Rheinpfalz Spitze Zungen und perfekte Choreografie

Teilte ordentlich aus: Protokoller Uwe Staab (rechts) mit „Azubi“ Thomas Pfaff.
Teilte ordentlich aus: Protokoller Uwe Staab (rechts) mit »Azubi« Thomas Pfaff.

Ein fast fünfstündiges Programm mit großartigen Show- und Gardetänzen, geschliffenen Büttenreden und einem „Hallehausmeschder“, der seinem „Borjemeschder“ gehörig die Leviten las: Das alles und noch mehr erlebten knapp 150 Narren in der nicht ganz ausverkauften Schönbachtalhalle, in die der Breitenbacher Carneval Verein (BCV) am Samstagabend zum großen Narrenspektakel eingeladen hatte.

Mit einem „Brädebach helau“ marschierte der Elferrat, eskortiert von der Funkengarde, pünktlich um 19.33 Uhr in die bunt dekorierte Halle ein. Kaum hatten sie ihre Plätze eingenommen, schallte aus den Lautsprechern Jacques Offenbachs legendäre Cancan-Musik, und die neun Gardemädels in ihren blau-weißen Uniformen warfen die Beine in luftige Höhen. Das geneigte Publikum erhob sich und begrüßte die Tollität, Prinzessin Michelle die Erste. Wie zu erfahren war, hatte ihre Hoheit immer noch keinen Traumprinzen gefunden. Doch zum Entsetzen ihrer untertänigsten Narrenschar gab sie bekannt, dass sie im nächsten Jahr einer neuen Prinzessin das Zepter übergeben wolle. Seinen vorläufig letzten Auftritt kündigte auch das Funkenpaar Saskia Schamma und Christian Staab an. Die beiden lieferten wieder einmal eine faszinierende Bühnenshow ab. Hoch lebe der Nachwuchs: Das galt insbesondere für Sorina Lothschütz und Lara Hettrich, die in der Bütt wieder einmal Pikantes aus dem Schulalltag und von „dehäm“ erzählten. Danach eroberte „K-Unit“ in Form von Solotänzer Florian Weber die Bühne: Begleitet von knallharten Beats und einer grölenden Fangemeinde tanzte sich der lange Lulatsch, der auch als Kulissenschieber für den BCV unentbehrlich ist, regelrecht in Ekstase. Gelassen, jedoch mit spitzer Zunge und hintersinnigem Humor nahm wieder einmal der „Hallehausmeschder“ und Protokoller Uwe Staab „unser Borjemeschder“ ins Fadenkreuz. Nein, er habe nix gegen den Ortsbürgermeister, aber halt auch nix, was helfen könnte, erklärte er staubtrocken. Dann gab’s noch einen Tipp: Nägel hämmert man nicht in Bäume! Erst recht nicht, wenn man Durchgangsverbotsschilder an selbige nageln will. Seinen „Azubi“ Thomas Pfaff hatte der „Meschder“, der Mann mit der Lizenz zum Blumengießen, auch wieder dabei, um ihn mit der Klampfe zu unterstützten. Wie friedlich die Welt außerhalb der Politik sein kann, zeigte Funkenmariechen Anthonya Miha, die die erste von zwei Pausen einläutete. Einfach nur großes Kino, was die Funkengarde auf die Bühne zauberte, als sie „Arielle, die Meerjungfrau“ dem begeisterten Publikum vorstellte. Ebenfalls perfekt der Auftritt von Funkenmariechen Louisa Herz, die trotz kraftraubender Akrobatik nie ihr strahlendes Lächeln verlor. Klasse, wie der Breitenbacher Nachwuchs Falcos „Egoist“ parodierte und das Stimmungsbarometer fast bis zum Anschlag ausschlagen ließ. Zum Wegschmeißen komisch, was von den Sprachakrobaten rausgehauen wurde. So musste Enkelin Michelle Glaub erfahren, dass Oma Sarah Rohde immer noch ein heißer Feger ist. Nicht mehr ganz im Rausch der Gefühle hingegen das Traumpaar Hilde und Helmut (Sarah und David Rohde), die über ganz Privates tratschten. Astronaut Mani (Klaus Sorg) berichtete von seinen Erfahrungen. Teils schlüpfrig waren die Gute-Nacht-Geschichten von Lukas Reger und Philipp Romba. Und die feinen „Brädebacher Kehlcher“ suchten nach der Dame, die auf ihrem Hintern Rosen tätowiert haben soll. Als sie dann noch die Hymne „Jo in Brääädebach, hier Auf dem Wilcher ...“ anstimmten, da schunkelte der ganze Saal. Weit nach Mitternacht dann der Auftritt des Männerballetts, das als befrackte Pinguine weder hohe Temperaturen, knallende Luftballons noch Eisbären fürchtete. Und so dröhnte es zum großen Finale: „Hey, wir wollen die Eisbären sehen ...“

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