Kultur Südpfalz Musik und Leben

Alexander Zemlinsky hatte es nicht leicht. Als Komponist sind seine Zeitgenossen Webern und Schönberg durch deren kompromisslose Erneuerung der Musik bekannter geworden. Und Alma, die schönste seiner Kompositionsschülerinnen, heiratete lieber den Dirigenten Gustav Mahler. Gut, dass das Zemlinsky-Quartett im Rahmen des Internationalen Musikfestivals in Weißenburg eine Lanze für den kleinwüchsigen, 1942 im amerikanischen Exil verstorbenen Künstler brach.

Zemlinskys Kammermusik steht selten auf dem Programm. In Weißenburg stellte das Zemlinsky-Quartett dessen frühes Streichquartett Nr. 1 in A-Dur vor, das noch im Bann der Spätromantik steht. Die Geiger Frantisek Soucek und Petr Strizek, der Bratscher Petr Holman und der Cellist Vladimir Fortin verliehen den Ecksätzen einen beschwingten Duktus. Feine Schattierungen durchzogen die Interpretation des Quartetts in den ruhigen n Momenten. Aus dem fließend musizierten Legato des dritten Satzes arbeiteten die Musiker stringent die intensive Steigerung heraus. Besondere Aufmerksamkeit finden in Kammermusikkonzerten neue Stücke. Nikita Mndoyants schrieb sein Klavierquintett Nr. 2 im Jahr 2015 für die Arizona Friends of Chamber Music und übernahm gemeinsam mit dem Zemlinsky Quartett auch gleich die Uraufführung. Jetzt war es in Weißenburg zu hören. Das einsätzige Werk beginnt mit düster grummelnden Akkordschlägen im Klavier, auf die die Streicher mit verhuschten Klangschraffuren antworten. Überraschend lockert sich das Stück auf. Mndoyants lotete am Flügel das gesamte Tonspektrum des Instruments aus. Immer wieder schimmerte das wunderbar getragen musizierte elegische Thema der Streicher auf. Der junge russische Pianist und Komponist zeigte sich in diesem Klavierquintett als eigenständige musikalische Persönlichkeit. Sehr persönlich gibt sich das Streichquartett Nr. 1 in e-Moll von Bedrich Smetana. Nicht umsonst trägt es den Beinamen „Aus meinem Leben“. Das Quartett ging dieses Stück mit hörbarer Freude an einer klangsinnlichen, abwechslungsreichen Gestaltung an. In dem ausdrucksstarken Spiel der Musiker kamen all die unterschiedlichen Facetten des Kopfsatzes zur Geltung. Kontrastreich und energiegeladen gab das Zemlinsky-Quartett den zweiten Satz „a la polka“, in der sich Smetana an eine Jugend voller Tanzmusik erinnerte. Zu einem farbenreichen Klanggemälde, erfüllt von strömendem Melos, entwickelten die Musiker ihre Wiedergabe des Largo, das vom Komponisten als Denkmal seiner Liebe zu seiner Frau gedacht ist. Im Finalsatz spiegelte das Zemlinsky-Quartett den Wechsel zwischen unbeschwertem Übermut und dunklen Gedanken. Smetana wusste zu diesem Zeitpunkt, dass sein Tinnitus der Vorbote einer beginnenden Taubheit war, und so endete der Finalsatz sehr lakonisch. Das Zemlinsky-Quartett zeichnete die musikalische Autobiografie überzeugend nach. Das Musikfestival klingt am Wochenende mit zwei Auftritten des Symphonieorchesters Mühlhausen aus: Am Samstag stehen das Doppelkonzert von Brahms sowie Prokofjeffs Klavierkonzert Nr. 2 auf dem Programm. Am Sonntag werden das Tripelkonzert von Beethoven und Rachmaninows zweites Klavierkonzert gespielt. Beginn ist jeweils 18 Uhr. |nl

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