Kultur Südpfalz Im Hotelzimmer nebenan

Mit vielen Verwicklungen bot die Komödie „Der Gangster und die Nervensäge“ von Francis Veber, die am Montag in der Germersheimer Stadthalle zu sehen war, turbulente Unterhaltung. Aufgeführt wurde das Stück in der deutschen Fassung von Dieter Hallervorden.

Es kann ein Scharfschütze nicht in Ruhe schießen, wenn der auf Selbstmord versessene Nachbar andere Prioritäten setzt. Das hat Friedrich Schiller in seinem „Wilhelm Tell“ etwas anders formuliert, aber das ist genau die Situation von Berufskiller Ralph, der sich für seinen neuen Auftrag in einem Hotelzimmer direkt gegenüber dem Justizpalast einquartiert hat, um den Kronzeugen eines brisanten Mafia-Prozesses zu eliminieren. Der Killer wird treffend und trefflich gespielt von Rapper und Comedian Bürger Lars Dietrich. Während der Schütze unauffällig bleiben will, ist im Zimmer nebenan der Fotograf Pignon untergekommen, der sich durch einen Fenstersprung das Leben nehmen will und dadurch Aufmerksamkeit erregt. Kontakt ist da unvermeidlich. Überzeugend mimt Sebastian Teichner den Verzweifelten, der in seinem Zimmernachbarn einen neuen Hoffnungsschimmer erblickt, sich wie eine Klette an ihn klammert und mit aller Kraft versucht, ihn in seine Angelegenheiten hereinzuziehen. Der Killer, von dessen Broterwerb Pignon nichts weiß, soll`s richten. So manches Mal fragt man sich, wer nun nerviger ist, Klammeraffe Pignon oder der aufdringliche Hotelpage. Als dieser erfährt, dass Pignon Selbstmordabsichten hegt, telefoniert er gleich mit dem Leiter der örtlichen psychiatrischen Klinik. Der erscheint höchstpersönlich und – wie es der Zufall will – ist er der neue Liebhaber von Madame Pignon. Da er seinem Nebenbuhler noch nicht begegnet ist, hält er Ralph, der gerade in Pignons Zimmer durch unglückliche Umstände das Bewusstsein verloren hat, für Pignon und stellt den Präzisionsschützen medikamentös ruhig. Als Ralph zu sich kommt und begreift, was geschehen ist, wird er wütend und verlangt telefonisch unter Drohungen die Verabreichung einer Gegendroge. Daraufhin erscheint Madame Pignon, die ihren Mann für den Drohenden hält, und ein Polizist, der fortan in Ralphs Badezimmer in Schach gehalten werden muss. Der Psychiater taucht auf mit der Gegenspritze. Der Hotelpage platzt zu den unmöglichsten Gelegenheiten herein: immer dann, wenn zwei der anderen Herren miteinander im Clinch liegen, und interpretiert die Kampfszenen als homoerotische Eskapaden. Bei all dem Trubel geht noch der Psychiater k. o.. Und Ralph hat inzwischen das Zittern von der Aufputschdroge. Wie soll da ein Attentat funktionieren? Nun spitzen sich die Dinge zu, denn Pignon findet das Präzisionsgewehr seines Nachbarn. Mit dem Ding in der Hand ist Pignon plötzlich, was er vorher nie war: Herr der Lage und mächtig selbstbewusst. Die Ereignisse überschlagen sich, ein Schuss fällt ... und Pignon wird zum loyalen, uneigennützigen Helden.

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