Eisenberg „Morgenland“ in Variationen

Sie ist das Herzstück der Donnersberger Literaturtage: die Lesung und Preisvergabe des Schülerwettbewerbs mit dem Susanne-Faschon-Preis. 82 Autoren von 13 Schulen – 45 waren angesprochen worden – hatten in diesem Jahr 91 Beiträge eingereicht. Die besten 13 kamen in die Endausscheidung und wurden in der Turnhalle der Berufsbildenden Schule Donnersbergkreis in Rockenhausen vorgelesen.

BBS-Schulleiterin Eva John hatte eingangs die Gäste begrüßt – allen voran die jungen Autoren, die gespannt auf das Ergebnis der Jury warteten. Literaturtage-Organisator Thomas Mayr moderierte den Nachmittag zusammen mit Gabi Treiber. „Helden und Legenden“ lautet 2015 das Motto des Hauptsponsors Kultursommer Rheinland-Pfalz, davon weiterführend „Morgenland“ als Themenvorgabe für die jungen Autoren. Dabei waren alle Interpretationsmöglichkeiten offen: Ob Morgenland, Abendland, Land wie es sich am Morgen zeigt, Land der Zuwanderer oder auch ein Morgen Land als Größenbezeichnung für ein Geländestück – das Thema wurde in unterschiedlichster Weise bearbeitet, wie Mayr erläuterte. Ein Großteil der eingesandten Texte interpretierte den Ausblick auf morgen als Zukunftsperspektive. Die Jury – bestehend aus Thomas Mayr, Thomas Behnke, Barbara Franke und der letztjährigen Preisträgerin Vivian Tekin – hatte die anonymisierten Beiträge nach einem Punktesystem beurteilt. Alle Texte mit mehr als 56 Wertungspunkten waren bei der Lesung vertreten. Erstmals vergab der Donnersberger Literaturverein auch einen Preis für die schreib-kreativste Schule. Hier floss in die Bewertung ein, wie viele Schüler die Schule für den Wettbewerb motivieren konnte, ob die Schule eine Schreibwerkstatt oder eine Schreib-AG als freiwilliges Angebot im Programm hat sowie die jeweilige Platzierung der Schüler im aktuellen Wettbewerb. Dieser Preis ging an das Gymnasium Weierhof, das neben 200 Euro eine Lesung mit dem Saarbrücker Autor Erhard Schmied erhält. Nach der stimmungsvollen einleitenden Musik von Alina Gisdepski (Klavier und Gesang), Hannah Klein und Vanessa Kube (Gesang) wurde es mucksmäuschenstill, als die erste Autorin ihren Vortrag begann. Es ist guter Brauch des Veranstalters, nach den Plätzen eins bis drei alle weiteren Beiträge der Lesung auf den vierten Platz zu setzen. Applaus und Unterstützung durch das aufmerksame Publikum war allen Autoren gewiss. Staatssekretär Walter Schumacher aus dem Mainzer Bildungsministerium lobte nicht nur die vielseitigen Texte, er staunte auch über das Programm der Literaturtage: „Es ist unglaublich, welche Vielfalt hier zusammengestellt ist! Von Peter Härtling über Sybille Lewitscharoff bis hin zum Susanne-Faschon-Preis – diese tolle Mischung habe ich noch nirgends sonst erlebt.“ Schumacher versprach sich dafür einzusetzen, dass auch die nächsten Literaturtage wieder vom Land gefördert werden. Den ersten Platz und damit den Faschon-Preis erreichte Felicitas Lamb aus Winnweiler, die das Wilhelm-Erb-Gymnasium besucht. Waren die anderen Preisträger der Prosa verpflichtet, so schaffte hier ein schönes, dreigliederiges Gedicht den Sprung auf Platz eins. „Starke Verse über den Schritt in ein Zufluchtsland, wobei das Abendland als Morgenland beschrieben wird, als Utopie entlarvt, die nicht hält, was sie verspricht“, so das Urteil der Jury. Lamb habe die Strophen konsequent und sehr intelligent parallelisiert, ohne dass der Eindruck von Konstruiertheit die poetische Stimmung störe. Gut und stimmig auch im Stil, haben der sprachliche Rhythmus und eine eindrucksvolle Gedichtform die Jury restlos begeistert. Den zweiten Platz belegte Jannick Mielke aus Oberwiesen, Gymnasium Weierhof. Sein Text „Ins Morgenland“ gibt im inneren Monolog den dienstlichen Aufbruch einer Journalistin ins Morgenland wieder, der im krassen Gegensatz zu den Morgenland-Fantasien ihrer Kindheit steht. Flüssig und elegant, eine originelle Idee mit schönen Metaphern leise erzählt, so die Jury. Platz drei ging an Viktoria Dippel aus Neuhemsbach (BBS) mit „Morgenmomente“. Sie beschreibt einen jugendlichen Zyniker, flott, kurzweilig, fluchend, lästernd mit viel Selbstironie und amüsant. Stilistisch locker und gut durchgeschrieben, war der Text mit Recht gut platziert. Flotte Musik mit Tabea Jotter und Simon Gabriel und „Hold back the river“ rundeten das kurzweilige Programm ab. (gth)

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