Rheinpfalz Mit Volldampf voraus

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Eine tolle närrische Eisenbahnfahrt mit Start und Ziel Bahnhof Hinterweidenthal erlebten die Besucher der ersten von zwei Prunksitzungen am Samstag. Die Teufelstischturnhalle wurde zur Bahnhofshalle und das riesige Bühnenbild zeigte den Bahnhof im Ort mit direktem Blick zum Teufelstisch.

Die einzelnen Stationen dieser besonderen Reise närrischen Klamauks, von Büttenreden, Show, Tanz und Gesang, waren gespickt mit Überraschungen der Aktiven des Turnvereins, allen voran der drei „Zugbegleiter“ Denis Zick, Florian Eder und Marliese Zimmermann, die den „Passagieren“ fünf Stunden lang als „Fachpersonal“ moderierend und unterhaltsam zur Seite standen. Wie ein roter Faden zog sich das Thema „Eisenbahn“ durch das Programm, ob in der Bütt oder bei den Tanzvorführungen. Der Einzug machte bereits Stimmung. Jim Knopfs „Eine Insel mit zwei Bergen“ dröhnte aus den Lautsprechern, die überdimensionierte Dampflok „Emma“ dampfte stolz vor sich hin, während sie als Bühnenkulisse auf einem Nebengleis abgestellt wurde und begehrtes Objekt von vielen Handyfotos wurde. Mächtig groß produzierte das Prachtstück sogar Dampf. „Ich begrüße Euch, ihr Oberdörfer und Unterdörfer, Zuggäste und Mitgeschlääfte“, begrüßte Zick die Narren. „Sänk ju for dräwelling wis TVH“, bedankte er sich bei den Fahrgästen bereits im Vorfeld, während auf einer kleinen Miniatur-Eisenbahn die Getränke der Aktiven auf die Bühne gefahren wurden. Ein Urgestein der TVH-Fastnacht, Roland Links als Eisenbahnkenner, gab einen närrisch-geschichtlichen Überblick über Eisenbahnromantik von früher und heute und zwar ohne Skript und ohne Hänger. Der 77-jährige „Lokführer“, seit 25 Jahren in der TVH-Bütt, kam richtig in Fahrt. Warum ein Lehrer seine Schüler am Bahnhof, als der Zug eintraf, nicht einsteigen ließ, erklärte er: „Da war auf einem Schild zu lesen: 1. Klasse, dann ein Schild 2. Klasse, aber wir sind doch die dritte Klasse“. Mit gerade mal 14 Jahren stand im zweiten Teil des Programms mit dem Fischbacher Nico Babilon die nächste Generation an Büttenrednern bereit, um die Zugreisenden über das beliebte Thema Urlaub mit den Eltern amüsant zu informieren. Die kleinen Missgeschicke reichten von der Ameiseninvasion bis zu explodierenden Autos, die er sowohl sprachlich als auch gesanglich auf den Spuren des „Härtschd“, Oliver Betzer, darbot. Auch wenn diese Schuhe noch zu groß sind, das Talent bringt er mit. Ganz am Ende der närrischen Reise stieg schließlich auch Betzer auf den närrischen Zug als Prinz auf und zwar kurz vor Einfahrt in den Zielbahnhof. Die geliebte Schwiegermutter hat ihn bei einer Verkehrskontrolle der Polizei in die Pfanne gehauen, ob beim Nichtmitführen des Führerscheins oder bei technischen Mängeln am Auto. Mobilität war sein Stichwort: „Früher hieß es, es fährt ein Zug nach nirgendwo, heute ist nirgendwo ein Zug“. Ein Büttenredner-Dauerbrenner begleitete die Zugfahrt zu Beginn ebenfalls: Martin Berberich alias „De Maddin“, direkt angereist von einer Trauerfeier von drei Enten, die beim Schlachten starben und für die auch noch ein „Frankfurter Kranz“ niedergelegt wurde. Ein weiteres Urgestein stand mit Hans Schmitt als „Bauer Sepp“ auf der Bühne. „Liebe Sympathisanten der schönen Stunden“, begrüßte er das Publikum, ehe er Einblicke davon gab, als er in der „Hoppla“ in Klingenmünster weilte und dort die Ortsbürgermeisterin von Hinterweidenthal traf. Seine Empfehlung, wie Zwistigkeiten im Gemeinderat gelöst werden können: „Eine Beautyfarm vorm Rathaus einrichten, do kann mer alle mol die Fräss poliere“, und vieles mehr. Schmitt glänzte aber auch mit sprachlicher Feinwürze. Beispiel: „Die Frau, die Sau- di-arabisch …“. Die Orgelpfeifen der Meckerorgel nahmen das Dorfgeschehen musikalisch unter die Lupe, vom „Nutriamord“ über die Sanierung der Bahnhofstraße bis zu den Staus auf der B 10 reichte die Palette der Themen, die die Pfeifen, nachdem sie mehrmals „geölt“ werden mussten, pfiffen. Tänzerisch sorgten die „Little Big Stars“, die „Crazy Girls“, „Young Generation“, „Dance Company“, „Dancing Doll“s“ sowie „Step und Pep“ für Höhepunkte, allesamt TVH Eigengewächse. Vor allem die 16 Mädels von Step und Pep in Dirndl, unterstützt von vier Herren, boten eine imposante Bühnendarstellung. Auch das SVH Männerballett hat sich mit der Inszenierung von Lichteffekten in der verdunkelten TVH Halle einiges einfallen lassen und sorgte damit für ein Glanzlicht im wahrsten Sinne des Wortes. Unterstützt wurden die Tanzgruppen von den „Queichtalsternchen“, „One to Step“ und der „Needinggarde“, allesamt aus Hauenstein. Traditionell sorgten sowohl die Rappenfelser als auch die Turnerlerchen für den guten gesanglichen Ton während der närrischen Zugfahrt, die gegen 1 Uhr den Zielbahnhof erreichte. (dy)

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