrungen reifer – als Chef zurück. Sein Lebenslauf weist eine lange Liste von Qualifikationen im Verwaltungssektor auf, zuletzt war der Diplom-Verwaltungswirt (FH) und Betriebswirt (VWA) mit Mastertitel in „Ökonomie und Management“ an der Universität Kaiserslautern beschäftigt und fungierte als Leiter der Geschäftsstelle in der Hauptabteilung Bau-Technik-Energie mit 130 Beschäftigten. „Die Koordination von mehreren Abteilungen bin ich schon gewöhnt“, sagt er mit Blick auf die neuen Aufgaben. Aber Emich erwartet auch Unterschiede: „An der Uni sind die Denkweisen anders: Da gibt es keine Basta-Politik, vielmehr die Bereitschaft, auch mal in andere Richtungen zu denken, andere Optionen abzuchecken.“ Eine Herangehensweise, die er als Bürgermeister beibehalten möchte, wie er sagt. „Ich schaue erst mal, was ich vorfinde und hoffe auf die Unterstützung der Abteilungsleiter, die mir mit ihrem Fachwissen die Einarbeitung in die unterschiedlichen Themen bestimmt erleichtern werden. Apropos Sachpolitik – was will er als erstes angehen? „Eigentlich gibt es nirgends akuten Handlungsbedarf, was die VG-Institutionen angeht. Ob Schulen, Feuerwehr oder Werke – alles ist in einem guten Zustand“, lobt er die Arbeit seines Vorgängers. Doch dann fällt ihm doch noch eines ein, das er möglichst bald ändern möchte: die etwas isolierte Position der VG. „Ich möchte die Verbandsgemeinde mehr in die kommunale Gemeinschaft einbringen, sie mehr mit anderen vernetzen“, betont er. Und privat: Ist Emich schon mit Karin, die er erst im Mai 2015 geheiratet hat, von Dansenberg nach Elschbach umgezogen, wie er es im Wahlkampf versprochen hat? „Noch nicht“, gibt er lachend zu. „Wir sind noch am Umbauen. Aber bald ist es soweit.“ Und wenn das gepackt ist und er sich zudem in seinem neuen Amt eingearbeitet hat, folgen vielleicht auch endlich mal die Flitterwochen: „Das letzte Jahr war so ereignisreich. Da war für Flitterwochen keine Zeit.“ (oef)

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