Rheinpfalz Kampfmittelräumung teurer

Nur in kleinen Schritten nähert sich das Interkommunale Gewerbegebiet Wilgartswiesen/Hauenstein seiner Realisierung. Am Dienstag beauftragte die Versammlung des Zweckverbandes das Planungsbüro igr aus Rockenhausen mit der Ausführungsplanung und vergab – mit Vorbehalten – den Auftrag für die Kampfmittelräumung. Nach den ausführlichen Darlegungen von Uwe Franzreb vom Planungsbüro fasste der Verbandsvorsitzende Jürgen Brödel zusammen: „Wir hoffen, dass wir Anfang 2019 in die Vermarktung gehen können.“

Dass bis dahin noch einiges zu leisten ist, machte unter anderem die Liste „offener Fragen“ deutlich, wie sie sich in Abstimmungsgesprächen in den vergangenen Wochen ergeben haben. Mehr als ein Dutzend Punkte – von noch ausstehenden Gutachten über Kreuzungsanträge und Setzungsmessungen bis hin zu geotechnischen Erkundungen – seien bis Ende August abzuarbeiten. Die To-do-Liste sorgte im Gremium, dem unter dem Vorsitz der beiden Bürgermeister Jürgen Brödel und Bernhard Rödig je vier Mitglieder aus Wilgartswiesen und Hauenstein angehören, spürbar für Ernüchterung und die Sorge, dass mit der Erledigung höhere Kosten verbunden seien. Das Gremium einigte sich, dass das Büro igr nun die zum Abarbeiten der Liste notwendigen Ingenieurleistungen erfasst. Die Bauabteilung der Verbandsgemeinde (VG) werde anschließend entsprechende Angebote bei Fachbüros einholen, auf deren Grundlage die Versammlung entscheide. Franzreb informierte, dass die Genehmigungsplanung zur umfänglichen Wasserproblematik mit diversen neuralgischen Punkten mittlerweile der Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) vorliege, dass die Genehmigung der Deutschen Bahn erteilt sei, zur Herstellung eines Überlaufs für das als Überflutungsschutz vorgesehene Versickerungsbecken die Bahnlinie unterirdisch zu queren, und dass eine Reihe von Koordinationsgesprächen – mit Pfalzwerken, den VG-Werken, Telekom und Pipelinebetreiber – geführt seien. Das Büro igr gehe davon aus, dass bis Ende August die Ausführungsplanung erstellt werden und ab September die Ausschreibung erfolgen kann. Aufgrund des Umfangs sei eine EU-weite Ausschreibung notwendig. In deren Rahmen könne ein Anteil von 20 Prozent national vergeben werden. Es werde zu prüfen sein, ob in diesem Zuge noch im Herbst verschiedene Arbeiten – unter anderem die Wurzelstockrodung, die Herrichtung des Waldwegs am südlichen Rand des Gebiets und Vorarbeiten zur Außengebietsentwässerung – erledigt werden können. „Ich hoffe, dass in diesem Bereich regionale Unternehmen zum Zuge kommen können“, sagte Brödel. Franzreb stellte einen Plan vor, der von einer Bauzeit von einem guten Jahr ausgeht – beginnend in den ersten Monaten 2018. In der ersten, rund drei Monate dauernden Phase soll die Baustraße samt der semizentralen Entwässerungsbecken erstellt werden, anschließend beginnt die Geländemodellierung im östlichen Bereich, für die vier bis fünf Monate veranschlagt sind. In der dritten Phase (zwei Monate) schließen sich unter anderem die Umlegung der Pipeline und der Bau der technischen Anlagen zur Wasserbewirtschaftung an. Schließlich folgen über vier bis fünf weitere Monate die Geländemodellierung im westlichen Teil und der Bau der Verkehrsanlagen. Nur mit Vorbehalt wollte die Versammlung den Auftrag für die Kampfmittelräumung vergeben. Das Fachbüro IBH aus Weimar hatte ein Interessensbekundungsverfahren durchgeführt und die Ausschreibungsunterlagen erstellt. Von sechs zur Abgabe eines Angebots aufgeforderten Firmen hatten vier Unternehmen eines abgegeben. Das günstigste Angebot kam von der Firma Schollenberger Kampfmittelbergung aus Celle mit einem Angebotspreis von 198.000 Euro. Die Kampfmittelräumung wird sechs bis acht Wochen in Anspruch nehmen und soll umgehend angegangen werden. Man war hier von 111.000 Euro Kosten ausgegangen. Die Berechnung des Ingenieurbüros ergab aber eine Vergabesumme von 163.000 Euro. Wegen der „momentanen Auftragslage im Bereich der Kampfmittelräumung überstiegen die Angebote aber auch diese Kostenberechnung“, so Marco Zwick-Kyas von der VG-Bauabteilung. Mitglieder des Gremiums zeigten sich von der geringen Zahl der Angebote überrascht. Die Verwaltung wurde deshalb aufgefordert, die Gründe beim Büro IBH zu erfragen. Von einer Aufhebung der Ausschreibung wollte man aber absehen, weil eine neue Ausschreibung höhere Preise bringen könnten. Wegen der immensen Kostensteigerung wurde ein Aufstockungsantrag beim Zuwendungsgeber gestellt, über den aber bislang noch keine Entscheidung vorliegt.

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