Rheinpfalz Mörder auf der Flucht

Diez/Ludwigshafen. Ein 47 Jahre alter Mann, der wegen Mordes und Vergewaltigung zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt wurde, entkam am vergangenen Dienstag bei einem begleiteten Ausgang im hessischen Limburg. Der Verurteilte aus Limburgerhof (Rhein-Pfalz-Kreis) hatte im Mai 1995 eine 46-jährige Frau in Ludwigshafen-Oggersheim umgebracht und später eine Frau vergewaltigt. Der Mann saß seit 1998 im Gefängnis, zuerst in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Frankenthal, dann in der JVA Diez.

Josef Maldener, Leiter der JVA Diez, bestätigte gestern auf Anfrage die Flucht. Es habe sich um den ersten begleiteten Ausgang gehandelt, vorher sei der Gefangene nur ausgeführt worden. Um das Gefängnis in Begleitung verlassen zu dürfen, habe er sich zuvor bewähren müssen. „Wir haben nicht damit gerechnet, dass er sich beim ersten Mal aus dem Staub macht“, sagte Maldener. Wenn ein Häftling ausgeführt wird, darf er das Gefängnis nur gemeinsam mit einem Vollzugsbediensteten verlassen. Bei einem begleiteten Ausgang ist dagegen lediglich eine Privatperson dabei. Maldener erklärt, dass dabei nicht mehr die Sicherheit im Mittelpunkt stünde, sondern es vielmehr darum gehe, wie sich der Häftling verhalte. Ob er die Zeit beispielsweise nutze, um Alkohol oder Drogen zu konsumieren, so Maldener. Der flüchtige Häftling hatte im Mai 1995 eine 46-Jährige mit mehreren Messerstichen in deren Wohnung in Ludwigshafen-Oggersheim getötet. Die Frau hatte der damals 25-jährige gelernte Schlosser in einer Kneipe kennengelernt und nach Hause begleitet. In der Wohnung wollte er sie zum Geschlechtsverkehr überreden. Nachdem sie ihn zurückgewiesen hatte, brachte der Mann das Opfer mit mehreren Messerstichen um. Die Polizei tappte nach der Tat jahrelang im Dunkeln – trotz Fahndungsaufrufen, Plakat- und Handzettelaktionen sowie einem Beitrag in der Fernsehsendung „Aktenzeichen XY ungelöst ...“. Erst 1998 konnte der Mann nach einem Abgleich von Fingerabdrücken festgenommen werden. Die Polizei kam ihm auf die Spur, weil er eine ehemalige Freundin vergewaltigt hatte. Wegen dieser Tat war er erkennungsdienstlich behandelt worden. Seine Fingerabdrücke konnten auch am Tatort in Oggersheim nachgewiesen werden. In den drei Jahren zwischen dem Mord und seiner Festnahme hatte der Schlosser seine Fachhochschulreife nachgeholt und lebte mit einer Frau zusammen, mit der er auch ein Kind hat. Das Kind wurde erst geboren, als der Angeklagte schon in Untersuchungshaft saß. Zu der Vergewaltigung der ehemaligen Freundin kam es, nachdem sich die Mutter seines Kindes von ihm getrennt hatte. Nach seiner Verurteilung im März 1999 vor dem Landgericht Frankenthal und der gescheiterten Revision vor dem Bundesgerichtshof im Oktober 1999 verbüßte der Verurteilte eine lebenslängliche Haftstrafe in Diez. Dort wurde ihm 2008 mediale Aufmerksamkeit zuteil, weil der SWR eine Reportage über den Gefangenen drehte. Grund dafür war, dass er im Gefängnis Theologie studierte. Der Autor und Regisseur Claus Hanischdörfer begleitete den Gefangenen damals zehn Tage im Gefängnis und erinnert sich: „Er war ein netter, sympathischer Mann, wenn man nicht wusste, was er getan hatte.“ Er habe dem Gefangenen abgenommen, dass er den Mord bereue, sagte Hanischdörfer gestern der RHEINPFALZ. Die Vergewaltigung habe der Mann dagegen nicht bedauert. Deshalb kann und will der Filmemacher auch nicht beurteilen, ob der Flüchtige noch gefährlich ist oder nicht. Direkten Kontakt hatte er zu dem Häftling nicht mehr. Außer, dass dieser ihm die drei darauffolgenden Jahre nach dem Dreh Karten zu Weihnachten gesendet habe. Diese seien allerdings unverbindlich gewesen. Die Frage bleibt nun, warum die Öffentlichkeit erst eine Woche nach der Flucht durch einen Medienbericht davon erfährt. Josef Maldener von der JVA Diez sagt, dass direkt nach der Flucht das Justizministerium, die Polizei und die Staatsanwaltschaft informiert wurden. „Oberstes Gebot ist jetzt, eine erfolgreiche Fahndung und schnellstmögliche Festnahme zu ermöglichen“, teilte gestern eine Sprecherin des Justizministeriums mit und verwies an die Staatsanwaltschaft Frankenthal. Diese war gestern Nachmittag für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Einwurf

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