Rheinpfalz Landau hofft auf bessere Noten

RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Barbara Swojanowsky ist nahezu täglich auf dem Rad in Landau unterwegs.
RHEINPFALZ-Mitarbeiterin Barbara Swojanowsky ist nahezu täglich auf dem Rad in Landau unterwegs.

«Landau.»„Stop!“, schreie ich und halte meine Tochter, die gerade mit ihrem Rad losfahren möchte, an ihrer Kapuze fest. Schon rauscht das Auto an uns vorbei. Ein junger Mann brüllt dem Fahrer des Wagens Schimpfwörter hinterher. Denn obwohl die Fußgänger- und Radfahrerampel in der Westbahnstraße in Landau auf Höhe des Eingangs zum Goethepark längst auf Grün umgeschaltet hat, steht der Autoverkehr nicht still. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das erlebe. Denn für Autos, die aus der Stadt kommen, gibt es an der Fußgängerampel kein rotes Signal. Das steht vor dem Bahnübergang und wird von Autofahrern nicht immer als solches wahrgenommen. Bei solchen Gefahrenstellen wundert es nicht, dass Landau beim kürzlich veröffentlichen Fahrradklima-Test 2018 mit der schlechten Note 4,2 abgeschnitten hat. Alle zwei Jahre ruft der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) Bürger dazu auf, ihren Wohnort in Sachen Fahrradfahren zu beurteilen. Zwar ist die Befragung nicht repräsentativ, aber sie gibt Politikern lebensnahe Rückmeldungen. Für Landau haben beim jüngsten Test 266 Bürger ihre Meinung kundgetan: Sie sind zunehmend unzufriedener. 2014 haben sie das Fahrradklima noch mit 3,9 bewertet, 2016 mit 4,1. Die Radwege sind zu schmal Der Trend ist, das schreibt der ADFC auf seiner Internetseite, dass sich Menschen beim Radfahren immer unsicherer fühlen. Der ADFC führt das auf viel zu schmale Radwege und die häufig fehlende Trennung von Rad- und Autoverkehr zurück. Für das Sicherheitsgefühl in Landau gab es diesmal die Note 4,5. Die Annweiler Straße in Landau, die Teil meines täglichen Radwegs ist, ist dafür ein gutes Beispiel. Hier kommen mir die Autos besonders nahe: Erstens ist der viel zu schmale Radweg nur durch eine weiße Linie von der Autospur getrennt. Zweitens ziehen die Fahrzeuge bei Gegenverkehr auf die Fahrradspur. Aber die Straße ist nicht die einzige Gefahrenstelle auf meiner Tour: In der Zweibrücker Straße, Schlossstraße und Rheinstraße gibt es gar keine Fahrradwege. Von Autofahrern werde ich dort rasant überholt. Mit meinen Kindern weiche ich deshalb auf den Gehweg aus, was wiederum die Fußgänger nicht gerne sehen – sofern falsch geparkte Autos oder andere Hindernisse dafür überhaupt Platz lassen. Eine Baustelle versperrt den Weg Und dann erlebe ich noch solche Situationen: In der Neustadter Straße schneidet mir eine Baustelle den Weg ab. Rund um den Weißquartierplatz finde ich keine Abstellmöglichkeiten für mein Rad. In der Ostringstraße, wo ich gegen die Fahrtrichtung fahren darf, kommt es zu Konflikten mit Autofahrern. Sie wissen offenbar nicht, dass ich keine Geisterfahrerin bin, sondern hier in Gegenrichtung fahren darf. Zugegeben: Ideal ist das nicht. Stellenweise verengen geparkte Fahrzeuge den Weg. Im Nordring, in Höhe des Alten Messplatzes, komme ich nur schwer über die Straße. Es fehlt eine Fahrradführung. Vor allem am Morgen herrscht dort Chaos, wenn zahlreiche Schüler und Studenten mit ihren Drahteseln verschiedene Richtungen ansteuern. Dieses Problem hat aber auch die Stadtspitze erkannt und plant, einen Minikreisel an der Kreuzung im Bereich des Nordrings einzurichten. Fahrradstraßen geplant Zu dem schlechten Ergebnis des Fahrradklima-Test sagt Verkehrsdezernent Maximilian Ingenthron: „Wir nehmen die Ergebnisse der Befragung sehr ernst. Sie gibt uns wichtige Hinweise, wo wir nachlegen müssen. Dazu gehört auch, noch mehr Werbung für das Radfahren zu machen.“ Laut Ingenthron will die Verwaltung den Stellenwert des Fahrrads im Stadtverkehr deutlich anheben (Werbung für das Radfahren: Note 4,9). Außerdem stünden die Einrichtung von Fahrradstraßen rund um den Alten Messplatz und zur Uni, sowie die Neumarkierung und Verbesserung der Radwegesituation in der Annweiler Straße und an der Kreuzung Zweibrücker Straße/Annweiler Straße aktuell auf der Tagesordnung. „Nach dem Fahrradklimatest 2016 hat die Stadt Landau ein Integriertes Mobilitätskonzept in Auftrag gegeben mit dem Ziel, die Situation aller Verkehrsarten zu verbessern“, erklärt der Bürgermeister. „In dem Konzept, das mit Unterstützung vieler Bürger erstellt wurde, werden gezielt Maßnahmen aufgezeigt, die es nun zu prüfen und entsprechend der finanziellen Möglichkeiten weiter umzusetzen gilt.“ Was die Öffnung von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für den Radverkehr im Stadtzentrum betrifft (Note 3,9), sei dies bei allen verkehrsbedeutsamen Straßen außer der König- und der Martin-Luther-Straße bereits geschehen. Bald kommen Leihfahrräder Eine weitere schlechte Note (5,3) werde wohl bald der Vergangenheit angehören, sagt Ingenthron. Die hatte sich die Stadt für das Fehlen von Leihfahrrädern eingefangen. Doch noch in diesem Jahr soll das Fahrradleihsystem VRN Nextbike eingeführt werden. Das Stadtbauamt habe zudem die Planungen zur Ausschilderung der Radwege (Note 4,5) im Stadtgebiet abgeschlossen und den entsprechenden Förderantrag gestellt. Info Die Ergebnisse der ADFC-Befragung zur Radfahrerfreundlichkeit von Städten gibt es im Internet unter www.fahrradklima-test.de .

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