Rheinpfalz Kein Platz für Jim Knopf

Künftig soll sie „Richard-von Weizsäcker-Platz“ heißen: die eher unscheinbare Fläche vor dem Frankenthaler Hauptbahnhof, die zurzeit vor allem wegen parkender Autos ins Auge fällt. Das hat der Stadtrat auf CDU-Antrag beschlossen. Da die Deutsche Bahn von dieser Änderung betroffen ist, soll die Platztaufe zusammen mit ihr arrangiert werden. „Das können wir uns vorstellen, wenn es der Stadtrat beschließt“, zitierte Oberbürgermeister Theo Wieder (CDU) die Haltung des Unternehmens. Von einem „neu zu schaffenden Platz“ ist im Antrag, den Burkard Firsching für die Union einbrachte, die Rede. Die Diskussion, die sich daran entzündete, hatten die irritierten Antragsteller wohl nicht erwartet. Ingrid Hezel (FWG) reagierte zunächst eher verunsichert: Man wisse nicht einmal, wie der Platz aussehen werde, und ob er „des Politikers würdig“ sei. Die Sozialdemokraten könnten sich nur schwer mit diesem Standort anfreunden, sagte Bernd Leidig. „Muss es denn immer ein Politiker, muss es unbedingt ein Mann sein?“ Anne Gauch von den Grünen hatte offenkundig überhaupt gar keine Lust, der CDU-Initiative gedanklich irgendwie näher zu treten. Gegenempfehlung: Man könne ja einen Namen nehmen, „der mit der Bahn zu tun hat. Es muss ja nicht Jim Knopf sein ...“ Gar nichts anfangen mit dem Vorschlag konnte auch Linken-Sprecher Ulrich Pender: Ein Bahnhof sei „eigentlich was Neutrales“, meinte er. Wenn jetzt der Weizsäcker-Platz kommen sollte, dann komme womöglich als Nächstes der „Dr. Kohl-Bahnhof Süd“. Wer Kohls (Nicht-)Verhältnis zu Weizsäcker kennt, weiß, welch verwegene Gedankenkonstruktion das ist. Penders tadelnde Feststellung, der Präsident sei „nicht einmal vom Volk gewählt“, veranlasste Theo Wieder immerhin zur Klarstellung, die Bundesversammlung, die den Präsidenten bestimme, sei sehr wohl demokratisch legitimiert. Lust, sich auch noch mit Dieter Schiffmanns (SPD) Vorwurf auseinanderzusetzen, die Initiative sei leider nicht im Ältestenrat vorbesprochen und komme nun geradezu „überfallartig“, hatte die Union ersichtlich nicht mehr. Vielleicht hätten Linke, Grüne & Co vor der Abstimmung einfach noch mal nachlesen sollen, was der hoch geschätzte frühere Bundespräsident an klugen Dingen gesagt hat. Zum Beispiel dies: „Der Sozialismus hat zur Zeit keine Konjunktur. Aber ob er seine Funktion als Pendant zum Kapitalismus definitiv beendet hat, bleibt abzuwarten. Er hat Entscheidendes zur Kritik und damit zur Korrektur von Auswüchsen des lernfähigen Kapitalismus beigetragen.“ Die Abstimmung brachte jedenfalls ein klares Ergebnis: CDU, FWG und FDP setzten sich gegen SPD, Grüne und Linke durch. Bleibt zu hoffen, dass die CDU die Konsequenzen ihrer Initiative hinreichend bedacht hat: Frankenthal muss nun einen städtebaulich hervorragend neu gestalteten, Noblesse, Weltoffenheit und Heimatverbundenheit zugleich ausstrahlenden Bahnhofsvorplatz bekommen.

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